Wer setzt die Energiewende in Deutschland um? Eine Modellrechnung zeigt, dass bis 2030 mehr als 160.000 Arbeitskräfte dafür fehlen. Das Problem: Die gesuchten Leute stammen allesamt aus ohnehin schon angespannten Arbeitsmärkten.
Deutschland hat möglicherweise nicht ausreichend Arbeitskräfte, um die Energiewende zu verwirklichen. Um Erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik weiter auszubauen, werden im Bundesgebiet bis zum Jahr 2030 rund 160.000 zusätzliche Arbeitskräfte gebraucht. Das ergab eine Modellrechnung des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung. Für die Bekämpfung der Folgen des Klimawandels und Anpassungsmaßnahmen daran sind demnach zusätzlich 40.000 Arbeitskräfte erforderlich.
Die Suche nach qualifizierten Arbeitskräften dürfte schwierig werden. Die höchsten Suchdauern - und damit eine äußerst angespannte Rekrutierungssituation - zeigten sich mit 112 Tagen in der Energietechnik und mit 114 Tagen in der Elektrotechnik. Aber auch im Hochbau (100 Tage) und in der Naturstein-, Mineral-, Baustoffherstellung (104 Tage) sei der Arbeitsmarkt bereits heute angespannt.
"Wir müssen die verfügbaren Arbeitskräfte rekrutieren und diese auch so aus- und weiterbilden, dass die Arbeitskräfte-Potenziale aus schrumpfenden Wirtschaftsbereichen bestmöglich genutzt werden", sagte IAB-Forscher Christian Schneemann. Zusätzlich müssten technische Berufe schon bei der Berufswahl gefördert werden, die Berufsabschlüsse von Ausländern leichter anerkannt werden sowie Ältere und Frauen besser in den Arbeitsmarkt integriert werden.
Viele Angebote für Quereinsteiger
Ein Gutachten der Ampel-Regierung kam sogar zu dem Schluss, dass bis 2030 300.000 bis 500.000 zusätzliche Fachkräfte für die Energiewende notwendig sind. Gefragt ist Personal nicht nur für den Umbau des Energiesystems, die Infrastruktur muss anschließend auch erhalten, sprich gewartet werden.
Laut einer Untersuchung der Bertelsmann-Stiftung ist das Job-Angebot breit: "Die Top Ten der offenen Stellen sind technischer und handwerklicher Natur", sagte Jana Fingerhut im Gespräch mit ntv.de. "In der Solarbranche sind etwa 50 Prozent der Stellenanzeigen Ausbildungsberufe. Dort werden unter anderem Dachdeckerinnen gesucht, die eine Solaranlage installieren können oder Elektriker, die sie anschließen. Im Wärmebereich ist das Verhältnis ähnlich. Die Firmen suchen Heizungsinstallateure, die eine Wärmepumpe einbauen können, und ebenfalls Elektriker für den Anschluss."
Im Bereich der Windenergie werden dagegen eher höhere Abschlüsse gesucht: "Zwei Drittel der Stellen setzen Meistertitel, Bachelor oder Master voraus", sagt Fingerhut. "Diese Stellen werden in der Regel auch besser vergütet."
Ihr zufolge sind viele Unternehmen aufgrund des enormen Bedarfs auch für Quereinsteiger offen: "In vielen Fällen kann man die Qualifizierung auch nach dem Quereinstieg erbringen. Die Jobcenter finanzieren auch Teilqualifizierungen, denn eine dreijährige Ausbildung ist aufgrund privater Verpflichtungen nicht für alle Menschen leistbar."
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