US-Präsident Trump benennt die "radikale Linke" als Auslöser des Mords an Charlie Kirk. Den Angriff stellt er in eine ganze Reihe von politischen Attentaten. Doch die Auswahl ist hochgradig selektiv.
Für die "Make America Great Again"-Bewegung (MAGA) in den USA mobilisierte Charlie Kirk über die vergangenen Jahre eine entscheidende Zielgruppe: junge Menschen. Und das in großer Zahl an den Bildschirmen und auf den Bühnen. Der nun letzte Auftritt Kirks in Utah vor Tausenden Zuschauern sollte der Auftakt zur "American Comeback Tour" werden - eine Feier des Sieges der MAGA-Bewegung mit dem Wiedereinzug Trumps ins Weiße Haus. Dort treibt Trump den Kampf gegen die angebliche linke Meinungsdiktatur und "Woke"-Agenda voran. Darauf arbeitete Kirk als ein lautstarker Aktivist im seit Jahren tobenden Kulturkampf hin.
Dafür feuerte er seit Jahren verbal aus allen Rohren: in Fernsehen, Podcasts, mit Tweets und Videos auf Tiktok oder eben im direkten Schlagabtausch mit Gegnern. Kirk war das omnipräsente Gesicht der jungen amerikanischen Rechten. "Wir spielen offensiv mit dem dringenden Ziel, den amerikanischen Kulturkampf zu gewinnen", zitierte ihn seine eigene Organisation Turning Point America auf ihrer Website. Und in diesem Sinne würdigte ihn auch der US-Präsident nach seinem Tod.
Kirk mobilisierte für Trump und begleitete dessen Agenda, ohne je Teil des Staatsapparats rund um Trump zu werden. Lügen und Verschwörungserzählungen gehörten zum Bild des Charlie Kirks. Er sah sich als Krieger gegen die "globalistische Bedrohung" oder propagierte die rechtsextreme, und von ihm mitunter antisemitisch verwendete Theorie des "Großen Austauschs", laut welcher Weiße im globalen Westen durch Migranten aus anderen Ländern ersetzt werden sollen.
Rechte Allianz von Kirk und Trump
Kirks Feldzug gegen amerikanische Programme für Vielfalt und "Kulturmarxismus" spiegelte sich in der radikalen Abkehr der US-Regierung von Diversitätsprogrammen in den vergangenen Monaten wider. Er war stolz auf seinen engen Kontakt zu Trump, den er nach eigenen Worten allein 100-mal in der ersten Amtszeit im Weißen Haus besuchte und dabei beeinflusst. Die Wortwahl des rechten Aktivisten fand mitunter direkt den Weg in den Sprachgebrauch Trumps. So stammte der vom Republikaner populär gemachte Begriff des "China-Virus" für Covid-19 ursprünglich von Kirk.
Als "Märtyrer für Wahrheit und Freiheit" sei Kirk gestorben, erklärte Trump in seinem Statement aus dem Oval Office nach dem Attentat auf den 31-Jährigen. "Er kämpfte für Freiheit, Gerechtigkeit und das amerikanische Volk." Trump zog die großen Linien, setzte das tödliche Attentat in eine Reihe mit den Schüssen auf sich selbst und den Mordanschlag von Luigi Mangione auf den CEO eines Gesundheitsunternehmens in New York.
"Meine Regierung wird jeden einzelnen aufspüren, der zu dieser Gräueltat und zu anderen politischen Gewalttaten beigetragen hat, einschließlich der Organisationen, die diese finanzieren und unterstützen, sowie derjenigen, die unsere Richter, Strafverfolgungsbeamten und alle anderen verfolgen, die für Ordnung in unserem Land sorgen", sagte Trump.
Wen er nicht erwähnte: demokratische Politiker, die in den vergangenen Monaten und Jahren Opfer politischer Gewalt wurden.
Trump verschweigt Attacken auf Demokraten
Die Schieflage des von Trump gezeichneten Bildes ist unübersehbar. Im Jahr 2020 planten rechte Verschwörer die Entführung der Gouverneurin von Michigan, dann stürmte ein MAGA-Mob das Kapitol und in den Hauptquartieren der beiden großen Parteien wurden Rohrbomben gefunden. 2022 drang ein Mann in das Wohnhaus der führenden Demokratin Nancy Pelosi ein und griff ihren 82-jährigen Mann mit einem Hammer an.
Auch in diesem Jahr ereigneten sich Anschläge auf Demokraten. Mit Molotow-Cocktails wurde das Haus des Gouverneurs von Pennsylvania in Brand gesetzt und im Juni erschoss ein als Polizist verkleideter Angreifer die demokratische Sprecherin des Repräsentantenhauses in Minnesota, Melissa Hortman, und ihren Ehemann in ihrem gemeinsamen Wohnhaus. Die Liste ließe sich fortsetzen.
In Trumps Stellungnahme findet das alles keinen Platz: "Die politische Gewalt der radikalen Linken hat zu vielen unschuldigen Menschen Schaden zugefügt und zu viele Menschenleben gekostet", erklärte der Präsident. Trump befeuerte den Kulturkampf nach dem Attentat nur weiter - ohne dass es bisher einen Hinweis auf den Schützen oder eine etwaige Motivation gibt. Die Linke bekämpft uns mit aller Gewalt, das ist die Botschaft an die eigene Bewegung.
Für die MAGA-Welt hat aber auch ein ermordeter Kirk weiter eine Funktion. Dieser kann als Ikone weiterleben – und mit seiner Märtyrer-Geschichte mobilisieren. Denn: Kirk gab sein Leben für die Bewegung, so Trump. "Ein Attentäter versuchte, ihn mit einer Kugel zum Schweigen zu bringen, aber er scheiterte. Gemeinsam werden wir dafür sorgen, dass seine Stimme, seine Botschaft und sein Vermächtnis für unzählige kommende Generationen weiterleben werden."
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