Rund 2400 Afghanen warten in Pakistan auf ihre Ausreise nach Deutschland. Die neue Regierung aber hat das Aufnahmeprogramm gestoppt. Trotz Aufnahmeversprechen verhaften Behörden Dutzende Afghanen. Einige sitzen inzwischen in Abschiebezentren - in Richtung Afghanistan.
Pakistanische Behörden haben nach Angaben eines lokalen Polizeisprechers mehrere Afghanen festgenommen, die eine Aufnahmezusage von Deutschland haben. Mindestens 20 Menschen seien in Abschiebezentren in der Hauptstadt Islamabad gebracht worden, hieß es weiter. Die Bundesregierung hat laut Innenminister Alexander Dobrindt Kenntnis davon, dass Afghanen mit Aufnahmezusagen abgeschoben werden. Die pakistanischen Behörden seien darüber informiert worden, dass unter den Betroffenen der jüngsten Maßnahmen auch Menschen seien, die sich in einem Aufnahmeprogramm befänden.
Ein Afghane berichtete der dpa von Familien, die aus Angst vor weiteren Verhaftungen bereits ihre Koffer gepackt hätten. Am Mittwoch soll es Razzien in mehreren Unterkünften gegeben haben, und auch heute seien mehrere Familien verhaftet worden. Der Besitzer eines Gästehauses erzählte von sieben Familien, die in seiner Unterkunft am heutigen Donnerstag verhaftet worden seien. In einem weiteren Gästehaus hieß es seitens eines Wachmannes, dass neun Familien am gleichen Tag von den Behörden mitgenommen wurden.
Wie Reporter ohne Grenzen mitteilte, habe die pakistanische Polizei auch einen Journalisten mit Aufnahmezusage sowie seine Familienmitglieder bereits am Mittwoch in ein Abschiebelager gebracht. Die Organisation forderte die Bundesregierung auf, sich für seine Freilassung einzusetzen.
Die Zeitungen "taz" und "Welt" berichteten unter Berufung auf mit der Angelegenheit betraute Personen, dass bereits Afghanen in ihre Heimat abgeschoben worden seien. Die Organisation Kabul Luftbrücke berichtete ebenfalls von Personen, die bereits nach Afghanistan zurückkehren mussten. Nach Informationen der "Welt" laufen Bemühungen seitens deutscher Diplomaten und Beamten sowie Mitarbeitern der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit, pakistanische Regierungsstellen dazu zu bringen, inhaftierte Afghanen mit Aufnahmezusage nicht abzuschieben.
Aufnahmeprogramme gestoppt
Nach der Machtübernahme der Taliban im August 2021 wurden in Deutschland verschiedene Aufnahmeverfahren für Menschen aus Afghanistan eingerichtet. Die neue Bundesregierung von Union und SPD stoppte die Programme Anfang Mai.
Nach Angaben des Auswärtigen Amtes vom 20. Juni warten rund 2400 Afghaninnen und Afghanen in Pakistan darauf, dass sie ein Visum bekommen. Unter den Afghanen mit Aufnahmezusage sind nach Angaben des Bundesinnenministeriums etwa 350 ehemalige Ortskräfte deutscher Institutionen mit ihren Angehörigen.
Die pakistanischen Behörden hatten bereits in den vergangenen Monaten mehrere Afghanen mit Aufnahmezusage für Deutschland vorübergehend festgenommen. In Pakistan finden derzeit Massenabschiebungen von Afghanen statt - diese sollten sich jedoch nicht gegen Leute mit deutscher Aufnahmezusage richten.
Haftungsausschluss: Das Urheberrecht dieses Artikels liegt bei seinem ursprünglichen Autor. Der Zweck dieses Artikels besteht in der erneuten Veröffentlichung zu ausschließlich Informationszwecken und stellt keine Anlageberatung dar. Sollten dennoch Verstöße vorliegen, nehmen Sie bitte umgehend Kontakt mit uns auf. Korrektur Oder wir werden Maßnahmen zur Löschung ergreifen. Danke