Israels Armee macht gezielt Dutzende Gebäude im Gazastreifen dem Erdboden gleich. Ministerpräsident Netanjahu spricht von der "Einleitung" der geplanten Bodenoffensive. Laut palästinensischen Stellen starben dabei allein am Montag 38 Menschen.

Vor dem Beginn des geplanten Militäreinsatzes zur Einnahme der Stadt Gaza hat Israels Luftwaffe nach Angaben von Regierungschef Benjamin Netanjahu dort binnen zwei Tagen bereits 50 Hochhäuser zerstört. "All dies ist nur die Einleitung, nur der Beginn des eigentlichen, intensiven Einsatzes - der Bodeninvasion unserer Streitkräfte, die sich nun organisieren und sich einfinden", sagte der israelische Ministerpräsident. Palästinensischen Angaben zufolge sollen am Montag 38 Menschen bei israelischen Angriffen in der größten Stadt im Gazastreifen ums Leben gekommen sein.

Netanjahu rief die Einwohner zur Flucht auf: "Sie wurden gewarnt, verschwinden Sie von dort." Seine Regierung beabsichtigt, die Stadt Gaza militärisch vollständig einnehmen zu lassen. Nach jüngsten Schätzungen befanden sich bis zuletzt rund eine Million Menschen dort. Netanjahu sagte am Sonntag, bislang hätten rund 100.000 Palästinenser die Stadt verlassen. Hilfsorganisationen warnen vor einer weiteren Verschärfung der schon jetzt katastrophalen Lage der Zivilbevölkerung.

Dutzende Tote im Gazastreifen gemeldet

Israels Armee zerstörte eigenen Angaben zufolge Hochhäuser in der Stadt Gaza, die von der palästinensischen Terrororganisation Hamas genutzt worden seien. Der von den Islamisten kontrollierte Zivilschutz teilte am Abend mit, bei israelischen Angriffen im gesamten Gazastreifen seien am Montag insgesamt 59 Palästinenser getötet worden, allein 38 davon in der Stadt Gaza. Die Angaben beider Seiten ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.

Die Armee wirft der Hamas vor, zivile Infrastruktur und Zivilisten als Schutzschilde zu missbrauchen - und betont selbst, die Zivilbevölkerung bei ihren Angriffen auf die Hamas und andere Terrororganisationen zu schonen. Dennoch gibt es immer wieder Berichte über zivile Opfer in gewaltiger Zahl. Auch deshalb wird das Vorgehen des israelischen Militärs im Gazastreifen international scharf kritisiert, wobei es auch Unterstützer der harten Linie gibt.

Tote gibt es auch in den Reihen der Armee, wenn auch weitaus weniger. Im Norden des Gazastreifens wurden vier israelische Soldaten getötet, wie das Militär am Abend mitteilte. Israelischen Medien zufolge hatten Hamas-Terroristen ihr Lager in einem Außenbezirk der Stadt Gaza angegriffen.

Neue Details über US-Vorschlag für Gaza-Deal

US-Präsident Donald Trump, der wichtigste ausländische Verbündete der Regierung Netanjahus, setzt weiterhin auf eine Verhandlungslösung im Gaza-Krieg. Der israelische Sender Channel 12 berichtete über bislang unbekannte Details eines kürzlich eingebrachten US-Vorschlags für ein umfassendes Abkommen zwischen Israel und der Hamas. Demnach ist die Freilassung aller lebenden Geiseln im Gazastreifen in den ersten 48 Stunden nach Inkrafttreten einer Waffenruhe vorgesehen.

Am Sonntag hatte der Sender zunächst berichtet, dass alle lebenden Entführten sowie alle Geisel-Leichen schon am ersten Tag übergeben werden sollen. Laut Channel 12 braucht die Hamas angeblich mehr Zeit, um die toten Verschleppten zu bergen.

Im Gegenzug für die Übergabe der Geiseln soll Israels Armee ihre Offensive in der Stadt Gaza einstellen. Nach Beginn der Waffenruhe sollen Berichten zufolge zudem Verhandlungen über die Bedingungen für ein Kriegsende beginnen. Israels Regierung fordert unter anderem eine komplette Entwaffnung der Hamas, während die Islamisten einen vollständigen Rückzug der israelischen Soldaten aus dem Gazastreifen verlangen.

Israels Armee tötet zwei 14-Jährige durch Schüsse

Derweil wurden in der als Hochburg militanter Palästinenser geltenden Stadt Dschenin im Westjordanland nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums zwei 14-Jährige durch Schüsse israelischer Soldaten getötet. Palästinensischen Medien zufolge kam es dazu, als Anwohner des Flüchtlingsviertels der Stadt versuchten, Habseligkeiten aus ihren Häusern zu holen. Israels Armee habe das Feuer auf sie eröffnet.

Das israelische Militär ist seit Anfang des Jahres in der Gegend im Norden des Westjordanlands im Einsatz, weil es dort nach eigenen Angaben gegen Terrororganisationen vorgeht. Viele Bewohner des Flüchtlingsviertels sind geflüchtet.

Israels Militär teilte auf Anfrage mit, in einem Sperrgebiet hätten sich mehrere Verdächtige israelischen Soldaten genähert und eine Bedrohung für sie dargestellt. Aufforderungen, Abstand zu halten, seien ignoriert worden. Die Soldaten hätten deshalb "den Standardverfahren entsprechend" gehandelt. Einzelheiten dazu nannte die israelische Armee nicht. Auch Angaben zu Toten und Verletzten bei dem Vorfall machte sie zunächst nicht.

Israel greift im Libanon an – fünf Tote

Auch im Libanon gab es wieder israelische Angriffe. Libanesischen Sicherheitskreisen zufolge wurden dabei fünf Mitglieder der proiranischen Hisbollah getötet, was die Miliz selbst ebenfalls bestätigte. Das israelische Militär gab an, mehrere Luftangriffe gegen Stellungen der Hisbollah geflogen zu haben.

Israels Regierung und die Hisbollah hatten sich Ende November nach mehr als einjährigem gegenseitigen Beschuss auf eine Waffenruhe geeinigt. Beide Seiten werfen sich allerdings Verstöße gegen das Abkommen vor. Israels Militär greift nahezu täglich weiter im Nachbarland an. Immer wieder gibt es dabei Tote.

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