Die jüngsten Probleme bei PayPal haben viele Verbraucher aufgeschreckt. Die Abhängigkeit von dem US-Zahlungsdienst im Online-Handel ist groß. Dabei gibt es Alternativen.

Der US-Zahlungsdienstleister PayPal liegt vorne bei der Abwicklung von Online-Einkäufen in Deutschland. PayPal hat nach Berechnungen des Kölner EHI Retail Institute im Jahr 2024 seine Spitzenposition im Ranking der Bezahlverfahren verteidigt - vor dem Kauf auf Rechnung.

"PayPal hat gegenüber anderen Zahlungsmethoden den Vorteil, dass es schnell ist und sehr nutzerfreundlich", sagt David Riechmann von der Verbraucherzentrale NRW. Innerhalb nur weniger Sekunden lässt sich Geld von einem Konto auf ein anderes überweisen, ganz einfach via Handy.

Überweist man Geld an "Freunde und Bekannte", fallen keine Gebühren an. Mehr als 30 Millionen Menschen in Deutschland nutzen den Online-Bezahldienst, laut PayPal sind es 32 Millionen aktive Nutzer.

Schnelligkeit zählt

Seit einer Panne in der vergangenen Woche sind viele Verbraucherinnen und Verbraucher verunsichert. Eine technische Störung beim Zahlungsdienstleister führte dazu, dass deutsche Banken Lastschriften in Milliardenhöhe stoppten. Es ging um Lastschriften, bei denen PayPal das Geld vom Bankkonto der Kunden einzieht, nachdem diese Waren im Internet gekauft haben.

Laut David Riechmann von der Verbraucherzentrale haben sich seitdem vermehrt Verbraucher nach Alternativen zum US-Zahlungsdienstleister erkundigt. "Sie fragen: Wo ist unsere europäische Alternative?" PayPal sei relativ früh gestartet und daher sehr bekannt. "Die Schnelligkeit ist das, was PayPal ausmacht, aber der Bezahldienst Wero oder die Echtzeitüberweisung können diese Lücke schließen", so Riechmann gegenüber tagesschau.de.

Wero als europäische Antwort

Wero ist ein digitaler Zahlungsdienst, der von europäischen Banken ins Leben gerufen wurde. Der Name ist ein Kunstwort, zusammengesetzt aus den Begriffen "We" (wir) und "Euro". Dahinter steht die European Payments Initiative (EPI). Ihr gehören 14 Banken und 2 Zahlungsdienstleister in Europa an. In Deutschland sind die Deutsche Bank und Postbank, die Sparkassen sowie Volks- und Raiffeisenbanken dabei. Auch die niederländische ING gehört inzwischen dazu - die zu den größten Privatkundenbanken gehört.

Gestartet ist Wero im Juli 2024. Ähnlich wie beim US-Kokurrenten PayPal ermöglicht der Dienst Überweisungen ohne IBAN und BIC. Man kann also Geld verschicken, ohne seine Bankdaten preiszugeben.

Allerdings müssen Nutzer registriert sein - ähnlich wie bei PayPal, wo das PayPal-Konto mit dem Girokonto oder der Kreditkarte des Nutzers verknüpft ist. Wenn eine Bank bei Wero mitmacht, ist die Funktion bereits in der bestehenden Banking-App der Kunden integriert. Registrieren muss man sich trotzdem. Der Dienst ist auch als eigenständige App abrufbar.

Noch nicht flächendeckend "scharf geschaltet"

Das Problem ist aus Sicht von Verbraucherschützer David Riechmann allerdings: "Wero ist in der Fläche noch nicht 'scharf' geschaltet." Das heißt: Bislang sind nur private Zahlungen zwischen Nutzern möglich, deren jeweilige Banken an Wero teilnehmen. Und das sind aktuell einige, aber nicht alle Banken in Deutschland, Frankreich und Belgien. Auch die Niederlande sind dabei.

