Mit einer Fotoaktion hat die SPD-Fraktion ihre Solidarität mit Juristin Frauke Brosius-Gersdorf unterstrichen. Auf Instagram veröffentlichte die Partei ein Foto der eigenen Abgeordneten, dazu hieß es: „Frau Prof. Dr. Frauke Brosius-Gersdorf ist eine herausragende Kandidatin für das Bundesverfassungsgericht mit einwandfreiem Werdegang und bester Qualifikation. Die SPD-Fraktion steht hinter ihr.“

Der Bundestag hatte am Freitag eigentlich über die Neubesetzung von drei Richterposten beim Bundesverfassungsgericht befinden sollen. Die Unionsfraktion forderte dann aber kurzfristig die Absetzung der Wahl der SPD-Kandidatin Brosius-Gersdorf und verwies auf Plagiatsvorwürfe, die danach von einigen Seiten als konstruiert kritisiert wurden. Für Ablehnung in der Union sorgten allerdings auch Äußerungen der Juristin zum Abtreibungsrecht, die als zu liberal kritisiert wurden.

Seitdem tobt in der schwarz-roten Koalition der Streit über Inhalt und Umgang mit der Personalie.

Frischer „Support“ für die Juristin, altes Foto

Kleine Kuriosität am Rande – das Solifoto der SPD ist alt und entstand bereits im Februar nach der Wahl zum Deutschen Bundestag und anlässlich der Konstituierung der neuen SPD-Fraktion.

Nicht am Foto, sondern der ganzen Aktion an sich wiederum stört sich derweil FDP-Politiker Wolfgang Kubicki. Er teilte die Aufnahme auf seinem X-Account und ätzte dazu: „Wer die Ampel-Zeit und das Gerumpel der neuen Koalition verstehen will, muss nur diesen heutigen Post der SPD-Bundestagsfraktion anschauen und begreifen: Die Sozialdemokraten halten so etwas für politisch klug.“

Angesichts des Streits um die Wahl der Verfassungsrichter wächst auch in der Union die Kritik an den Koalitionsspitzen. Was die Regierungsparteien in den vergangenen zwei Wochen geboten hätten, sei „ein Autounfall in Zeitlupe“, sagte der Chef des CDU-Sozialflügels, Dennis Radtke, der „Welt am Sonntag“. „Vielleicht sollte man in den Fraktionsräumen und Parteizentralen von Union und SPD die Balken vom Wahlabend ausdrucken und aufhängen als Mahnung, dass das Eis verdammt dünn ist, auf dem wir tanzen.“

Die politische Lage, mit der die neue Regierung seit ihrem ersten Tag konfrontiert sei, gleiche einer „Sturmflut“, sagte Radtke. Die Koalition müsse sich hier bewähren.

Thomas Bareiß (CDU) zeigt sich verwundert über „plötzliche“ Plagiatsvorwürfe

Kritik gab es in den Reihen der Unionsfraktion auch am eigenen Fraktionschef Jens Spahn, der die Absetzung der für Freitag geplanten Wahl der SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf im Bundestag zur Verfassungsrichterin mit Zweifeln an ihrer wissenschaftlichen Integrität begründet hatte.

„Die plötzlich auftauchenden Plagiatsvorwürfe lösten bei mir ein ganz ungutes Störgefühl aus“, sagte der CDU-Bundestagsabgeordnete Thomas Bareiß dem „Tagesspiegel“ vom Sonntag. Die fragwürdigen Plagiatsvorwürfe hätten besser geprüft werden müssen.

Er hätte sich von seiner Partei und der Fraktionsführung „in der Frage der Plagiatsvorwürfe etwas mehr Zurückhaltung gewünscht“, sagte Bareiß. „Gerade an uns Christdemokraten habe ich in solchen Fragen einen hohen Anspruch.“

Bareiß kritisierte neben der eigenen Partei auch den Koalitionspartner SPD: „Beide Seiten haben sich in den letzten Wochen nicht gerade mit Ruhm bekleckert.“ Dies gilt insbesondere für die Ankündigung der Sozialdemokraten noch am Freitag, an der von ihnen nominierten Kandidatin festzuhalten: „Klug war dieser Schnellschuss auf alle Fälle nicht. Die SPD belastet damit das weitere Verfahren, und vor allem schadet sie damit auch der Kandidatin selbst.“

Unionsparlamentsgeschäftsführer Steffen Bilger (CDU) stellte Gespräche in der Koalition über das weitere Vorgehen in Aussicht. „Jetzt sollten erst mal alle etwas runterkommen, und dann besprechen wir in Ruhe mit der SPD das weitere Verfahren“, sagte er der „Welt am Sonntag“.

Bilgers CSU-Stellvertreter, Reinhard Brandl, erklärte: „Union und SPD eint das Ziel, ein gemeinsames Kandidaten-Paket für das höchste deutsche Gericht durch den Bundestag zu bringen.“ Dazu würden in der Koalition die „notwendigen Gespräche“ geführt. Die Koalitionäre sollten in der Angelegenheit „jetzt erst mal einen Gang runterschalten“.

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