Russische Konzerne leiden unter westlicher Konkurrenz, weil viele Menschen auch nach der Abwanderung der Firmen an den Produkten hängen. Putin kündigt nun Sperrungen an, die "Bürger von schlechten Angewohnheiten befreien" sollen. Statt Youtube gebe es dann Rutube.
Kremlchef Wladimir Putin will die Dienstleistungen aus Russland fortgegangener westlicher IT-Konzerne im Land sperren. "Man muss sie drosseln", sagte Putin bei einer Besprechung mit russischen Unternehmern. Er sage dies ohne jede Verlegenheit. Der Westen wolle Russland strangulieren, also müsse man Gleiches mit Gleichem vergelten, forderte der 72-Jährige. Auch anderen Branchen versprach er Protektionsmaßnahmen.
Vorausgegangen war die Klage eines russischen IT-Managers über Milliardenverluste für einheimische Technologieunternehmen. Die Branche leide darunter, dass Russen weiter vielfach auf Zoom oder Microsoft setzten. Putin versprach, die Bürger "von ihren schlechten Angewohnheiten zu befreien". Virtuelle ausländische Handelsplattformen kritisierte Putin zudem als "Loch", über die alles Mögliche nach Russland eingeführt werde.
Russland hat bereits jetzt, die Netzgeschwindigkeit vieler ausländischer Online-Dienste gedrosselt. So können Russen YouTube ohne virtuelles privates Netzwerk (VPN) praktisch nicht mehr nutzen, da Videos zu lange laden. Russland baut parallel dazu die Videoplattform RUTube auf. Facebook oder Instagram sind seit Kriegsbeginn ebenfalls als extremistisch eingestuft und daher gesperrt. Die Behörden haben auch viele große VPN-Anbieter bereits blockiert, damit die Russen nicht auf Umwegen unkontrolliert im Netz surfen.
Spekulationen über Rückkehr westlicher Konzerne
Bereits Mitte Mai hatte Putin bei einem Treffen mit dem Unternehmerverband "Delowaja Rossija" sein Konzept für den Umgang mit westlichen Konzernen im Falle einer möglichen Rückkehr dargelegt. Es sei wichtig, darauf zu achten, wie diese Firmen sich nach dem Weggang verhalten haben, ob sie etwa der Ukraine geholfen hätten, sagte Putin bei dem Treffen Mitte Mai. Den Vorschlag, dass die Rückkehrer sich entschuldigen müssten, wies der Kremlchef dabei als nicht ausreichend zurück. "O nein. Das ist auf keinen Fall genug", sagte Putin.
Westliche Firmenchefs würden sich augenblicklich entschuldigen, wenn sie sich davon Vorteile in Russland versprächen. Russische Konzerne müssten vor starker Konkurrenz geschützt werden. Daher sei eine pragmatische Nutzenabwägung nötig. "Wenn es für uns vorteilhaft ist, dass das eine oder andere Unternehmen kommt, dann müssen wir sie reinlassen", anderenfalls sei jeder Vorwand recht, ihnen den Zutritt zu verwehren. In den meisten Fällen lasse sich dies mit den WTO-Regeln vereinbaren - und ansonsten "werden wir mindestens 15 Jahre vor Gericht streiten", sagte der 72-Jährige.
Nach dem von Putin befohlenen Krieg gegen die Ukraine haben viele westliche Unternehmen im Zuge der von Europäern und Amerikanern verhängten Sanktionen Russland verlassen. Darunter sind auch viele deutsche Konzerne wie VW, Henkel oder Siemens. Durch die Umstellung auf Kriegsproduktion konnte die russische Volkswirtschaft trotzdem weiter wachsen. In Russland ist zumindest auf offizieller Ebene der Optimismus groß, dass die meisten der Investoren wieder zurückkommen wollen, sobald eine Lösung für den Konflikt gefunden ist. Konkrete Pläne dafür hat aber bisher kein Unternehmen geäußert.
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