Die Kommentatoren der internationalen Presse schauen zumeist kritisch auf die Rede von US-Präsident Donald Trump bei der UN-Vollversammlung. „Zunehmend wirr“ („Politico“) oder auch „zusammenhangloses Gebrabbel“ („CNN“) nennen sie das Ergebnis. Es gibt aber auch Lob: „Trump spricht Wahrheiten aus, die niemand sonst anerkennt.“

„CNN“ (USA): „Zusammenhangloses Gebrabbel“

„Eine häufige Folge von Trumps Reden vor der UN-Generalversammlung ist, dass der Rest der Welt einen ungekürzten Blick auf das zusammenhanglose Gebrabbel erhält, das die Amerikaner mittlerweile als selbstverständlich erachten. Es wäre nicht überraschend, wenn ausländische Kanzlerämter nach der Rede vom Dienstag beginnen, sein Temperament und sein Verständnis für Schlüsselthemen neu zu bewerten. Die US-Verbündeten mussten jedoch im Umgang mit Trump lernen, seine Beschimpfungen, sein Geschwätz, sein endloses Eigenlob und seine Selbstbeweihräucherung von seinen wahren Absichten und Handlungen zu trennen. (...) Die erste Rede vor den Vereinten Nationen in der zweiten Amtszeit des Präsidenten bot ein ernüchterndes Bild der neuen globalen Realität. Die Vereinigten Staaten, die Nation, die mehr als jede andere zum Aufbau der Vereinten Nationen beigetragen und sie jahrzehntelang unterstützt hat, sind nun ihr schärfster Kritiker. Diese Situation wirft Fragen über die Überlebensfähigkeit des einst so wichtigen Weltorgans in seiner jetzigen Form auf.“

„Wall Street Journal“ (USA): „Trump spricht Wahrheiten aus, die niemand sonst anerkennt“

„Präsident Trump bricht fast täglich politische Konventionen, im Guten wie im Schlechten. Aber manchmal hat seine Offenheit den Vorteil, dass er Wahrheiten ausspricht, die niemand sonst anerkennt. So auch am Dienstag in New York, als er vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen erklärte, dass diese zunehmend an Bedeutung verliere. (...)

Trump lehnt die UN nicht grundsätzlich ab, vielmehr stellt er fest, dass sie zu einem Hindernis für den Frieden, den Wohlstand und die universellen Menschenrechte geworden ist, die sie vorgibt zu fördern.

Im Jahr 2017 lachten die UN-Delegierten über Trumps Äußerungen vor der Generalversammlung, aber diesmal nicht. Wären sie ehrlich zu sich selbst, würden zumindest einige von ihnen zugeben, dass er den Nagel auf den Kopf getroffen hat.“

„La Vanguardia“ (Spanien): „Trump behauptet, die Einwanderung zerstöre weite Teile der freien Welt“

„Trump kennt keine Grenzen. Wie zu erwarten war, nutzte er seinen Auftritt am Sitz der Vereinten Nationen, um diese Organisation lächerlich zu machen, den Klimawandel als Inszenierung abzutun und zu behaupten, die Einwanderung zerstöre weite Teile der freien Welt. Der Präsident ist halt so. An einem Tag behauptet er, Paracetamol führe bei Kindern zu Autismus – auch wenn die Gesundheitsbehörden das bestreiten –, und am nächsten tritt er in New York auf und sagt, wenn Europa der Einwanderung nicht Einhalt gebiete, werde es ‚zur Hölle fahren‘.

Das Problem ist nicht nur seine Rhetorik. Es sind seine Taten. (...) Die Folgen des aktuellen Trump für die Welt sind weitaus schädlicher und gefährlicher als bei seiner ersten Amtszeit. Es fällt schwer, sich vorzustellen, was er in vier Jahren anrichten kann, wenn er dieses Tempo beibehält. (...) Die Wirtschaft ist vielleicht seine einzige Achillesferse. Wegen seiner fragwürdigen Zollpolitik sagen viele Experten eine Finanzkrise in den USA voraus. (...) Die Auswirkungen in den Geldbeuteln der Bürger könnten für den Verlust an Unterstützung entscheidender sein als manche seiner exzentrischen Entscheidungen“.

