Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer hat den Zusammenhang zwischen Fleischkonsum und Klimawandel angezweifelt. „Mir ist der Klimaschutz ein wichtiges Ziel, und der Klimaschutz ist der gesamten Bundesregierung ein wichtiges Ziel. Das hat mit dem Fleischkonsum meines Erachtens nichts zu tun“, sagte der CSU-Politiker im Gespräch mit dem ARD-Magazin „Panorama“.
Der Ministeriumssprecher erklärte auf Nachfrage des NDR, Rainer habe zum Ausdruck bringen wollen, dass Klimaschutz mehr umfasse als Konsumverhalten, und dass die Bundesregierung den Menschen keine Vorgaben beim Konsum mache. „Wer Fleisch essen möchte, soll das auch tun dürfen.“ Zur Frage der Klimaschädlichkeit eines hohen Fleischverbrauchs äußerte sich das Landwirtschaftsministerium allerdings nicht.
Die „Panorama“-Redaktion bemühte sich, den Minister zu korrigieren. Unter Berufung auf das Umweltbundesamt führt das Magazin aus, dass hierzulande jeder Mensch im Jahresdurchschnitt 10,4 Tonnen klimaschädliche Treibhausgase verursache. Der individuelle Fleischkonsum mache davon fünf Prozent aus – in etwa so viel wie Flugreisen. „Wir sitzen alle in einem Boot“, sagt dazu Hermann Lotze-Campen, Agrarwissenschaftler vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. „Alle Sektoren müssen ihren Beitrag leisten, damit wir am Ende überhaupt eine Chance haben, diese Netto-Null-Emissionen zu erreichen.“
Tatsächlich ist es wissenschaftlich unumstritten, dass die Massentierhaltung neben den Treibhausgasemissionen für einen hohen Wasser-, Energie- und Flächenverbrauch sorgt und damit einen erheblichen Anteil an der Klimaveränderung hat. Laut einer Studie von „Nature Food“ aus dem Jahr 2021 entfallen 57 Prozent des Methan- und Kohlendioxid-Ausstoßes in der Lebensmittelproduktion auf tierische Erzeugnisse. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen schätzt den Anteil der Viehzucht an den globalen Emissionen auf 14,5 Prozent.
Rainers Äußerung zog Kritik aus der Politik und von Verbänden nach sich. „Politik darf sich nicht auf Mythen stützen, sondern muss Verantwortung übernehmen – das gilt auch und ganz besonders für den Bundeslandwirtschaftsminister“, erklärte Rita Rott vom Bund Naturschutz gegenüber dem Bayerischen Rundfunk. Matthias Luy vom Landesbund für Vogel- und Naturschutz bedauerte, dass der Landwirtschaftsminister die „wissenschaftlichen Fakten“ übergehe.
Auch die Grünen-Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag kritisierte Rainers Aussage. „Die klimaschädliche Wirkung von Massentierhaltung ist wissenschaftlich bestens belegt und gehört längst zum Allgemeinwissen“, erklärte Katharina Schulze gegenüber dem BR. „Ein Bundeslandwirtschaftsminister sollte es also besser wissen, als gezielt Fake News zu verbreiten.“
Albrecht von Lucke ernannte die Aussage Rainers zur „Idiotie der Woche“. Es sei Ausdruck eines „absoluten Rollbacks in dieser Zeit, in dieser Regierung mit dem fetischhaften Söder’schen Wurstgefresse“, führte der Publizist im „Presseklub“ des Podcasts „Apokalypse & Filterkaffee“ aus. „Ein Landwirtschaftsminister, der nicht begreift, dass jede Umsetzung von Kilojoule aus vegetarischer Ernährung in Fleisch eine ungeheure Verschwendung von Wasser“ und Energie sei, wodurch die „Fleischfrage eine zentrale Klimafrage“ werde, habe „offensichtlich von dieser Frage noch nicht so viel begriffen.“
Mit seiner Einschätzung zu den Klimafolgen des Fleischkonsums steht Alois Rainer aber nicht allein da. Günther Felßner, stellvertretender Präsident des Deutschen Bauernverbandes und Markus Söders ursprüngliche Wahl für das Amt des Landwirtschaftsministers, hatte sich einst gegenüber „Panorama“ ähnlich geäußert.
Es sei eine „völlig falsche Behauptung“, dass ein hoher Fleischkonsum dem Klima schade. Noch entschiedener erklärte er 2023 auf einer Demonstration gegen die Politik der Ampel-Regierung: „Esst Fleisch fürs Klima und trinkt Milch für eure Gesundheit. Lasst euch den Quatsch nicht erzählen, dass es schlecht fürs Klima wäre.“
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