Präsident Putin preist Russland als viertstärkste Volkswirtschaft der Welt. Doch statistischen Spielereien und staatlichen Subventionen zum Trotz schwächelt die Wirtschaft nun deutlicher als ohnehin erwartet. Neben den Maßnahmen aus dem Westen hemmt auch die eigene Kriegsindustrie das Wachstum.
Russlands Wirtschaft gerät ins Stocken. "Die neuesten Daten deuten darauf hin, dass sich die Wirtschaft schneller als erwartet abkühlt", räumte Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow nach Angaben der Nachrichtenagentur Interfax ein. Die Wachstumsprognose werde in Kürze nach unten korrigiert werden, heißt es weiter.
Auch der Chef der größten russischen Bank Sberbank, German Gref, sieht die heimische Wirtschaft in einer Stagnation. Daten der Banken, die schneller verfügbar seien als staatliche Statistiken, zeigten eine starke Verlangsamung. Im Juli und August habe das Wachstum demnach nahe null gelegen.
Er hoffe, die Zentralbank werde ein Abgleiten in eine Rezession nicht zulassen, sagte Gref am Rande des Östlichen Wirtschaftsforums in Wladiwostok. Die erwarteten Zinssenkungen von derzeit 18 auf 14 Prozent bis zum Jahresende reichten nicht aus, um die Wirtschaft wiederzubeleben. "Es ist wichtig, aus dieser Phase der kontrollierten Abkühlung der Wirtschaft herauszukommen", sagte Gref. "Die Wiederbelebung der Wirtschaft wird viel schwieriger sein als ihre Abkühlung." Bei dem derzeitigen Inflationsniveau liege der Zinssatz, bei dem man auf eine wirtschaftliche Erholung hoffen könne, bei zwölf Prozent oder darunter.
Viele Arbeitskräfte an der Front
Finanzminister Anton Siluanow hatte Präsident Wladimir Putin vergangene Woche mitgeteilt, dass sich das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr voraussichtlich auf 1,5 Prozent verlangsamen dürfte. Dies liegt weit unter der früheren Prognose von 2,5 Prozent und unter dem 2024 erreichten Plus von 4,3 Prozent. Ein Grund dafür sind die hohen Zinsen, die zur Inflationsbekämpfung verhängt wurden. Diese haben die Kreditvergabe gebremst. Die Zentralbank hält ihre nächste geldpolitische Sitzung am 12. September ab.
Die Regierung hat wegen des seit dreieinhalb Jahren währenden Kriegs gegen die Ukraine auf Kriegswirtschaft umgestellt. Rüstungsbetriebe zahlen hohe Gehälter, mit denen viele andere Unternehmen aus anderen Branchen nicht mithalten können. Das hat die Inflation befeuert, zumal viele Arbeitskräfte zur Armee eingezogen wurden oder ins Ausland geflohen sind. Die hohen Zinsen, mit denen die Teuerung bekämpft werden soll, dämpfen Investitionen. Zudem setzen die westlichen Sanktionen wegen des Angriffskriegs gegen die Ukraine der Wirtschaft zu.
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