Ein Bild sagt manchmal mehr als tausend Worte. Als Benjamin Jendro, Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), kürzlich ein Video aus einer Berliner Polizeiwache auf X veröffentlichte, kam die Debatte ins Rollen: Es zeigt eine große Wasserlache in einem Flur der Gefangenensammelstelle am Tempelhofer Damm.

Der Schaden: verstopfte Bodenabflüsse, aus denen bei Regen Abwasser zurück ins Gebäude drückt.

Für viele User unter dem Beitrag war das Video ein gefundenes Fressen: Die Kommentare schwankten zwischen Hohn und Zynismus. „Höchste Steuerlast für einen dysfunktionalen Staat“, schrieb ein Nutzer. Ein anderer fragte: „Was macht ihr mit dem Geld aus dem Länderfinanzausgleich?“

„Wir weisen nicht ohne Spaß immer wieder auf den mehr als zwei Milliarden Euro hohen Sanierungsstau bei Polizei und Feuerwehr hin. Denn wir reden über eklatante Gesundheitsgefahren für unsere Kollegen“, sagt Jendro.

Tatsächlich ist das Video nur ein Beispiel von vielen. Aus nahezu allen Teilen der Hauptstadt erreichten die Gewerkschaft regelmäßig Meldungen über unhaltbare Zustände in den Liegenschaften: Heizungen fielen aus, Abflüsse verstopften, Fenster würden nicht richtig schließen. Es regnet durch Decken, in einigen Fällen drückt Fäkalwasser nach oben. Tropische Insekten, Ungeziefer und sogar Bettwanzen seien in Zellen gefunden worden – zuletzt in den Gefangenensammelstellen in Friedrichshain und Moabit.

In einer Wache im Norden der Stadt tropfte über Monate Wasser aus einem defekten Sanitärstrang in einen Umkleideraum. Im Winter 2023 mussten Beamte auf dem Gelände in Schulzendorf bei Minusgraden zu einem provisorischen Duschcontainer laufen – der einzige Ersatz nach einem Rohrbruch. Später war auch dieser kaum noch benutzbar: verkalkte Hähne, verstopfte Abflüsse.

Die Berliner Immobilienmanagement GmbH (BIM), die für die Instandhaltung zuständig ist, kommt laut Jendro mit bloßem „Flickwerk“ kaum noch hinterher: „Gerade bei Extremwetterlagen regnet es entweder durch die Decke – oder es kommt braune Suppe aus dem Boden.“ Er begrüßt zwar, dass der Senat den Etat der BIM auf rund 60 Millionen Euro erhöhen will. „Aber dass das nicht reichen wird, kann sich jeder ausrechnen.“ Man brauche einen alle Liegenschaften umfassenden Sanierungsplan sowie entsprechende Haushaltsmittel, „weil uns die Dienststellen sonst immer weiter unter dem Hintern wegschimmeln.“

Auch außerhalb der Polizei ist die Lage angespannt. Die Asservatenkammer im Kriminalgericht Moabit musste aus brandschutztechnischen Gründen geschlossen werden. In Tegel wurden Deckenplatten in einem Gebäude der Staatsanwaltschaft so marode, dass das Gebäude geschlossen werden musste.

Der Sanierungsstau in Berlins Sicherheitsinfrastruktur ist das Ergebnis jahrzehntelanger Versäumnisse. Jendro fordert nun einen „echten und alle Liegenschaften umfassenden Sanierungsplan“. Denn so, sagt er, könne es nicht weitergehen: „Die, die hier tagtäglich für Sicherheit sorgen sollen, können selbst nicht sicher sein, ohne gesundheitliche Schäden von der Arbeit nach Hause zu kommen.“

Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke