Irans Nuklearprogramm soll durch die israelischen und vor allem US-Bombardements zumindest stark beschädigt worden sein. Es ist allerdings unklar, ob die schätzungsweise 400 Kilogramm angereicherten Urans vor der Bombardierung weggeschafft wurden oder nicht. Daraus liessen sich bis zu neun Atombomben bauen. Wie das geht, weiss ETH-Professorin Annalisa Manera.
SRF News: Was weiss man über den Verbleib des angereicherten Urans?
Annalisa Manera: Gesicherte Angaben gibt es keine. Es gibt derzeit bloss Spekulationen, inwieweit das iranische Atomprogramm zurückgebunden wurde.
Israel hat auch mehrere iranische Atomwissenschaftler getötet. Wie schwer fällt dies ins Gewicht?
Das ist schwer zu beantworten. Man weiss nicht, wie viele Wissenschaftler am Atomprogramm beteiligt waren und wie viele getötet wurden. Sicher aber scheint, dass die Atomanlagen schon vor den Luftangriffen evakuiert wurden.
Es hätte womöglich mehrere Monate gedauert, bis der Iran eine Atombobe gebaut gehabt hätte.
Wie nahe am Bau einer Atombombe war der Iran vor den Angriffen?
Iran hatte rund 400 Kilogramm Uran bis auf 60 Prozent angereichert, für eine Bombe braucht man 90 Prozent. Der Schritt von 60 bis zu 90 Prozent ist relativ klein, mit geeigneten Zentrifugen dauert das bloss wenige Wochen. Doch damit ist noch keine Bombe gebaut. Über dieses Wissen verfügten die iranischen Ingenieure wahrscheinlich schon. Es hätte also womöglich mehrere Monate gedauert, bis der Iran eine Bombe gebaut gehabt hätte.
Wie passiert diese Urananreicherung in den Zentrifugen?
Uran kommt in der Natur in zwei Isotopen vor: Uran 238 und Uran 235. Für die Bombe braucht man Uran 235, das aber in der Natur nur 0.7 Prozent aller Uranvorkommen ausmacht. Deshalb werden die beiden Isotope in den Zentrifugen getrennt. So erhält man Uran, das vor allem das 235er-Isotop enthält.
Die Frage ist, ob der Iran noch Zentrifugen hat oder ob die alle zerstört wurden.
Ist es plausibel, dass der Iran die 400 Kilogramm angereichertes Uran vor den US-Angriffen weggeschafft hat?
Durchaus. Die Frage ist bloss, ob sie noch Zentrifugen haben oder ob die alle zerstört wurden. Verfügt der Iran noch über Zentrifugen, kann er das Uran bald weiter anreichern und die nötigen Schritte zur Atombombe weitergehen.
Wird der Iran sein Atomprogramm jetzt also heimlich weiterführen?
Das ist möglich. Man wird sehen, ob die diplomatischen Bemühungen, dass es nicht so weit kommt, weitergeführt werden.
Das Gespräch führte Brigitte Kramer.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke