Mehr als die Hälfte aller Verwaltungsleistungen werden inzwischen online angeboten. Viele aber nicht in der ganzen Bundesrepublik, sondern nur in einzelnen Gemeinden. In Sachen Digitalisierung wirkt das Land wie ein Flickenteppich.

Elterngeld, Eheschließung oder Bürgergeld - in Deutschland werden bislang 60 Prozent der Verwaltungsleistungen digital angeboten. Insgesamt 349 von 579 Behördenleistungen sind online verfügbar - aber nicht überall. Nur 165 Leistungen werden flächendeckend in ganz Deutschland angeboten, wie aus einer Analyse des Digitalverbands Bitkom hervorgeht. Manche Leistungen gibt es nur in einer einzelnen Kommune online.

Das Tempo der Digitalisierung in Städten und Gemeinden ist generell recht unterschiedlich. 199 Verwaltungsleistungen sind demnach in mehr als der Hälfte der deutschen Städte und Gemeinden umgesetzt. Besonders häufig nachgefragte Leistungen wie Elterngeld oder Eheschließung sind in mindestens zehn Prozent der Kommunen digital verfügbar. 230 Behördenleistungen sind allerdings bislang noch gar nicht online möglich.

"Wir bewegen uns im Schneckentempo", kritisierte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. "Wir könnten schneller sein, wenn wir nicht überall das digitale Rad neu erfinden, sondern funktionierende Lösungen zügig verbreiten." Er zeigte sich aber optimistisch, wie der neue Digitalminister Carsten Wildberger die Themen angehe. "Ich frage mich jedoch, wie viel Energie das politische System aufbringen kann, um sich besser zwischen Kommunen, Ländern und Bund zu organisieren. Hier liegt ein großer Schwachpunkt unseres föderalen Systems, der uns brutal aufhält."

Bürger fordern mehr Tempo

Neun von zehn Deutschen wünschen sich einer Umfrage zufolge mehr Tempo bei der Digitalisierung in ihrer Kommune. So befürworten beispielsweise 82 Prozent intelligente Straßenlaternen, 70 Prozent Echtzeitinformationen zu Bus und Bahn sowie 65 Prozent zu Parkplätzen. 61 Prozent hätten gerne Wlan an öffentlichen Plätzen. 53 Prozent wünschen sich smarte Mülltonen, die Bescheid geben, wenn sie voll sind. Ebenso viele wollen eine digitale Plattform zur Bürgerbeteiligung.

Zugleich beantragte überhaupt erst knapp jeder Achte jemals eine Verwaltungsleistung digital. Als Hauptgrund für das persönliche Erscheinen bei einer Behörde wurde von zwei Dritteln angegeben, dass die nachgefragte Leistung online nicht verfügbar oder das persönliche Erscheinen gefordert war. Weitere zwölf Prozent nannten technische Probleme als Grund, sechs Prozent fanden den Onlineservice zu kompliziert. Nur acht Prozent entschieden sich demnach bewusst für eine persönliche Beratung. Im Auftrag des Digitalverbands wurden im Juli und August 1005 Menschen ab 18 Jahren befragt.

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