Das Symbol der finnischen Luftwaffe mutet grotesk an – oder wie eine plumpe KI-Fälschung: Auf einer blauen Flagge prangt gut sichtbar ein schwarzes Hakenkreuz. Das Symbol der Nationalsozialisten – als Emblem der Streitkräfte eines demokratischen EU-Staates. Eines Nato-Mitgliedes. Kann das sein?
Tatsächlich sind die Fotos echt. Keine Künstliche Intelligenz hatte ihre Finger im Spiel, es waren auch keine russischen Propaganda-Experten, die sonst gern jeden als Nazi diffamieren, der dem Kreml im Wege steht.
Auch in Finnland ist die Nutzung des Hakenkreuzes nicht unumstritten. Und nun soll es auch von den letzten Flaggen der finnischen Luftwaffe verschwinden, sagt der neue Kommandeur des Luftkommandos Karelien. „Wir könnten diese Flagge behalten, aber manchmal kommt es deshalb zu unangenehmen Situationen mit ausländischen Besuchern“, wird Tomi Böhm vom öffentlich-rechtlichen Sender YLE zitiert. „Vielleicht ist es weiser, mit der Zeit zu gehen.“
Auf eine Anfrage der Nachrichtenagentur AP antwortete jüngst die Armee, es gebe bereits seit 2023 den Plan, die Flaggen zu ändern. Diese Entscheidung habe aber nichts mit dem in jenem Jahr vollzogenen Beitritt des Landes zur Nato zu tun gehabt, der als Reaktion auf den russischen Einmarsch in die Ukraine angestoßen worden war. Man wolle die Symbole anpassen, „um die aktuelle Identität der Luftwaffe besser widerzuspiegeln“, so das Statement.
Schon davor gab es Bestrebungen, das Symbol abzuschaffen. Fotos aus späteren Jahren – teils etwa aus dem November 2024 – legen allerdings nahe, dass entsprechende Pläne nicht vollständig umgesetzt wurden.
AP hat mit Teivo Teivainen gesprochen, einem Politologen an der Universität Helsinki. Er kämpft schon seit Jahren darum, dass das Symbol bei der Luftwaffe abgeschafft wird. Die Luftwaffe und auch die finnische Gesellschaft als Ganzes hätten lange darauf bestanden, dass das Hakenkreuz in diesem Kontext nichts mit den Nationalsozialisten zu tun habe, so Teivainen.
Nun habe man aber realisiert, dass man als Teil der Nato kaum daran festhalten könne, weil man dort mit Ländern wie Deutschland zu tun habe, in denen das Hakenkreuz „ganz klar ein negativ konnotiertes Symbol ist“.
2021, so Teivainen, habe etwa eine deutsche Luftwaffen-Einheit die Teilnahme an einer Zeremonie in Lappland abgesagt, nachdem klar wurde, dass dort die Hakenkreuz-Flaggen gezeigt werden würden. Damit wollten die Bundeswehr-Soldaten sich offenbar aus guten Gründen nicht sehen lassen.
Die Ursprünge reichen ins Jahr 1918 zurück
Die finnische Luftwaffe führte das Hakenkreuz bereits 1918 als Symbol ein – ein Jahr zuvor war das Land im Zuge der Umwälzungen, die der Untergang des Zarenreiches mit sich brachte, unabhängig von Moskau geworden. Der schwedische Aristokrat Eric von Rosen schenkte Finnlands neu gegründeter Luftwaffe damals deren erstes Flugzeug. Und von Rosen nutzte bereits damals das Hakenkreuz als eine Art persönliches Wappen. So wanderte es gewissermaßen von ihm weiter zu den finnischen Streitkräften.
Also tatsächlich kein Nazi-Bezug? Kritiker mögen einwerfen, dass von Rosen Jahre später Unterstützer des Nationalsozialismus wurde – und guter Freund von Hitlers Luftwaffen-Chef Hermann Göring. Tatsächlich arbeitete Helsinki im Zweiten Weltkrieg auch zeitweise mit dem Dritten Reich gegen die Sowjetunion zusammen.
Allerdings hatte Finnland da gerade erst einen Überlebenskampf gegen sowjetische Truppen überstanden, die im sogenannten Winterkrieg von 1939/40 das Nachbarland überfallen hatten. Zwar verlor Finnland dabei Teile seines Territoriums, fügte Stalins Truppen aber durch hartnäckigen Widerstand schwere Verluste zu und bewahrte seine Existenz als Staat.
Oliver Moody, Korrespondent der britischen „Times“, der jüngst das Buch „Konfliktzone Ostsee“ über Geschichte und neue geopolitische Bedeutung der Region vorgelegt hat, führt darin an, dass Helsinki damals im Kampf gegen Moskau kaum Hilfe vom Westen erhalten habe. Es habe daraus „einen schmerzhaften, aber logischen Schluss“ gezogen: Man sei auf sich allein gestellt. „Eingeklemmt zwischen dem ‚Dritten Reich‘ und der Sowjetunion riskierte es die Vernichtung, es sei denn, es gelänge ihm, sich vorsichtig an eine der beiden totalitären Großmächte in seiner Nachbarschaft anzupassen.“ Daher habe man sich zumindest zeitweise für Berlin entschieden.
Nationalsozialisten sind die Finnen wegen der Hakenkreuz-Flagge also nicht. Trotzdem soll das Symbol nun auch von den Fahnen der Luftwaffe verschwinden. Von den meisten Stellen, an denen es zuvor lange prangte, sei es inzwischen ohnehin schon entfernt worden, führt die Armee an. Noch fehlten die Flaggen. Aber auch für die gebe es bereits ein neues Symbol: einen goldenen Adler.
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