Im Streit um die kurzfristig abgesetzte Richterwahl im Bundestag bleiben die Fronten zwischen Union und SPD verhärtet, nachdem Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) den Eklat abgewiegelt hatte. SPD-Fraktionsgeschäftsführer Dirk Wiese sagte im „Berlin Playbook Podcast“ von „Politico“: „Natürlich gibt es immer wieder Gewissensentscheidungen im Deutschen Bundestag. Aber ehrlicherweise, es gibt auch Koalitionsverträge.“

Merz hatte am Sonntag in der ARD gesagt, man könne Abgeordneten keine Befehle von oben geben und gesagt, es ginge bei Personalentscheidungen wie der Richterwahl für das Bundesverfassungsgericht auch um Gewissensfragen. „Das war am Freitag nicht schön, aber das ist nun auch keine Krise der Demokratie, keine Krise der Regierung.“

Wiese: „Es gibt Dinge, auf die verständigt man sich“

Wiese sagte aber: „Es gibt Dinge, auf die verständigt man sich.“ Er warf Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) wegen der geplatzten Wahl einen Vertrauensverlust vor. „Wenn wir eine Zusage bekommen, dass Richterinnen-Vorschläge für das Bundesverfassungsgericht eine Mehrheit bekommen und dann am Ende letztendlich Jens Spahn zurückrudern muss, dann ist das schon in gewisser Weise ein Vertrauensverlust.“

Wiese wiederholte die Forderung, die Union sollte die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf einladen. Am Freitag war die letzte Sitzungswoche des Bundestags vor der Sommerpause im Streit geendet. Die Wahlen dreier neuer Richter für Karlsruhe waren kurzfristig von der Tagesordnung abgesetzt worden, weil der Druck gegen die Staatsrechtlerin Brosius-Gersdorf in der Union zu groß geworden war und die Fraktionsführung die mit dem Koalitionspartner verabredete Unterstützung nicht mehr garantieren konnte.

Die Brandenburger CDU-Bundestagsabgeordnete Saskia Ludwig verstärkte am Sonntag ihre Kritik an Brosius-Gersdorf, die ihrer Meinung nach „unwählbar“ ist. Eine von Corona-Fundamentalisten unterstützte Professorin sei für den Posten maximal ungeeignet, sagte sie dem „Handelsblatt“. „Auch ihre Eignung als Hochschullehrerin – die auf den juristischen Nachwuchs losgelassen wird – sollte überprüft werden.“

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