Seit einer Woche greifen Israel und der Iran aneinander heftig an. Die israelische Armee geht mit Luftschlägen gegen das iranische Atomprogramm und den Machtapparat des Regimes in Teheran vor. Die große Frage ist: Greifen die USA in den Krieg ein – und engagieren sich militärisch? US-Präsident Trump will innerhalb der nächsten zwei Wochen über diese Frage entscheiden. Was steckt hinter diesem Manöver?

Unterdessen bemühen sich die Europäer um einen späten diplomatischen Vorstoß. In der Schweiz wollen die Außenminister Deutschlands, Frankreichs und Großbritanniens am Freitag mit dem iranischen Chefdiplomaten Abbas Araghtschi sprechen. Die Forderung: Der Iran muss Abstand von seinem Atomprogramm nehmen. Wie stehen die Chancen für eine Verhandlungslösung?

So schätzen zwei Experten im Gespräch mit WELT TV die Lage ein.

Trump will in zwei Wochen entscheiden

Historiker Michael Wolffsohn zu Trumps Zwei-Wochen-Frist: „Ich würde diese 14 Tage überhaupt nicht ernst nehmen.“ Ein US-Angriff könne morgen und übermorgen schon stattfinden. „Das ist Teil einer Täuschungsstrategie und das ist tatsächlich die Strategie von Trump, nicht nur in Bezug auf den Iran-Krieg.“

Politikwissenschaftler Carlo Masala von der Universität der Bundeswehr in München: „Diese zwei Wochen Entscheidungsfrist kennen wir ja auch aus dem russischen Aggressionskrieg. Da hat er (Trump, Anm.) auch mehrfach angekündigt, dass er sich zwei Wochen Zeit geben wird, bevor er dann ganz harte Sanktionen gegen Russland verhängt, und letzten Endes ist nie was passiert.“ Es könne aber sein, „dass Trump den US-Streitkräften mehr Zeit zur Vorbereitung geben will“.

Viele Kräfte seien schon in die Region verlegt worden, „aber für ein aktives Eingreifen der USA und den möglichen iranischen Reaktionen mit Blick auf amerikanische Basen im Irak, mit Blick auf Konsulate und Botschaften, mit Blick auf die Straße von Hormus, könnten noch mehr Kräfte zur Absicherung sicherlich dienlich sein“.

Brauchen die Israelis die USA?

Ein zentrales Ziel für die Israelis ist die Atomanlage in Fordo, das Herzstück des iranischen Atomprogramms. Weil die Anreicherungsanlage tief in die Erde eingegraben ist, braucht es besondere Munition für einen Angriff: eine bunkerbrechende Bombe, über die das israelische Militär nicht verfügt. Die Amerikaner haben mit der GBU-57 eine entsprechende Bombe im Arsenal. Werden die Amerikaner diese Waffe einsetzen?

Wolffsohn: „Das ist eine Möglichkeit und die steht jederzeit zur Disposition.“ Aber zuvor gebe es das diplomatische Treffen in der Schweiz. Im eigenen Interesse des Mullah-Regimes sei als einzige Chance zum Überleben eine Kapitulation. „Der Iran steht vor einer Niederlage. Das Mullah-Regime hat die einzige noch verbleibende Chance, an der Macht zu bleiben: zu kapitulieren in Bezug auf die atomare Bewaffnung.“

Masala: „Was die Israelis machen können, was aber wesentlich komplizierter ist, ist: Die Israelis müssten mehrere Angriffe auf diese Anlage fahren. Sie haben Bomben, die eine große Sprengkraft haben, die aber nicht sozusagen diesen Berg penetrieren können. Das heißt, sie müssten dauernd die gleiche Bombe auf dieselbe Stelle werfen, sodass das Loch in dem Berg immer größer wird. Und dadurch erreicht man, dass die Zentrifugen erschüttert werden. Diese Zentrifugen sind relativ kompliziert und sensibel. Und je nachdem, wie groß der Grad der Erschütterung ist, können sie dann auch kaputtgehen.“ Das sei komplizierter und dauere länger. „Die GBU-57, die die Vereinigten Staaten haben und die auch nur von den Vereinigten Staaten ins Ziel gebracht werden können, also von den Flugzeugen, könnten das schneller und präziser schaffen.“

Was kann die Krisendiplomatie jetzt noch bewirken?

Masala: Das Ziel müsse sein, die Iraner zu einem Verzicht auf ihr militärisches Atomprogramm zu bewegen. Die Internationale Atomenergieorganisation (IAEA) müsse Zugang zu allen Anlagen erhalten. „Eine andere Alternative haben die Iraner nicht. Die Iraner können jetzt keine Spielchen mehr spielen, wie sie es vorher gemacht haben. Die Alternative ist dann halt eine Verlängerung der militärischen Kampagne Israels. Und das erschüttert ja, wie wir sehen, das Regime in seinen Grundfesten gegenwärtig“.

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