Berichte über drastische Umbaumaßnahmen bei Thyssenkrupp schrecken die Landesregierung in Düsseldorf auf. Die grüne Wirtschaftsministerin warnt vor Zerschlagungsplänen und Jobabbau. Die Konzernspitze stellt ihre Pläne vor, allerdings fehlen Hinweise zu möglichen Stellenstreichungen.

NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur fordert Klarheit von Thyssenkrupp: "Was die Menschen in Nordrhein-Westfalen - und insbesondere die Beschäftigten bei Thyssenkrupp - jetzt brauchen, sind Verlässlichkeit und ein klarer Kurs. Öffentliche Spekulationen über eine Zerschlagung des Konzerns sind dabei Gift für konstruktive Lösungen", sagte die Grünen-Politikerin der "Rheinischen Post". "Die nun angekündigte strategische Neuaufstellung des Konzerns kann eine Chance sein, wenn sie mit Augenmaß, sozialer Verantwortung und klarem Bekenntnis zu den industriellen Standorten in NRW umgesetzt wird."

Neubaur mahnte: "Wir wollen, dass die Menschen bei Thyssenkrupp auch in Zukunft eine Perspektive haben - in einem Unternehmen, das Digitalisierung, Klimaneutralität und soziale Verantwortung zusammenbringt. Dafür braucht es einen belastbaren Plan, Dialog mit den Beschäftigten und die klare Zusage, dass dieser Umbau nicht auf ihrem Rücken ausgetragen wird. Dafür stehen wir als Land."

Die Ministerin erinnerte den Konzern an die staatliche Förderung: "Der Erhalt und die Transformation industrieller Wertschöpfung sind Kernanliegen dieser Landesregierung. Nicht zuletzt deshalb haben wir mit 700 Millionen Euro die größte Einzelförderung in der Geschichte Nordrhein-Westfalens auf den Weg gebracht - für eine klimafreundliche Stahlproduktion, für industrielle Stärke und für sichere Arbeitsplätze."

IG-Metall fordert Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen

Nach Medienberichten vom Wochenende über eine geplante Zerschlagung des Konzerns hatte sich der Vorstand am Montag geäußert. Noch im laufenden Geschäftsjahr 2024/25 (bis Ende September) werde der Vorstand dem Aufsichtsrat die künftige Ausrichtung des Gesamtkonzerns vorstellen, teilte Thyssenkrupp mit. "Kern der Überlegungen ist es, schrittweise alle Geschäftsbereiche von Thyssenkrupp zu verselbstständigen und für die Beteiligung Dritter zu öffnen." Konzernbetriebsrat und IG Metall zeigten sich gesprächsbereit, warnten aber vor einer Zerschlagung des Konzerns mit knapp 100.000 Beschäftigten.

Mit der eingeleiteten Abspaltung eines Minderheitsanteils von Thyssenkrupp Marine Systems und dem angestrebten 50/50-Joint-Venture von Thyssenkrupp Steel Europe mit einer Holding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky seien bereits wichtige Weichenstellungen gemacht, erklärte das Unternehmen. Bei Thyssenkrupp sind Umbauten an der Form oder der Strategie fast schon der Normalfall. Zwei Jahre nach dem Antritt als Vorstandschef treibt Miguel Lopez seine Zielvorstellungen voran. In den kommenden Jahren sollten sich die Segmente Material Services und Automotive Technology ebenfalls kapitalmarktfähig aufstellen und in die Eigenständigkeit folgen. Auch das noch junge Segment Decarbon Technologies solle perspektivisch verselbstständigt werden.

Bisher seien die Arbeitnehmervertreter nicht angemessen in die strategische Diskussion eingebunden, kritisierten der Konzernbetriebsrat und die IG Metall. Das Unternehmen müsse das Vorhaben den zuständigen Gremien zeitnah und vollständig transparent machen. "Die Arbeitnehmerseite setzt sich seit Jahren für eine solide Entwicklung und eine gute Zukunft aller Geschäftsfelder bei Thyssenkrupp ein", betonte der zweite Vorsitzende der IG Metall und Vize-Aufsichtsratschef, Jürgen Kerner. "Aber den Konzern zu filetieren und nach und nach an die Börse zu bringen - ohne Zukunftsbilder mit Perspektiven für Mitarbeiter und Standorte in allen Bereichen - lehnen wir ab." Es müsse klare Aussagen zu Beschäftigung und Standorten geben. Betriebsbedingte Kündigungen müssten ausgeschlossen werden.

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