Millionen illegal Eingewanderte füllen die Supermarktregale der USA oder putzen ihre Toiletten. Sie sind wichtig für die Wirtschaft des Landes, für dessen Wohlstand. Sie sind ebenso wichtig für den Präsidenten, der Massenabschiebungen versprach, koste es, was es wolle. Ein Dilemma.
Sie würden im Zweifel "Arbeiten von nationaler Bedeutung" verrichten. Das schwören Menschen in den USA, bevor sie eingebürgert werden. Etwa elf Millionen illegal Eingewanderte können davon nur träumen. Die Arbeit machen sie trotzdem: Sie befreien verstopfte Abflüsse, bauen Straßen, ernten Tomaten, ziehen fremde Kinder groß. Meist für wenig Geld, zu üblen Bedingungen und mit schlechten Aussichten, ihren Schattenstatus jemals loszuwerden.
In Deutschland ist das nicht anders. Auch hier schuften Irreguläre zu geringen Löhnen. Viele derer etwa, die in Deutschland 24-Stunden-Pflege leisten, sind ohne gültige Aufenthaltserlaubnis im Land. Das ist jedoch ein Randphänomen im Vergleich zu den Vereinigten Staaten. Dort arbeiten Millionen illegal Eingewanderter, stützen den Staat, bezahlen Steuern sowie Sozialabgaben. Gleichzeitig riskieren sie unter Präsident Donald Trump bei jedem Kontakt mit Behörden, abgeschoben zu werden. Familien werden so auseinandergerissen, Lebensentwürfe und Träume zerstört. Ehrlich wäre, diesen Menschen einen gesicherten Status zu geben.
Das aber werden weder Republikaner noch Demokraten durchsetzen. Denn mit dem Thema lässt sich kein Wahlkampf gewinnen. Was das Trump-Lager illegal Eingereisten zugesteht: Sie könnten in ihre Heimat zurückkehren, um sich von dort auf ein reguläres Visum zu bewerben. "Es gibt einen richtigen und einen falschen Weg, um in die großartigste Nation der Welt zu kommen", zitierte die Nachrichtenseite "Politico" vergangene Woche Trumps Grenzbeauftragten Tom Homan: "Man muss auf dem richtigen Weg kommen."
"Davon wird die Welt nicht untergehen"
Vermutlich wären die meisten illegal in die USA eingereisten Menschen gern auf dem "richtigen Weg" gekommen. Mit einem gültigen Visum am Flughafen zu landen ist bequemer, schneller und günstiger, als sich durch Wüsten und über Zäune zu kämpfen, als Drogenkartellen und Grenzpatrouillen auszuweichen. Wer diesen Weg auf sich nimmt, hat kein Visum bekommen oder wusste, dass er oder sie kaum eines bekommen würde. Die meisten handeln aus Not. Sie fliehen vor Armut, Gewalt oder Naturkatastrophen dorthin, wo sie sich ein weniger schlimmes Leben erhoffen.
Ihre Not macht die Migranten zu besonders gefügigen Arbeitskräften. Sie akzeptieren Löhne, zu denen kaum ein US-Bürger arbeiten würde und erledigen Aufgaben, für die sich viele Einheimische zu schade sind. Linke wie der Demokrat Bernie Sanders kritisieren seit Langem, US-Firmen würden Eingewanderte nutzen, um Löhne zu drücken. Der unter Trumps Anhängern einflussreiche Podcaster Steve Bannon wirbt genau aus diesem Grund dafür, illegal Eingereiste abzuschieben. "Davon wird die Welt nicht untergehen", sagte Bannon Anfang Juli. Es handele sich um niedrigqualifizierte Kräfte. Leiden würden nur die Milliardäre, die dann keine Leute mehr hätten, "die den Rasen mähen oder den Pool reinigen".
Verschiedene Studien kommen zu einem anderen Schluss: Massenhafte Abschiebungen würden zu steigenden Preisen auf breiter Front führen. Der Einkauf im Supermarkt, der Wohnungsbau, die Miete, der Restaurantbesuch - das alles würde demnach teurer. Darunter leiden insbesondere jene, die ohnehin schon wenig verdienen. Trump hat bereits angedeutet, deshalb Branchen wie die Landwirtschaft oder das Gastgewerbe von allzu aggressiven Abschieberazzien zu verschonen. Das ist zwar die unehrlichste Lösung von allen.
Denn der Wohlstand der USA fußt auf der Sklaverei und seit Langem auch auf unermüdlichen Einwanderern, von denen Abermillionen abseits der Grenzübergänge ins Land gekommen sind. Sie verrichten "Arbeiten von nationaler Bedeutung". Trotzdem müssen sie den Staat fürchten, den sie stützen. Mehr denn je.
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