Mit einem Post zum Jahrestag der Invasion Kretas durch die Wehrmacht sorgt der AfD-Politiker Lucassen für Empörung. Der Bundestagsabgeordnete würdigt unkritisch die Rolle deutscher Fallschirmjäger. Dabei blendet er begangene Kriegsverbrechen und die Rolle der Truppe im NS-System aus.

Der AfD-Bundestagsabgeordnete Rüdiger Lucassen hat mit verklärenden Aussagen über deutsche Fallschirmjäger im Zweiten Weltkrieg für Empörung gesorgt. Der ehemalige Oberst der Bundeswehr erinnerte am Dienstag auf der Plattform X an den Einsatz seines Vaters, der laut seiner Aussage bei der deutschen Invasion Kretas 1941 zum Einsatz kam.

"Heute vor 84 Jahren sprang mein Vater Hans Lucassen mit seinen Kameraden des Fallschirmjägerregiments 1 über Kreta ab", schreibt Lucassen. "Die soldatische Leistung der kämpfenden Einheiten wird bis heute von Militärhistorikern und Soldaten gewürdigt. Die persönlichen Schicksale der deutschen Fallschirmjäger rühren zu Tränen."

Die Eroberung Kretas habe auch den Ruf der modernen Fallschirmjägertruppe begründet, behauptet Lucassen. Bis heute seien die Eckdaten und Namen dieser Schlacht den Soldaten der Bundeswehr geläufig. "Auch, wenn es die politische Führung zu unterbinden versucht."

Die unkritischen und glorifizierenden Äußerungen von Lucassen sorgen bei vielen X-Nutzern für Unverständnis. In der Kommentarspalte des Posts weisen mehrere User auf die Kriegsverbrechen hin, die deutsche Fallschirmjäger auf der Insel verübten. Zudem wird kritisiert, dass Lucassen den historischen Kontext der Invasion, nämlich Adolf Hitlers Vernichtungskrieg, völlig außen vor lässt.

"Elite des Führers"

Die Luftlandeschlacht um Kreta tobte vom 20. Mai bis zum 1. Juni 1941. Dabei griffen 23.500 deutsche Soldaten, überwiegend Fallschirmjäger, die Insel an, die von 32.000 Briten und 10.300 Griechen verteidigt wurde. Trotz enormer Verluste und der schlechten Planung bauschte die NS-Propaganda die Eroberung Kretas als großartigen Sieg auf.

Nach den Kämpfen kam es auf der Insel zu zahlreichen Massakern an der Zivilbevölkerung. So erschoss das von Lucassen erwähnte Fallschirmjägerregiment 1 am 3. Juni 1941 im Ort Kondomari mehrere Geiseln. Insgesamt wurden in den ersten Monaten der deutschen Besatzung mehr als 2000 Kreter ermordet.

Die ab 1935 aus Freiwilligen aufgestellten Fallschirmtruppen der Wehrmacht zählten zu den Prestigeverbänden des NS-Regimes. Laut dem Historiker Magnus Pahl verstanden sich die Fallschirmjäger selbst als "politische Soldaten" und "Elite des Führers". Als Luftwaffen-Chef hielt Hermann Göring seine schützende Hand über die Fallschirmjäger. Auch Propagandaminister Joseph Goebbels förderte sie. Sein Stiefsohn Harald Quandt diente als Offizier in der 1. Fallschirmjägerdivision.

Die Truppe wurde vom Regime protegiert und bevorzugt. Die Propaganda schuf das Bild von fanatischen Vorzeigesoldaten. "Der Mythos von wenigen unüberwindlichen Fallschirmjägern, die der feindlichen Übermacht trotzten, findet sich bis heute in der Fachliteratur", sagte Historiker Pahl kürzlich im Gespräch mit ntv.de. Die zahlreichen Kriegsverbrechen, die deutsche Fallschirmjäger auf Kreta, an der Ostfront und in Italien verübten, geraten dabei häufig in den Hintergrund.

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