Die USA verschärfen ihren Kurs gegen Huawei-Chips und drohen auch Drittstaaten mit harten Strafen. IW-Experte Jürgen Matthes warnt vor erheblichen Folgen dieser Eskalation auch für deutsche Unternehmen. China spricht von "Mobbing" und könnte Vergeltung üben.

Gerade erst haben die USA und China ihre Handelsstreitigkeiten in Genf ausgesetzt und erhobene Zölle zumindest für den Zeitraum von 90 Tagen reduziert. Die Frist soll genutzt werden, um weiterzuverhandeln. Doch anstatt Schritte aufeinander zuzugehen, droht bereits die nächste Eskalation. Die USA haben diesmal den Handel mit KI-Chips im Visier. Die Administration von US-Präsident Donald Trump warnt Drittstaaten, keine fortschrittlichen Chips des chinesischen Tech-Konzerns Huawei zu kaufen.

Der Schritt zielt laut IW-Experte Jürgen Matthes darauf ab, die Umsätze, Gewinne und damit auch Investitions- und Innovationsmöglichkeiten des Unternehmens zu beschränken. "Huawei ist Kernbestandteil des chinesischen Aufholkurses bei moderner Chip-Technologie - und hat zuletzt dem Vernehmen nach erhebliche Fortschritte erzielt", sagt Matthes auf Anfrage von ntv.de. Die bisherigen US-Exportkontrollen, die genau das verhindern sollen, "drohen anscheinend ins Leere zu laufen." Mit den neuen US-Vorgaben könnte es für Huawei jedoch schwieriger werden, seine Chips in Drittstaaten zu verkaufen.

Sollten die USA ihre Vorschrift strikt anwenden, hat das nicht nur Konsequenzen für die KI-Industrie in China. Auch deutsche Unternehmen dürfte das Matthes zufolge in eine schwierige Lage bringen. "Zwar gibt es für Bauteile für eigene Produkte genügend andere Chip-Anbieter. Doch vor allem, wenn die deutschen Firmen im für viele wichtigen chinesischen Markt Cloud-Dienste oder andere externe IT-Technik nutzen, kommen sie an der indirekten Nutzung von Huawei-Chips nicht vorbei."

Peking: "Einseitiges Mobbing und Protektionismus"

Die US-Regierung könnte deutsche Firmen für die Nutzung von Huawei-Chips hart bestrafen. Laut Matthes ist alles vom Verbot geschäftlicher Aktivitäten in den USA über hohe Geldstrafen bis hin zu Haftstrafen denkbar. Noch ist unklar, wie genau die neue Vorschrift angewendet werden soll. Doch genau darin liege für wichtige Teile der deutschen Wirtschaft die Gefahr. Unsicherheit ist Matthes zufolge Gift für das Anspringen der Investitionen hierzulande. "Hinzu kommt noch, dass China vermutlich Vergeltungsmaßnahmen ergreift, die möglicherweise auch deutsche Firmen indirekt zu spüren bekommen."

Das chinesische Handelsministerium bezeichnete die US-Richtlinie als "einseitiges Mobbing und Protektionismus", das die globale Halbleiterindustrie und Lieferketten ernsthaft beeinträchtige. Das Handelsministerium in Peking warf den USA vor, anderen Ländern das Recht auf Entwicklung in Schlüsselbereichen wie Künstlicher Intelligenz und Hochtechnologie zu verwehren. Wer die US-Maßnahmen durchsetze oder dabei helfe, könne gegen chinesisches Recht verstoßen, erklärte das Ministerium weiter.

Die USA haben den Markt für moderne Hochleistungschips genau im Blick. Die US-Administration versucht etwa schon länger zu verhindern, dass fortschrittliche Chips des US-Konzerns Nvidia auf den chinesischen Markt gelangen. Die US-Regierung hatte unter Biden aus Sorge um die nationale Sicherheit eine Reihe von Maßnahmen eingeführt, um den Verkauf modernster Chips, Halbleiterausrüstung und Technologien von US-Unternehmen an China zu unterbinden.

Nvidia-Chef kritisiert US-Exportkontrollen

Auf der Computermesse Computex in Taiwan äußert sich Nvidia-Chef Jensen Huang jetzt kritisch zu den US-Exportkontrollen für KI-Chips nach China. Der Marktanteil von Nvidia in der Volksrepublik sei von 95 Prozent zu Beginn der Amtszeit des ehemaligen US-Präsidenten Joe Biden auf 50 Prozent gefallen. "Alles in allem war die Exportkontrolle ein Fehlschlag", erklärte Huang vor Publikum auf der Messe. Wegen der erneut verschärften US-Exportbeschränkungen für Hochtechnologie nach China hatte Nvidia unlängst vor Abschreibungen im Volumen von 5,5 Milliarden Dollar gewarnt.

Das US-Verkaufsverbot für fortschrittliche KI-Chips an China hat die dortigen Unternehmen gezwungen, Halbleiter von chinesischen Entwicklern wie Huawei zu kaufen, und China gleichzeitig dazu veranlasst, aggressiv in den Aufbau einer Lieferkette zu investieren, die nicht von Herstellern außerhalb des Landes abhängig ist. "Die lokalen Unternehmen sind sehr, sehr talentiert und sehr entschlossen, und die Exportkontrolle gab ihnen den Geist, die Energie und die Unterstützung der Regierung, um ihre Entwicklung zu beschleunigen", so Huang.

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