Erstmals seit Jahren trifft ein US-Präsident persönlich auf Kremlchef Putin. Zum Auftakt des Gipfels in Alaska begrüßt Trump seinen Gast aus Moskau mit einem Handschlag. Beide fahren überraschenderweise in einem Auto weg. Ein Vieraugengespräch soll es jedoch nicht geben.

US-Präsident Donald Trump und Russlands Präsident Wladimir Putin sind zu ihrem Gipfeltreffen in Alaska eingetroffen. Beide stiegen gleichzeitig in Anchorage aus ihren Flugzeugen, begrüßten sich mit einem Handschlag und liefen über einen roten Teppich. Nach einem Foto auf einer kleinen Bühne stiegen beide überraschend in ein Auto und fuhren gemeinsam zum Tagungsort.

Vor ihren Verhandlungen zeigten sich Trump und Putin bei einem kurzen Auftritt den auf dem Militärstützpunkt anwesenden Pressevertretern. Auf Rufe von Reportern im Raum, unter anderem zu einer möglichen Waffenruhe und in der Ukraine getöteten Zivilisten, ging Putin nicht ein. Anwesend waren neben den beiden Präsidenten auch ihre Außenminister Sergej Lawrow und Marco Rubio sowie weitere Mitglieder ihrer jeweiligen Delegation.

Nach wenigen Minuten wurden die Journalisten zunächst freundlich, dann eher brüsk mit einem lauten "Everybody get out of the room!" ("Alle raus aus dem Raum!") aufgefordert, den Saal zu verlassen. Hinter den beiden Präsidenten war eine blaue Wand mit der Aufschrift "Pursuing Peace" ("Frieden anstreben") zu sehen.

Doch kein Einzelgespräch

Ein zunächst geplantes Einzelgespräch von Trump und Putin war zuvor überraschend durch ein Gespräch zu sechst ersetzt worden: Das Weiße Haus teilte mit, Außenminister Rubio und der Sondergesandter Steve Witkoff würden dafür an Trumps Seite sitzend an den Verhandlungen teilnehmen. Die größere Runde könnte das Ziel haben, dass Trump anders als in einem Einzelgespräch mit Putin von nicht haltbaren Zusagen absieht und sich von ihm nicht vereinnahmen lässt. An Putins Seite nehmen Außenminister Lawrow und Präsidentenberater Juri Uschakow an dem Gespräch teil.

Das Treffen in Alaska ist die erste persönliche Begegnung zwischen einem amtierenden US-Präsidenten und Putin seit mehr als vier Jahren. Nach der russischen Invasion im Februar 2022 herrschte unter Trumps demokratischem Amtsvorgänger Joe Biden weitgehend Funkstille - die USA wurden zum wichtigsten Unterstützer der ukrainischen Verteidiger.

Auf der Reise nach Anchorage bekräftigte Trump, keine Vereinbarungen über die Ukraine ohne Einbezug Kiews zu schließen und drang erneut auf eine sofortige Waffenruhe. Er wolle Putin an den Verhandlungstisch bringen, um den Krieg zu beenden, so Trump. Beide Männer hätten großen Respekt voreinander, betonte der US-Präsident.

Ukraine lehnt Gebietsabtritte ab

Das Treffen, das auf einem Militärstützpunkt in der Großstadt Anchorage stattfindet, könnte Impulse für ein mögliches Kriegsende geben. Doch in der Ukraine und bei den europäischen Verbündeten wird es vor allem mit Sorge verfolgt, auch wegen der eigenen Abwesenheit. Befürchtet wird, dass sich Trump und Putin auf Gebietsabtretungen der Ukraine an Russland verständigen könnten, ohne Kiew einzubeziehen. Gebietsabtretungen lehnt die Ukraine strikt ab. Es ist auch möglich, dass das Treffen Durchbrüche weitgehend ergebnislos endet.

Trump sagte vor Reportern in der Air Force One, er werde mit Putin zwar über den "Austausch" von Gebieten in der Ukraine reden, doch keine Entscheidungen treffen: "Ich muss die Ukraine die Entscheidung treffen lassen, und ich denke, sie wird eine vernünftige Entscheidung treffen. Ich bin aber nicht hier, um für die Ukraine zu verhandeln." Die Ukraine, die Europäer und Trump fordern eine umfassende Waffenruhe. Angreifer Russland ist bislang jedoch nicht von Maximalforderungen in dem Krieg abgerückt.

Proteste am Flugplatz

Der ukrainische Staatschef Wolodymyr Selenskyj, der das Treffen aus der Ferne verfolgen muss, äußerte die Hoffnung auf ein baldiges Dreiertreffen mit Trump und Putin. Unterstützer Kiews protestierten derweil in Anchorage gegen Putins Besuch in den USA.

Mit der Einladung in die USA holt Trump Kremlchef Putin noch ein deutliches Stück weiter aus der Isolation des Westens. Trump nannte ihn vor den Gipfel dabei einen "klugen Kerl". Der US-Präsident hatte sich in den letzten Jahren immer wieder anerkennend und respektvoll gegenüber Putin geäußert, der Russland mit harter Hand zunehmend autoritär regiert. Nach Treffen in seiner ersten Amtszeit hatte Trump immer wieder Standpunkte von Putin übernommen.

In den vergangenen Wochen hatte er allerdings auch mehrfach Frustration über Putin geäußert und dessen Bereitschaft für Friedensverhandlungen infrage gestellt. Auf dem Weg nach Alaska betonte Trump auch das wirtschaftliche Interesse Russlands an den USA. Eine Zusammenarbeit werde es ohne Frieden in der Ukraine aber nicht geben. Wenn Putin keinen Deal wolle, drohten schwere wirtschaftliche Konsequenzen. Zuletzt hatten die USA mit angedrohten Strafzöllen Druck auf russische Handelspartner ausgeübt.

Europäer wollen erst Waffenruhe

Auf Initiative von Bundeskanzler Friedrich Merz versuchten die europäischen Verbündeten der Ukraine in den Tagen vor dem Gipfel, eine gemeinsame Linie mit den USA zu finden. Zu den Forderungen aus Europa, die Merz vorab aufgelistet hatte, gehört, dass die Ukraine bei einem Folgetreffen mit am Tisch sitzen müsse. Vor dem Beginn von Verhandlungen sei eine Waffenruhe notwendig. Wenn über Territorialfragen gesprochen werde, müsse der derzeitige Frontverlauf Ausgangspunkt sein, hieß es. Eine völkerrechtliche Anerkennung russischer Eroberungen schloss Merz aus.

Zudem brauche die Ukraine Sicherheitsgarantien und müsse eine starke Armee behalten. Auf der Reise nach Anchorage zeigte sich der US-Präsident offen für Sicherheitsgarantien, die aber zusammen mit den europäischen Staaten verfolgt werden müssten. Unklar ist aber, wie diese aussehen sollen.

Treffen als Vorstufe?

Der US-Präsident setzt auf ein potenzielles zweites Treffen und stellt das jetzige als eine Art Vorstufe dar. Putin und Selenskyj sollten dann aus Sicht der US-Seite zusammenkommen. "Das zweite Treffen wird sehr, sehr wichtig sein - denn das wird das Treffen sein, bei dem sie einen Deal machen", sagte Trump.

Putin äußerte sich zuletzt lobend über die US-Regierung. Sie unternehme "recht energische und aufrichtige Anstrengungen", um die Kämpfe in der Ukraine zu beenden und zu Vereinbarungen zu kommen, die im Interesse aller beteiligten Seiten lägen. Gleichwohl hatte er selbst immer wieder harte Bedingungen gestellt für eine Waffenruhe - darunter etwa der Stopp westlicher Waffenlieferungen an die Ukraine. Russland war im Februar 2022 in die Ukraine einmarschiert.

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