Der dienstälteste Ministerpräsident Deutschlands macht Schluss: Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff wird bei der Landtagswahl 2026 nicht mehr antreten. Spitzenkandidat soll CDU-Landeschef und Wirtschaftsminister Sven Schulze werden. „Der Fahrplan liegt fest“, sagte der 71-jährige Haseloff am Donnerstag. Er habe schon vor einigen Jahren klar gesagt, dass die jetzige seine letzte Legislaturperiode sein werde. „Sie kennen alle mein Alter“, sagte er.

Sven Schulze habe „die Erfahrung und das Format“, diese „Staffelstabübergabe“ zu organisieren, betonte Haseloff. Deswegen werde er seiner Partei empfehlen, Schulze zum Spitzenkandidaten zu machen. Die AfD und die von ihr angestrebte Regierungsverantwortung wäre eine „Katastrophe“, betonte Haseloff. Diese politische Positionierung teile auch Schulze, erklärte er weiter und hob dessen „klare Position zu extremistischen Kräften“ hervor. Deswegen sei er aus seiner Sicht der richtige Kandidat.

Es sei damals zugesagt gewesen, den Nachfolgekandidaten ein Jahr vor der Landtagswahl zu verkünden, um damit den Wahlkampf „faktisch zu eröffnen“. In der aktuellen Landesregierung herrsche ein „hervorragendes Koalitionsklima“ und eine „sehr kooperative Zusammenarbeit“.

„Immer eine demokratische Mitte in diesem Lande“

Seine persönliche Mission sei, „dass es immer eine demokratische Mehrheit in diesem Lande geben muss, und zwar aus der Mitte heraus“, sagte Haseloff mit Blick auf die nächste Landtagswahl. „Auf die CDU kommt es an, damit auch auf den Spitzenkandidaten.“ Wenn die CDU keinen Erfolg habe, werde es „ganz schwierig für die demokratische Zukunft in diesem Land“.

Schulze selbst betonte, er bedanke sich für das Vertrauen. Er werde am 1. November als Spitzenkandidat auf einem kleinen Parteitag kandidieren. In Sachsen-Anhalt wird am 6. September 2026 ein neuer Landtag gewählt. Haseloff ist seit 2011 Ministerpräsident. Zunächst führte er ein schwarz-rotes Bündnis, dann eine schwarz-rot-grüne Koalition. Seit 2021 regieren in Sachsen-Anhalt CDU, SPD und FDP gemeinsam.

Der 46-jährige Schulze ist seit 2021 CDU-Landeschef und seitdem auch Minister für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten in Haseloffs Kabinett. Der Mann aus dem Harz war zuvor Abgeordneter im Europäischen Parlament.

Laute Stimme für den Osten

Haseloff hat sich in den vergangenen Jahren als laute Stimme für den Osten einen Namen gemacht. Zuletzt war er nach der Bundestagswahl sogar als möglicher Bundesminister gehandelt worden. Zu DDR-Zeiten war Haseloff einst in der Umweltforschung tätig, nach der Wiedervereinigung übernahm er mehrere Führungspositionen: Arbeitsamtsdirektor, Staatssekretär, Wirtschaftsminister und ab 2011 schließlich Ministerpräsident in Magdeburg.

Eigentlich hatte Haseloff bereits im Jahr 2021 Schluss machen wollen. Doch er trat noch einmal an. In der Corona-Zeit war er als sicht- und hörbarer Manager aufgetreten, erklärte die Politik der Landesregierung ausführlich in online übertragenen Pressekonferenzen. Im Ringen um einen Kompromiss beim Kohleausstieg trat der Wittenberger immer wieder vor Kameras in Berlin und wollte so möglichst viel für das Mitteldeutsche Revier herausholen.

Deutlicher Sieg für die CDU 2021 – aber die AfD holt auf

Seinen damals als Nachfolger gehandelten Innenminister Holger Stahlknecht entließ er kurz nach der Verkündung seiner erneuten Kandidatur. Stahlknecht hatte in einem Zeitungsinterview über ein Scheitern der damaligen schwarz-rot-grünen Koalition spekuliert und eine anschließende CDU-Minderheitsregierung bis zur regulären Landtagswahl ins Spiel gebracht.

Mit einem überraschend deutlichen Wahlsieg bei der Landtagswahl verwies die CDU mit Haseloff an der Spitze die lange gleichauf liegende AfD in die Schranken. Damals war die CDU auf 37,1 Prozent der Stimmen gekommen und die AfD auf 20,8 Prozent.

Doch die Verhältnisse haben sich inzwischen umgekehrt: Bei der Bundestagswahl im Februar hatte die AfD mit 37,1 Prozent der Zweitstimmen im Land die CDU deutlich hinter sich gelassen. Die Christdemokraten waren auf 19,2 Prozent gekommen.

In der jüngsten Umfrage des Instituts Insa aus dem Juni kam die CDU auf 34 Prozent, die AfD landete mit 30 Prozent knapp dahinter. Die Linke erreichte in der Befragung 11 Prozent, dahinter folgten das BSW mit 8 Prozent, die SPD mit 7 Prozent, die Grünen mit 3 Prozent und die FDP mit 2 Prozent.

Der heimatverbundene Haseloff betonte kürzlich in einem Interview, er wolle nicht in einem Bundesland leben, in dem die AfD die Landesregierung stelle. Sollte die AfD die Macht im Magdeburger Landtag übernehmen, wäre es für ihn eine Grundsatzüberlegung, seine Heimat zu verlassen.

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