Was wurde vor dem Alaska-Gipfel nicht alles geschrieben und versprochen: "Pursuing Peace" hatte das Weiße Haus, das mit Spannung erwartete Treffen von Donald Trump und Wladimir Putin genannt: Frieden anstreben. Denn der US-Präsident wollte mit dem russischen Staatschef ein Abkommen zur Beendigung des Ukraine-Krieges vereinbaren. Von einem "Gebietstausch" zum Nachteil der Ukraine war die Rede. Und von neuen Sanktionen. Sollte Putin nicht mitspielen. Wenige Stunden später ist klar: Es gibt keinen Frieden, keine Waffenruhe, keinen "Gebietstausch" und auch keine Sanktionen. Nichts. Dennoch wird das Treffen der beiden Staatschefs in Erinnerung bleiben, denn der Alaska-Gipfel wartete mit reihenweise bemerkenswerten, aber auch merkwürdigen Entwicklungen und Bildern auf. ntv.de hat die wichtigsten zusammengetragen.
Was fliegt denn da?
Lange steht die Air Force One auf dem Rollfeld der Militärbasis in Alaska, bis auch die russische Präsidentenmaschine eintrifft. Donald Trump verlässt sein Flugzeug etwas früher als Wladimir Putin und schlingert über den roten Teppich. Während er wartet, applaudiert Trump mehrfach in Richtung Putins. Dann schütteln sich die beiden Staatschefs lächelnd die Hände und gehen in Richtung eines Fotopodiums.
Plötzlich verschwindet das Lächeln aus dem Gesicht Putins. Der russische Präsident guckt verdutzt mehrfach über seine rechte Schulter - und dann nach oben: Ein B2-Tarnkappenbomber und vier F-35-Kampfjets donnern über die Köpfe der beiden Staatschefs hinweg. Es sieht nicht so aus, als wäre die russische Delegation über diese Art der Begrüßung informiert gewesen.
Ich verstehe nichts
Auf dem Fotopodium angekommen, gerät Wladimir Putin ins Visier einer Reporterin. Sie wirft dem russischen Präsidenten Fragen entgegen, die er aus seiner Heimat eher nicht gewohnt ist. "Werden Sie einem Waffenstillstand zustimmen?", fragt sie. "Wie können die USA ihrem Wort trauen?" Erst als sie fragt: "Werden Sie aufhören, Zivilisten zu töten?", reagiert Putin. Der russische Präsident zeigt auf sein Ohr und deutet entschuldigend an, dass er die Reporterin leider nicht versteht.
Nur Stunden später ist der russische Präsident des Englischen wieder mächtig: Als Trump zum Abschluss der kurzen Pressekonferenz meint, er wolle Putin bald wiedersehen, wirft der russische Staatschef auf Englisch ein: "Next time in Moscow!"
Putin macht's wie Churchill
Auch der Weg zu den vertraulichen Gesprächen hinter geschlossenen Türen war mehr als ungewöhnlich. Die beiden Präsidenten verlassen den Flughafen nicht wie üblich in getrennten Autos. Nach dem Fototermin auf dem Rollfeld steigt Putin für die zehnminütige Fahrt kurzerhand in die gepanzerte Limousine von Trump.
Wie ungewöhnlich ist die gemeinsame Fahrt? Der bis dahin letzte ausländische Regierungschef, der bei einem US-Präsidenten mitfuhr, war 1943 der britische Premierminister Winston Churchill bei Franklin D. Roosevelt, berichten US-Medien. Anders gesagt: Mehr symbolische Vertrauensbeweise gibt es kaum. An der Planung kann es nicht gelegen haben: Neben der russischen Präsidentenmaschine stand eine zweite Limousine mit russischer Beflaggung für Putin bereit.
Vieraugengespräch fällt aus, das Arbeitsessen auch
Der Kreml hatte genau zu Protokoll gegeben, wie das Treffen von Wladimir Putin und Donald Trump in Alaska ablaufen wird. Es beginnt um 11.30 Uhr Ortszeit mit einem Einzeltreffen von Trump und Putin, nur begleitet von Übersetzern. Anschließend war ein spätes Arbeitsfrühstück der beiden Präsidenten zusammen mit ihren Verhandlungsdelegationen geplant, zu guter Letzt eine gemeinsame Pressekonferenz.
Inzwischen ist klar: Das Einzeltreffen fiel aus, das Arbeitsfrühstück ebenfalls. Warum? Unklar. Nur das Treffen der Verhandlungsdelegationen fand wie geplant statt: Die Teilnehmer saßen in Hufeisenform beisammen. Neben Trump und Putin waren die beiden Außenminister Sergej Lawrow und Marco Rubio anwesend, zudem der US-Sonderbeauftragte Steve Witkoff, der zuletzt mit Putin in Moskau gesprochen hatte, und Putins außenpolitischer Berater Yuri Uschakow.
Die Positionen sind offenbar schneller ausgetauscht als gedacht: Die Pressekonferenz beginnt früher als vom Kreml angekündigt.
Hat sich etwa eine Vorahnung von Trump bewahrheitet? Vor dem Treffen hatte er erklärt, er werde sich nicht von Putin einschüchtern lassen: "Ich werde innerhalb der ersten zwei, drei, vier oder fünf Minuten wissen, ob es ein gutes oder ein schlechtes Treffen wird", sagte der US-Präsident. "Wenn es ein schlechtes Treffen ist, wird es sehr schnell zu Ende sein."
Putin erhält Vortritt bei Pressekonferenz
Nur die Pressekonferenz schaffte es von der Ankündigung in die Umsetzung, aber auch dabei passierte Bemerkenswertes: Die Pressekonferenz war eigentlich keine, denn dann wären Fragen von Journalisten zugelassen gewesen. Stattdessen geben beide Präsidenten eine Stellungnahme ab. Für Trump ist das höchst ungewöhnlich. Der US-Präsident ist alles andere als medienscheu. Üblicherweise eröffnet er bei Besuchen anderer Staatschefs eine offene Fragerunde. Kein Thema ist tabu. Hat die russische Delegation nach dem unangenehmen Fototermin auf dem Rollfeld die Notbremse gezogen und eine Planänderung durchgesetzt?
Ungewöhnlich ist auch, wer die Pressekonferenz eröffnet: Trump gibt das Rederecht, das ihm als Gastgeber zusteht, ab und lässt Putin den Vortritt. Das habe sogar die Dolmetscher überrascht, sagt ntv-Korrespondent Peter Kleim. Der Beginn der Rede sei nicht übersetzt worden.
In seiner Stellungnahme nennt Putin das Treffen "ziemlich nützlich". Der Kremlchef betont die gemeinsame Geschichte der beiden Länder, insbesondere die Zusammenarbeit im Zweiten Weltkrieg. Und er kommt auf die vergangenen Jahre, die schlechtesten Beziehungen zwischen Russland und den USA seit Ende des Kalten Krieges, zu sprechen.
Und natürlich auf die Ukraine: Der russische Präsident schiebt einmal mehr der Nato, den Europäern und zu guter Letzt der Ukraine selbst die Verantwortung für die russische Invasion zu. In diesem Punkt hielt der Alaska-Gipfel keine Überraschung bereit.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke