Das Jonglieren zwischen Job, Haushalt und Kindererziehung ist eine Mehrfachbelastung, die einen Großteil der Eltern unter Druck setzt – vor allem, wenn sie beruflich stark eingespannt sind. 79 Prozent der Eltern fühlen sich in ihrem Alltag unter Druck: 28 Prozent stark, 51 Prozent etwas, Frauen mehr als Männer und hoch Gebildete mehr als Menschen mit niedrigem Bildungsabschluss. Interessant dabei: Wie sehr Eltern sich unter Druck fühlen, hat offenbar nichts mit dem Alter ihrer Kinder zu tun – das Stresslevel bleibt mit deren Älterwerden nahezu gleich.

Das sind Ergebnisse der Umfrage „Eltern im Fokus“, die das Umfrageinstitut Forsa im Auftrag der Körber-Stiftung durchgeführt hat. Im Rahmen der Erhebung wurden vom 8. bis 17. April 2025 bundesweit insgesamt 1006 Eltern von Kindern zwischen zwölf und 18 Jahren befragt.

Die größte Sorge im Alltag ist dabei nach wie vor die angespannte weltpolitische Lage. Im Vergleich zum Vorjahr ist dieser Belastungsfaktor zwar von 67 auf 54 Prozent zurückgegangen, wird aber nach wie vor an erster Stelle genannt, gefolgt von Vereinbarkeitsproblemen wie „zu wenig Zeit für sich selbst“ (51 Prozent), „zu wenig Zeit für die Paarbeziehung“ (37 Prozent), finanzielle Unsicherheiten (36 Prozent) und Vereinbarkeitsprobleme zwischen Beruf und Familie (32 Prozent).

In Bezug auf ihre Kinder machen sich Eltern die größten Sorgen über deren Medienkonsum (50 Prozent), vor allem bei schlechten schulischen Leistungen ihrer Kinder. In diesem Fall sind 60 Prozent der Eltern besonders besorgt. „Eltern haben wenig Einblick in das, was ihre Kinder im Netz tun – fast wirkt es, als würden die Kinder in einen Wald laufen, und man weiß nicht, welchem Wolf sie dort begegnen“, kommentiert Sabine Walper, Direktorin des Deutschen Jugendinstitutes (DJI), die Ergebnisse. Weitere Sorgen von Eltern sind eine mangelnde Motivation ihres Kindes (29 Prozent), die schulischen Leistungen (23 Prozent) sowie die psychische Gesundheit ihres Kindes (18 Prozent).

Doch nicht nur die Eltern selbst fühlen sich unter Druck. Sie beobachten auch, dass ihre Kinder gestresst sind. 71 Prozent der Eltern sprechen von belasteten Kindern, knapp jedes fünfte Elternteil sogar von einem starken Druck, unter dem das eigene Kind stehe – diese Zahlen bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahres. Die von den Eltern registrierte Belastung steigt dabei mit dem Alter der Kinder.

Leistungsdruck in der Schule sehen 57 Prozent der Eltern als größte Belastung ihrer Kinder. In noch stärkerem Maße gilt das für Gymnasiasten (69 Prozent). Als Belastungsfaktor machen viele Eltern auch hohe Ansprüche ihrer Kinder an sich selbst aus (37 Prozent). Bemerkenswert: Betroffen von einer hohen Anspruchshaltung an sich selbst ist jedes zweite Mädchen, aber nur jeder vierte Junge. Ein Viertel der Eltern glaubt, dass Influencer sowie soziale Medien ihre Kinder unter Druck setzen – in diesem Punkt gibt es kaum Unterschiede zwischen den verschiedenen Schulformen oder dem Geschlecht des Kindes. Die Sorge über die weltpolitische Lage, die Eltern so sehr zusetzt, sehen 21 Prozent der Eltern als Stressfaktor für ihre Kinder. Bei älteren Jugendlichen wächst dieser Wert auf 33 Prozent.

„Die Klima- und die Energiekrise sind deutlich in den Hintergrund gerückt, weil Kriege und die Diskussion über Aufrüstung in Deutschland so beängstigend sind“, sagt DJI-Chefin Walper dazu. „Die weltpolitische Lage ist ein Ohnmachtsthema für Eltern wie auch ihre Kinder und damit besonders belastend.“

Allgemein sind die Ergebnisse der Umfrage für Walper nur die „Spitze des Eisbergs“, weil es schwierig sei, Eltern in besonders belasteten Lebensumständen zu erreichen und die Bereitschaft, an Befragungen teilzunehmen, auch insgesamt zurückgehe.

Die klare Mehrheit der befragten Eltern (72 Prozent) ist der Ansicht, dass es der Schule im Allgemeinen weniger gut oder gar nicht gelingt, die Fähigkeiten zu vermitteln, die für die Bewältigung von gesellschaftlichen und globalen Herausforderungen relevant sind. Allerdings sehen Eltern in dieser Frage nicht nur die Schulen in der Pflicht: 63 Prozent sind der Meinung, dass Schule und Elternhaus gemeinsam für die Vermittlung von Zukunftskompetenzen verantwortlich sind.

Dass Eltern sich stark unter Druck sehen, führt Walper auch darauf zurück, dass sich Elternschaft in den vergangenen Jahren intensiviert habe. „Es geht viel um eigene Ansprüche, weniger um einen gefühlten Druck von außen“, so Walper. So hätten nur 16 Prozent der Befragten das Gefühl geäußert, den gesellschaftlichen Erwartungen nicht gerecht zu werden. Zentral seien die veränderten Entwicklungsbedingungen von Kindern – Stichwort Medienkonsum. „Im Vergleich zu den 1990er- und frühen 2000er-Jahren, in denen ich meine Kinder großgezogen habe, muss man in diesem Bereich tatsächlich von stark gestiegenen Anforderungen sprechen.“

Aber auch Überraschendes hält die Umfrage für die DJI-Chjefin bereit. Die Tatsache etwa, dass nur elf Prozent der Eltern Erziehungsprobleme Sorgen bereiten – bei den 17- bis 18-Jährigen sogar nur fünf Prozent. „Offenbar sehen sich Eltern von Jugendlichen weniger als deren Erzieher und Erzieherinnen, sondern eher als Freundinnen oder Sparringspartner“, so Walper. Einfacher werde es damit nicht. „Gerade bei Jugendlichen ist es für viele Eltern ein Balanceakt, den richtigen Ton zu finden und Kompromisse zu schließen zwischen Verständnis und dem Durchsetzen unliebsamer Maßnahmen. Als Deutsches Jugendinstitut sehen wir da einen großen Informationsbedarf.“

Sabine Menkens berichtet über gesellschafts-, bildungs- und familienpolitische Themen.

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