- Wegfall der Dokumentationspflicht schafft Erleichterung für Landwirte.
- Biobauer verweist auf Umweltschäden durch Dünger.
- Wasserwirtschaft befürchtet höhere Nitratbelastung.
Am Dienstag hat der Bund eine Regelung gekippt, die Erde und Grundwasser vor zu viel Nitrat schützen sollte. Bislang mussten die Bauern sehr genau notieren, wie viele Nährstoffe auf ihren Hof kommen und wie viele rausgehen. Und vor allem: Wie viel Dünger letztlich auf den Feldern landet.

Landwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) hält das jedoch für überbordende Bürokratie und hat die entsprechende Verordnung kurzerhand abgeschafft. Manchen Landwirt mag das freuen, doch Kritiker sagen: Für die Umwelt könnte das zum Problem werden.
Thomas Thiele bewirtschaftet mehr als 900 Hektar Land in Mittelsachsen. Der Geschäftsführer der Gersdorfer Agrarproduktion verbringt aber nur einen Teil seiner Zeit auf dem Acker. Häufig sitzt er am Schreibtisch, um zum Beispiel Buch darüber zu führen, wie viel Stickstoff und Phosphor er auf seinen Feldern ausbringt, etwa in Form von Düngemitteln.
Bauernverband: Wegfall schafft Erleichterung
Dass die Dokumentationspflichten aus der sogenannten Stoffstrombilanzverordnung nun fallen, schaffe Erleichterung, sagt der Landwirt und Vizepräsident des Sächsischen Landesbauernverbandes. Ganz allgemein ging es bei der Verordnung darum, herauszufinden, was an Nährstoffen zum Hoftor reinkommt und was wieder herausgeht.
"Die Stoffstrombilanz war eine zusätzliche Dokumentation, denn wir müssen zu den Ackerschlagkulturen sowieso immer eine separate Bilanz erstellen, welcher Düngebedarf notwendig ist oder erforderlich ist", erklärt Thiele.
Düngegesetz, Düngeverordnung, Monitoring, Stoffstrombilanz – das sei zu viel Bürokratie, fand Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer von der CSU. Per Ministerverordnung hat er die letztgenannte Regelung abgeschafft, ohne Beteiligung des Bundestages oder Bundesrates. Die Landwirtschaft würde damit etwa 18 Millionen Euro Verwaltungskosten pro Jahr sparen, schätzt sein Ministerium.
Kritik: Düngen schadet Wasserqualität und Artenvielfalt
Doch nicht alle Bauern sind von der Entscheidung begeistert. Ralf Demmerle betreibt einen Biohof im thüringischen Wipfratal und gehört zur Arbeitsgemeinschaft Bäuerliche Landwirtschaft. Er verweist darauf, dass übermäßiges Düngen Wasserqualität und Artenvielfalt gefährde.
"Wir hätten die Stoffstrombilanz dringend gebraucht, weil wir nur so die Betriebe herausfinden, die zu viel düngen", sagt er. "Wir haben Probleme, die EU-Verordnung zu erfüllen, dass zu viele Messstellen noch über 50 Milligramm Nitrat aufweisen." Um die Verursacher zu finden, wäre die Stoffstrombilanz geeignet gewesen, so Demmerle.
Wasserwirtschaft befürchtet höhere Nitratbelastung
Auch die Wasserwirtschaft befürchtet, dass mit der Abschaffung der Stoffstrombilanz die Nitratbelastungen mancherorts wieder steigen könnten. Florian Reißmann ist Geschäftsführer der Landesgruppe Mitteldeutschland beim Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft.
Die Stoffstrombilanz sei sehr wichtig, "weil sie erstmals eine verlässliche Datenbasis liefert, wie viel Nitrat, wie viel Dünger in den einzelnen Abschnitten ausgebracht wird, in den einzelnen Feldern", sagt er. "Und diese Datenbasis ist essenziell um auch zukünftig Bilanzierungen vornehmen zu können, die Ressource Grundwasser zu schützen und damit auch Ressourcen für zukünftige Generationen zu haben."
In Nordsachsen zum Beispiel, so Reißmann, seien die Nitratwerte im Grundwasser zu hoch. Thomas Thiele vom Landesbauernverband entgegnet: "Die Bedenken der Wasserwirtschaft sind in Sachsen unbegründet, weil wir weiter eine Dokumentation der Düngeausbringung vornehmen müssen."
Nur ob die verbliebenen Regelungen reichen, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke