Ein Lastwagen fährt im Morgengrauen auf einen unscheinbaren Parkplatz vor einer Home-Depot-Filiale in einem Problembezirk von Los Angeles. Der Fahrer spricht eine Gruppe Latinos an, die sich vor dem Baumarkt aufhalten. Plötzlich öffnet sich das Ladetor des Lastwagens. Polizisten springen aus dem Laderaum und nehmen die Migranten fest.

Auch wenn nach Ausschreitungen vor einigen Wochen inzwischen viele zusätzliche Sicherheitskräfte aus Los Angeles wieder abgezogen wurden, nimmt die Trump-Regierung die kalifornische Metropole im Kampf gegen illegale Migration weiter ins Visier. Beamte der US-Einwanderungsbehörde ICE haben bei der Razzia vor der Home-Depot-Filiale in Los Angeles 16 Menschen festgenommen und sich dabei eines Tricks bedient.

Der Einsatz, bei dem gegen 6.45 Uhr mehrere Beamte am Mittwoch aus dem Laderaum eines Umzugswagens sprangen und die Gruppe festnahm, wurde von Journalisten des Senders Fox News gefilmt. Der Einsatzleiter der US-Grenzpolizei in Kalifornien, Gregory Bovino, retweetete das Video und versah es mit den Worten „Operation Trojanisches Pferd“.

Damit spielte er auf das große hölzerne Pferd in der griechischen Mythologie an, in dessen Körper sich griechische Soldaten versteckt hielten, um beim Angriff auf die Stadt Troja überraschend herauszuspringen.

Ein Zeuge sagte der Zeitung „Los Angeles Times“, dass der Fahrer auf Spanisch zu den Latinos gesagt habe, dass er auf der Suche nach Arbeitern sei. Dann seien die maskierten Beamten aus dem Transporter gesprungen. Tagelöhner aus Lateinamerika versammeln sich in den USA häufig auf Parkplätzen von Baumärkten in der Hoffnung, Gelegenheitsjobs zu finden.

„Das Gebiet war voller Migranten, die sich zerstreut hatten“, berichtet ein Reporter von Fox News. Viele der Festgenommenen wurden im Anschluss in den Lieferwagen gesperrt, der zuvor bei einer Fahrzeugvermietungsfirma angemietet worden war. Dann wurden die Einwanderungsbestimmungen kontrolliert. Laut der Homeland Security hat die berüchtigte Gang MS 13 das Gebiet rund um den McArthur-Park fest im Griff, was ein Grund für die auffälligen Einwanderungsrazzien ist.

„Wer glaubt, die Einwanderungsgesetze seien in Südkalifornien nicht mehr durchgesetzt worden, sollte sich das noch einmal überlegen“, schreibt der amtierende US-Staatsanwalt Bill Essay zu einem Video, das zeigt, wie die Menschen in den Lieferwagen gebracht werden. „Die Durchsetzung des Bundesrechts ist nicht verhandelbar, und es gibt keine Zufluchtsorte vor dem Einflussbereich der Bundesregierung.“

US-Präsident Donald Trump hatte im Wahlkampf angekündigt, hart gegen Einwanderer ohne gültige Aufenthaltserlaubnis vorgehen zu wollen und Millionen Ausländer ohne Papiere abzuschieben. Seit seinem Amtsantritt nehmen vermummte ICE-Beamte bei Razzien im ganzen Land Einwanderer fest. Das Vorgehen des US-Präsidenten ist politisch wie juristisch umstritten.

Als ein Reporter der Bürgermeisterin von Los Angeles, Karen Bass, auf einer Pressekonferenz erzählte, dass die Grenzpolizei Gangmitglieder ins Visier genommen habe, fragte die Demokratin laut „Los Angeles Times“: „Was haben sie (die Einwanderungsbehörde, Anm.d.Red.) bei Home Depot beobachtet? Sie haben Leute beobachtet, die einen Tag lang nach einem Job gesucht haben.“

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