Russland kämpft seit mehr als drei Jahren gegen die Ukraine und kennt offenbar kein Ende. Andere angrenzende Staaten lehrt dies das Fürchten. Im Baltikum schafft man jetzt Fakten. Kilometerlange Gräben, Lager und Dutzende Bunker sollen helfen, das Land zu verteidigen, falls es zum Ernstfall kommt.

Die Armee in Estland beginnt in Zusammenarbeit mit dem Nationalen Zentrum für Verteidigungsinvestitionen mit dem Bau einer Verteidigungslinie an der südöstlichen Grenze. Dort trifft das Land auf Russland, das sich derzeit auch an seinen Außengrenzen verstärkt. Momentan werden im estnischen Dorf Vinski mit Baggern erste Gräben ausgehoben, berichtet der Sender ERR. Diese sollen Teil der sogenannten baltischen Schutzzone sein.

Der Graben soll eine Tiefe von drei Metern haben und vier Meter breit sein. "In diesem Fall stoppt der Panzerabwehrgraben den Feind - er verlangsamt seine Aktionen, und falls er sich einen Weg hindurch bahnt, ist er ein sehr gutes Ziel für unsere Waffen", sagt Oberstleutnant Ainar Afanasjev, Kommandeur der Pionierabteilung der Verteidigungsstreitkräfte dem Sender. Der Graben soll ihm zufolge in einem Bereich zwischen dem Grenzposten und einem sogenannten Verzögerungszaun liegen.

"Die Planung und Vorbereitung solcher Maßnahmen in Friedenszeiten ist der wirksamste Weg, um Bedrohungen abzuwehren, eine erste Selbstverteidigung zu gewährleisten und im Falle einer militärischen Gefahr die Ankunft und Positionierung mobilisierter Haupteinheiten sicherzustellen", erklärt der Oberstleutnant bei einer Begehung der Graben-Baustelle am Donnerstag. Die Arbeiten sollen zudem Estlands Bereitschaft bekräftigen, "seine Unabhängigkeit notfalls zu verteidigen".

"Das ist kein einfacher Straßengraben, sondern ein noch tieferer", macht Romet Niilus von der Polizei- und Grenzschutzbehörde deutlich. "Damit wollen wir gewissermaßen eine Verzögerung herbeiführen und Zeit gewinnen, damit wir auf das Ereignis reagieren können."

Niilus plant, solche Furchen sowohl auf öffentlichem als auch privatem Grund zu ziehen. Für den Bau auf Privatgrundstücken gebe es drei Möglichkeiten, zur Einigung mit den Besitzern zu kommen: "Entweder wir kaufen den benötigten Abschnitt, wir mieten ihn oder wir bieten Tauschland an", führt Armin Siilivask, Projektleiter für die baltische Schutzzone des estnischen Instituts für Kernenergie, bei ERR aus.

"Der Ausbau der baltischen Verteidigungslinie schreitet zügig voran", freut sich Siilivask in einer Mitteilung. Bereits zum Ende des vergangenen Jahres seien "große Mengen Stacheldraht, Stolperdrähte, Drachenzähne und T-Wall-Straßensperren" eingetroffen, die ebenfalls an der Grenze platziert werden sollen.

Im ersten Schritt würden vier Kilometer Schutzgraben gezogen. Bis zum Herbst sollen darüber hinaus die ersten von insgesamt bis zu 28 Betonbunkern und 10 Lagerhallen entstehen, so Siilivask. Der Bau orientiere sich an Analysen und den tatsächlichen Bedürfnissen der Streitkräfte. Insgesamt 4,4 Millionen Euro zahlt das estnische Ministerium für Umwelt und natürliche Ressourcen für die Arbeiten. Auch in den anderen baltischen Staaten Litauen und Lettland sollen solche Schutzmaßnahmen ergriffen werden.

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