Geplant ist zudem der Zugang zum stationären Handel. Aktuell könne man noch nicht Online-Einkäufe über Wero bezahlen, so Verbraucherschützer Riechmann. Das sei ein Problem. "Wero muss in die Fläche, insbesondere über die Online-Shops. Da hat PayPal derzeit eine marktführende Position." Mit PayPal ist laut Unternehmen zudem das Geldsenden in über 110 Ländern möglich.

Nach Einschätzung des Verbraucherschützers hat Wero dennoch Potential, breiter auf den Markt zu kommen. Viel werde dabei über den Preis gehen. Aber auch das wachsende Bewusstsein für die Bedeutung einer europäischen Alternative zum US-amerikanischen Dienstleister könnte ein Vorteil sein. Allerdings müssten möglichst viele Banken mitmachen.

Die Hoffnung des Verbraucherschützers: Wenn es einmal funktioniert, dann docken viele andere Banken an. Der Vorteil für Verbraucher: Ähnlich wie bei PayPal bestehe beim Kauf mit Wero bei Online-Käufen ein gewisser Käuferschutz, etwa wenn man im Internet auf einen Fakeshop reingefallen ist und keine Ware geliefert wurde.

Echtzeitüberweisung als Alternative mit Risiken

Eine Alternative zu den Online-Zahlungsdiensten, die eine Transaktion in wenigen Sekunden ermöglichen, könnten außerdem sogenannte Echtzeitüberweisungen sein. Dabei soll Geld innerhalb von 10 Sekunden von einem Konto auf dem anderen landen.

Dieses Versprechen gibt es seit dem 1. Januar EU-weit für alle Bankkunden innerhalb der Europäischen Union. Seit dem 9. Januar müssen Geldinstitute den Empfang solcher Echtzeit-Überweisungen im SEPA-Raum ermöglichen. Banken und Sparkassen müssen seitdem unabhängig von Tag und Stunde empfangenes Geld dem Empfängerkonto direkt gutschreiben.

Ab Oktober dieses Jahres müssen die Geldinstitute auch das direkte Versenden des Geldes anbieten. Das heißt: Wer Geld bekommt oder welches sendet, wird innerhalb von 10 Sekunden darüber informiert, ob der überwiesene Betrag angekommen ist oder nicht.

Echtzeit-Überweisungen können an 365 Tagen im Jahr rund um die Uhr ausgeführt werden. Es gibt also kein Warten mehr auf den nächsten Bankarbeitstag. Das könnte einen Dienst wie PayPal oder Wero überflüssig machen, ist die Überweisung doch direkt auf dem Zielkonto sichtbar.

Allerdings warnen Verbraucherschützer, dass eine Echtzeit-Überweisung so gut wie gar nicht zurückzuholen ist. Bankkunden sind auf das Wohlwollen des Kontoinhabers angewiesen, dem der Betrag gutgeschrieben wurde. Denn ist Geld erst einmal auf dem Konto des Empfängers gelandet, kommt die überweisende Bank nicht mehr dran. Ist man einem Betrüger aufgesessen, ist das Geld weg.

Sofortüberweisung durch Klarna

Eine Alternative mit einem gewissen Käuferschutz im Betrugsfall bietet der schwedische Zahlungsdienstleister Klarna. Die Sofortüberweisung ist ein Online-Bezahlsystem, das ursprünglich von der deutschen Sofort GmbH entwickelt wurde. Es ermöglicht Kunden, Einkäufe direkt ohne Registrierung beim Händler abzuwickeln. Der Käufer wählt Sofortüberweisung als Zahlungsmethode, und die Transaktion wird in Echtzeit abgewickelt.

Jedoch warnt Verbraucherschützer Riechmann, dass Klarna seine verschiedenen Zahlungsdienstleistungen vermarkten wolle. Mit Klarna habe man zwar einen europäischen Anbieter, jedoch wolle das Unternehmen auch Ratenkredite an die Nutzer der App verkaufen. Eine Sofortüberweisung ist zudem nur noch möglich, wenn die Nutzer sich bei Klarna registrieren und ein entsprechendes Konto anlegen.

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