Bayerns Ministerpräsident Markus Söder kritisiert den NDR für die Absetzung der Moderatorin Julia Ruhs. „Sie hat den Öffentlich-Rechtlichen insgesamt und insbesondere dem Norddeutschen Rundfunk schwer geschadet“, sagte Söder der Wochenzeitung „Die Zeit“.
Handwerkliche Fehler könne er in der Arbeit der Journalistin Ruhs nicht erkennen. „Sie lässt alle Seiten zu Wort kommen, wie es sich für eine ausgewogene Berichterstattung gehört“, sagte Söder. „Es wirkt eher so, als wurde nur ein Vorwand gesucht, um eine Kollegin aus dem Sender zu entfernen, weil sie manchem politisch unangenehm war.“ Das sei der „Gipfel der Intoleranz“.
Früher habe es politische Magazine gegeben, die eher konservativ oder eher links gewesen seien, sagte Söder. Heute sei es kaum noch möglich, aus dem konservativen Spektrum zu senden. „Wer bei einem Format mit dieser Quote mit einer solchen Rigorosität vorgeht, erweckt den Eindruck, dass er bei der Auswahl von Personal grundsätzlich eine unsichtbare Schere im Kopf haben könnte. Bei vielen Menschen verstärkt es das Gefühl, der öffentlich-rechtliche Rundfunk sei tendenziell links, vor allem grün“, sagte Söder.
Die Nachbesetzung von Julia Ruhs durch die ehemalige „Bild“-Chefredakteurin Tanit Koch überzeugt Söder nicht. „Die Nachbesetzung wirkt wie ein Feigenblatt: Aufgrund des öffentlichen Drucks wird hektisch eine Nachfolgerin eingestellt, die früher bei der ,Bild‘-Zeitung war“, sagte Söder. Das sei nicht sehr überzeugend. „Erst eine Person entfernen und dann versuchen, das mit einer anderen zu kaschieren. Solche Vorgänge fördern leider die Vorurteile in demokratiekritischen Milieus. Es entsteht der Eindruck, die Öffentlich-Rechtlichen arbeiten nur mit politisch liebsamem Personal“, sagte er.
Söder wendet sich in der „Zeit“ auch gegen die Forderung von CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann, die Rundfunkbeiträge auf dem heutigen Niveau einzufrieren, um Druck zu Reformen auf die Sender auszuüben. „Gebühren sind kein Straf- oder Belohnungsinstrument für Inhalte“, sagte Söder. Die Beitragsfrage bemesse sich daran, ob der öffentlich-rechtliche Rundfunk zu Recht jedes Jahr mehr Geld ausgebe oder auch sparen könne.
Söder selbst absolvierte von 1992 bis 1993 ein Volontariat beim BR und arbeitete dort anschließend als Redakteur. 1994 wurde er Landtagsabgeordneter.
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