Sicherheitsexperte Nico Lange sieht in der öffentlich angekündigten Verlegung von Atom-U-Booten einen Kurswechsel der US-Regierung. „Die amerikanischen Atom-U-Boote sind ständig unterwegs. Normalerweise wird aber nicht darüber gesprochen, wo sie sind, wohin sie verlegt werden“, sagte Lange am Samstag im Gespräch mit WELT TV. „Dass Trump das jetzt öffentlich macht, ist eine Wende.“
US-Präsident Donald Trump hatte am Freitag als Reaktion auf Aussagen des ehemaligen russischen Staatschefs Dmitri Medwedew nach eigenen Angaben die taktische Verlegung zweier Atom-U-Boote angeordnet. Auf die Frage eines Journalisten, ob die Boote dann näher an Russland seien, sagte er: „Ja, sie sind näher an Russland“.
Die deutsche Öffentlichkeit habe sich mittlerweile an die russischen Atom-Drohungen gewöhnt, betonte Lange, der als Senior Fellow für die Zeitenwende-Initiative bei der Münchner Sicherheitskonferenz arbeitet und vorher Leiter des Leitungsstabs im Bundesverteidigungsministerium war. „Berlin, Paris, London, USA, überall will Russland Raketen hinschießen. Das kennen wir an der Rhetorik. Aber jetzt hat Trump das ernst genommen und gesagt: Wenn das so ist und ihr uns bedroht, dann werde ich jetzt auch darauf reagieren. Und das ist schon lange nicht mehr passiert.“
Weiter erklärte Lange: „Wir werden nie herausfinden, ehrlicherweise, ob tatsächlich U-Boote verlegt werden oder ob es sich um eine rhetorische Aktion von Trump handelt.“ Aber in der Ungewissheit liege eine Botschaft an Russland: Der Kreml könne sich nicht sicher sein, ob die USA nur blufften. Nun werde die „Unernsthaftigkeit“, mit der Medwedew regelmäßig atomare Drohungen ausgestoßen habe, auf die Probe gestellt.
Lange lobte auch den Schritt von Trump. Man könne über die Art der Kommunikation des US-Präsidenten streiten. Aber es sei richtig, Russland „mit Stärke zu begegnen“. Denn das könne den Kreml dazu bringen, die Drohungen einzustellen. „Ich hoffe darauf, dass Putin Medwedew in die Schranken weist und dass diese Drohungen aufhören“, sagte Lange.
Trump kritisiert provokative Äußerungen aus dem Kreml
Trump hatte den Schritt am Freitag im Kontext seiner Auseinandersetzung mit Medwedew auf seiner Plattform Truth Social verkündet. Die Verlegung geschehe „nur für den Fall, dass diese törichten und provokativen Äußerungen mehr als nur das sind“, schrieb der Republikaner. Er erklärte nicht, um welche U-Boote es sich genau handelt.
Der öffentliche Streit zwischen Trump und Medwedew zieht sich bereits seit Tagen. Ausgangspunkt war, dass Trump sein Ultimatum an Kremlchef Wladimir Putin von 50 auf zehn Tage verkürzt hatte: In dieser Zeit soll eine Waffenruhe zwischen Russland und der von Moskau angegriffenen Ukraine erreicht werden. Die Frist läuft Ende kommender Woche ab – danach will Trump Sanktionen gegen Russlands Handelspartner verhängen, sollte es keine Einigung geben.
Medwedew drohte daraufhin auf der Plattform X unter anderem eine direkte militärische Auseinandersetzung zwischen Russland und den USA an.
„Jedes neue Ultimatum ist eine Bedrohung und ein Schritt Richtung Krieg“, schrieb Medwedew. Daraufhin bezeichnete Trump den Russen als „gescheiterten Präsidenten, der glaubt, er sei immer noch Präsident“.
Der frühere russische Staatschef Medwedew gilt als enger Vertrauter des russischen Präsidenten und ist Vizevorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates. Seit Beginn des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine droht er immer wieder mit dem Einsatz von Atomwaffen.
Trump: „Wir sind absolut vorbereitet“
Trump sagte vor Journalisten über die Verlegung der U-Boote: „Nun, wir mussten das tun“. Es sei eine unangemessene Drohung ausgesprochen worden – deshalb müssten die USA vorsichtig sein. „Ich tue das also aus Gründen der Sicherheit für unsere Bevölkerung.“ Medwedew habe über „Atom“ gesprochen – und wenn es darum gehe, müssten die USA vorbereitet sein. „Und wir sind absolut vorbereitet“, betonte Trump.
Auf die Frage, ob sich seine Sicht auf Putin verändert habe, sagte Trump dem Sender Newsmax: „Er ist offensichtlich ein harter Brocken“, in dieser Hinsicht habe sich seine Einschätzung nicht geändert. Aber er sei überrascht, dass Putin und er zahlreiche gute Gespräche gehabt hätten, die zu einem Ende des Krieges hätten führen können – und plötzliche flögen Bomben.
Indiz für Kurswechsel
Trumps Drohung ist ein weiteres Indiz für einen Kurswechsel in der Russland-Politik, auf den Nato-Verbündete wie Deutschland, Großbritannien und Frankreich und nicht zuletzt die Ukraine selbst hoffen. Mit großer Sorge hatten Berlin, London, Paris und Kiew die Annäherung Trumps an Putin in den ersten Monaten nach dessen Rückkehr ins Weiße Haus verfolgt.
Nach einer Serie schwerer russischer Luftangriffe auf die Ukraine zeigte sich Trump jedoch zunehmend verärgert über Putin und verständigte sich Nato-Verbündeten wie Deutschland auf neue Waffenlieferungen an die Ukraine. Am Donnerstag bezeichnete der US-Präsident das russische Vorgehen in der Ukraine als „widerwärtig“.
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