„Politico“ (USA): „Trump redet maßlos wirr“

„Trump redete maßlos wirr, selbst nachdem der kaputte Teleprompter repariert war. Er verbreitete eine erstaunliche Anzahl von Unwahrheiten – ja, selbst für seine Verhältnisse –, wie etwa die Behauptung, London bewege sich auf die Einführung des islamischen Rechts zu. Er widersprach sich selbst, indem er beispielsweise behauptete, der CO₂-Fußabdruck spiele keine Rolle, während er gleichzeitig die Luftverschmutzung in einigen Regionen beklagte.

Insgesamt bot Trump keine übergreifende, einigende globale Vision. Trump hatte kaum freundliche Worte übrig, um andere Länder dazu zu bewegen, dem amerikanischen Beispiel bei der Lösung grenzüberschreitender Probleme zu folgen. Stattdessen blieb er seinem nationalistischen Kern treu und drangsalierte, trieb und verspottete die versammelten Länder.“

„La Repubblica“ (Italien): „Rede eines Zerstörers“

„Von der Kanzel der Vereinten Nationen hat Donald Trump einen Fluch Urbi et orbi ausgesprochen. Er hat sich zum obersten Interpreten und Propheten des Negativismus und Unilateralismus erhoben. Und er hat eine Vision der Welt und der Rolle Amerikas vorgeschlagen, die alles zerstört, was seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs aufgebaut wurde. Es war die Rede eines Zerstörers, der jegliches Gefühl für Grenzen vermissen ließ, sowohl zeitlich (sie dauerte gut 55 Minuten) als auch verbal.

Der Tonfall ähnelte eher einer Rede auf einem Parteitag als einer Ansprache eines Staatsoberhauptes vor der – was auch immer Trump davon halten mag – nach wie vor wichtigsten diplomatischen Versammlung der Welt. In einer theatralischen Anklage, die teilweise auch zusammenhanglos und offensichtlich verlogen war, vermischte Trump ohne jede Hemmung politische Visionen mit persönlichem Groll.“

„Financial Times“ (Großbritannien): „‚Globale Version von seltsamer Scheiß‘“

„Seine Verbündeten argumentieren, in seiner Rede sei es um Frieden gegangen. Er erntete Applaus, als er die Hamas aufforderte, die letzten israelischen Geiseln freizulassen. Zudem bot er Brasiliens Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva nach Monaten der Spannungen zwischen den beiden erstmals Frieden an. Doch das ist nicht der Grund, warum seine Rede in die Geschichte eingehen wird (…).

Dieser Mann macht deutlich, dass er immer noch verärgert darüber ist, dass die UN Anfang der 2000er-Jahre sein milliardenschweres Angebot abgelehnt hat, ihren Hauptsitz mit Marmor und Mahagoni neu zu gestalten. Und er hat eine Obsession für Windräder. Nachdem er die Antrittsrede 2017 gehört hatte, soll der ehemalige Präsident George W. Bush gesagt haben: ‚Das war seltsamer Scheiß.‘ Dies war die globale Version von seltsamer Scheiß und für die meisten Menschen im Saal war es sicherlich das – seltsam.“

„De Volkskrant“ (Niederlande): „Er klang manchmal wie ein Stammgast auf einem Barhocker“

„Die Vereinten Nationen feiern ihr 80-jähriges Bestehen, doch schon seit einiger Zeit befinden sie sich in einem schlechten Zustand. Im Angesicht der Kriege in Gaza, der Ukraine und im Sudan sind sie machtlos.

Und seit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump haben sich die Probleme der UN noch verschärft. Trump glaubt nicht an eine multilaterale Weltordnung, in der Konflikte anhand internationaler Regeln und Verträge gelöst werden.

Er lehnt alle internationalen Vereinbarungen ab, die die Macht der USA einschränken, und möchte stattdessen nach eigenem Ermessen Abkommen schließen, um seine Freunde zu belohnen und seine Feinde zu bestrafen. So drohen die USA, sich aus einer Organisation zurückzuziehen, für die sie 1945 selbst den Grundstein legten und die sie lange Zeit dominierten. Zudem will Trump die amerikanischen Beiträge zur UN drastisch kürzen, wodurch die Organisation in finanzielle Schwierigkeiten gerät.

