Mit hohen Prämien lockt der Kreml Freiwillige für die Invasion in der Ukraine. Doch die Dynamik lässt vermutlich nach. Nun werden die rechtlichen Bedingungen geschaffen, um die aktive Reserve an die Front schicken zu können. Das könnte Kosten sparen, birgt aber auch eine große Gefahr.
Eine Kommission des russischen Ministerkabinetts hat laut Institut für Kriegsstudien (ISW) einen neuen Änderungsentwurf verabschiedet, der die rechtlichen Hindernisse für den Einsatz von Reservisten im Kampf beseitigt. "Der Kreml bereitet sich darauf vor, Reservisten schrittweise zu mobilisieren, um erstmals in der Ukraine zu kämpfen", heißt es von der US-Denkfabrik.
Das ISW schätzt zugleich ein, dass die Neuregelung nicht gleichbedeutend mit einer großangelegten Mobilisierung ist, um die Größe des Militärs drastisch zu erhöhen. Eine solche Mobilisierung sei unwahrscheinlich, heißt es. "Putin verfügt bereits über die rechtlichen Mechanismen, die er für eine großangelegte einmalige unfreiwillige Mobilisierung in beliebigem Umfang benötigt, und es wären keine Änderungen erforderlich, um das russische Militär derzeit drastisch zu vergrößern."
Dennoch wird in der Neuregelung für die Reservisten eine "bedeutende Wendung" in der russischen Strategie gesehen. Bislang setzt der Kreml für die Invasion in der Ukraine vor allem auf die Mobilisierung von Freiwilligen durch hohe Prämien. Laut verschiedener Experten sollen dadurch weiterhin die monatlichen Verluste von Zehntausenden Kämpfern ausgeglichen werden können. Die Dynamik habe jedoch etwas nachgelassen, statt das Ziel der Steigerung der Zahlen zu erreichen.
Das ISW hält es für wahrscheinlich, dass die Rekrutierungszahlen bei Freiwilligen für den Kampf in der Ukraine sinken und der Kreml deswegen den Ansatz verfolgt, eine "schrittweise Zwangsmobilisierung von Reservisten einzuführen, um die Truppenstärke angesichts der weiterhin hohen Verluste in der Ukraine aufrechtzuerhalten".
So sieht Russlands aktive Reserve aus
Die US-Denkfabrik gibt unter Berufung auf russische Quellen an, dass die aktive russische Reserve zwei Millionen Mitglieder hat. Es handelt sich demnach um Bürger, die freiwillig einen Vertrag mit dem russischen Verteidigungsministerium abgeschlossen haben. Sie bleiben bis zu ihrer Einberufung Zivilisten und erhalten eine finanzielle Entschädigung für ihre Tätigkeit in der Reserve. Dazu gehört die Teilnahme an Übungen. Im Falle einer Mobilmachung müssen sich Reservisten bei den Wehrersatzämtern melden.
Der Kreml drückt sich allerdings seit Jahren um eine großangelegte Mobilisierung, die in der Bevölkerung unbeliebt ist. Zudem wird offiziell auch nicht von einem Krieg gegen die Ukraine gesprochen, sondern lediglich von einer "Spezialoperation". Da ohne Mobilisierung rechtlich gesehen aber keine Reservisten einberufen werden können, strebt der Kreml nun die Neuregelung an, um diese doch an die Front zu holen.
Aktive Reservisten in den Kampf zu schicken und weniger Freiwillige mit hohen Prämien zu locken, hat laut ISW den Vorteil, hohe Kosten zu sparen. Eine große Gefahr wird jedoch im möglichen Unmut in der russischen Bevölkerung gesehen. "Der Kreml wird die mobilisierten Reservisten wahrscheinlich fälschlicherweise als Mitglieder der Berufsreserve darstellen, die sich freiwillig zum Kampf in der Ukraine gemeldet haben, um zu verhindern, dass die russische Gesellschaft sich gegen einen verstärkten Einsatz mobilisierter Reservisten ausspricht".
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