Man hatte erwartet, dass Trump der amerikanischen UN-Politik eine bestimmte Richtung geben würde, aber das geschah nicht. In seiner fast einstündigen Rede formulierte er keine kohärente Vision von den UN und der Weltordnung, sondern sprang von einem Thema zum nächsten. Er prahlte mit seinen eigenen Leistungen und schweifte regelmäßig zu persönlichen Erlebnissen ab, wobei er manchmal wie ein Stammgast auf einem Barhocker klang.“

„Tagesschau“: „Krude Mischung aus Verschwörungstheorie und heftiger Beschimpfung des Gastgebers“

„Eine feierliche Rede zum 80. Geburtstag der Vereinten Nationen klingt anders. Aber das wäre Donald Trump wahrscheinlich zu langweilig gewesen. Und so wurde es eine bisweilen krude Mischung aus Wahlkampfrede und Selbstlob, Verschwörungstheorie und heftiger Beschimpfung des Gastgebers. Typisch Trump eben.

Nur wenige wagten es, mit dem Kopf zu schütteln. Mittlerweile traut sich fast niemand mehr, es sich mit dem US-Präsidenten zu verscherzen.

Minutenlang beklagte sich Trump über die beiden aus seiner Sicht größten Übel dieser Welt: erneuerbare Energien, vor allem Windräder, und illegale Einwanderung. Für beides machte Trump die Vereinten Nationen mitverantwortlich - und warf ihnen Versagen in ihrem Kernauftrag vor, der Friedenssicherung. Während die UN-Bürokratie nur leere Worte produziere, habe er in sieben Monaten sieben lange Kriege beendet. Ein Wink nach Oslo, an das Komitee für den Friedensnobelpreis.

Man kann Trumps Rede und seine nationalistische Weltsicht verstörend finden. Doch es hätte schlimmer kommen können. Der befürchtete Ausstieg aus weiteren UN-Organisationen wie der Flüchtlingshilfe UNHCR blieb aus – bislang jedenfalls.“

„Guardian“ (Großbritannien): „Jedes Land wird die Stärke von Trumps Erpressungsdiplomatie spüren“

„Trumps Rede hat auch die unausweichliche Frage, wie die Welt ohne verlässliche amerikanische Führung funktionieren wird, noch dringlicher gemacht.

Diese Frage betrifft nicht nur den Globalen Süden, sondern auch Europa im Kampf gegen Russland, Asien im Kampf gegen die chinesische Macht und die Golfstaaten im Kampf gegen Israels militärische Dominanz. Doch diese globalen Allianzen stecken noch in den Kinderschuhen und sind schlecht koordiniert.

Die größere Gefahr besteht darin, dass jeder Nationalstaat, getrieben von innenpolitischen Überlegungen und der Einschätzung seiner wirtschaftlichen Stärke, seine eigenen Entscheidungen darüber trifft, wie er die amerikanische Macht bekämpfen oder sich ihr beugen will.

Bei dieser Entscheidung wird jedes Land die Stärke von Trumps Erpressungsdiplomatie spüren. Indem Trump Handel, Sicherheit oder Einwanderung in eine Verhandlung verwickelt, maximiert er seinen Einfluss – und so sehr er auch verachtet wird, es ist ein mutiges Land, das Widerstand leistet.“

„Times“ (Großbritannien): „Es überraschte die Zeit, die Trump damit verbrachte, die Europäer zu beschimpfen“

„Einige kritische Punkte seiner Rede waren zu erwarten – von der Unterstützung Israels über die Ablehnung des Konsenses der Vereinten Nationen bis hin zu Vorwürfen an Präsident Putin wegen des Krieges in der Ukraine. Was überraschte die Delegierten am meisten? Die Zeit, die Trump damit verbrachte, die Europäer zu beschimpfen.

In seiner 52-minütigen Rede (die eigentlich nur 15 Minuten dauern durfte) sprach Trump lang und breit über seine Sorgen um Großbritannien und Europa insgesamt. Er warnte vor dem ‚zweischwänzigen Monster aus Energie und Einwanderung‘ und behauptete an einer Stelle: ‚Eure Länder gehen vor die Hunde.‘ (...)

Der Grund, warum die Rede nicht einfach als eine weitere Tirade Trumps abgetan werden kann, ist, dass sie eine größere Besorgnis innerhalb der US-Regierung zum Ausdruck brachte. Während der Präsident erklärte, er werde Ländern des Nahen Ostens keine Vorträge darüber halten, wie sie zu leben haben, sehen Mitglieder seines Kabinetts die Entwicklungen in Großbritannien und Europa in Bezug auf Migration und Energie als echtes Sicherheitsrisiko an.“

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