Seit Beginn des Gaza-Kriegs kommt es im Westjordanland vermehrt zu Gewalt radikaler Siedler gegen Palästinenser. Die Armee gibt den Angreifern oft sogar Rückendeckung. Bei einem Protestmarsch gegen Siedlergewalt werfen Israelis nun Steine auf die Demonstranten.

Im von Israel besetzten Westjordanland ist es im Zusammenhang mit einem Protestmarsch gegen Siedlergewalt zu Ausschreitungen zwischen Palästinensern und Israelis gekommen. Wie Journalisten der Nachrichtenagentur AFP beobachteten, machten sich Anwohner und Aktivisten im Dorf Sindschil nördlich von Ramallah zu dem Protestmarsch auf, während Siedler auf einen Hügel in dem Dorf kletterten. Mehrere junge Palästinenser versuchten die Siedler unter anderem mit einem Feuer vor dem Hügel zu vertreiben, die Israelis warfen von oben Steine.

Wie einige der Palästinenser berichteten, zündeten auch die Siedler ein Feuer an. Die israelische Armee fuhr mit mehreren Jeeps vor, Soldaten feuerten Warnschüsse in die Luft, daraufhin zogen sich die Palästinenser ins Dorf zurück.

Anwalt und Lokalpolitiker Anwar al-Ghafri zufolge hat es in den vergangenen Tagen immer mehr solcher Zwischenfälle gegeben. Er beschuldigte die israelische Armee, die Angriffe von Siedlern zu unterstützen. "Sie verüben organisierte Angriffe auf das Land der Bürger", sagte er. "Sie greifen Bauern an, zerstören die Ernte und halten die Menschen davon ab, auf ihr Land zu gelangen und versuchen selbst, auf das Land zu gelangen", fügte er hinzu.

Israelische Behörden errichteten vor Kurzem einen Zaun, durch den Teile von Sindschil von der zentralen Nord-Süd-Achse im Westjordanland, der Straße Nr. 60, abgeschnitten wurden. Ein weiterer Anwohner, Mohammad Asfur, sagte im Gespräch mit AFP, während die Siedler Zugang erhielten, könnten Bewohner teilweise nicht mehr in ihr Dorf. "Sindschil leidet wegen dieser Mauer sehr", sagte er.

Deutsche Diplomaten fordern Ende der Siedlergewalt

Der deutsche Botschafter in Israel, Steffen Seibert, verurteilt die Aggressionen jüdischer Siedler gegen Palästinenser im völkerrechtswidrig besetzten Westjordanland. "Extremistische Siedlergewalt ist nicht nur verwerflich, wenn sie sich gegen israelische Reservisten richtet. Sie schikanieren und attackieren palästinensische Gemeinschaften regelmäßig, und das muss gestoppt werden", schrieb der Diplomat auf Englisch auf der Plattform X.

Seibert reagierte damit auf ein X-Posting des Leiters des deutschen Vertretungsbüros in Ramallah, Oliver Owcza. "Ausufernde Siedlergewalt und damit einhergehender Druck auf örtliche Gemeinschaften haben immer mehr Vertreibungen zur Folge", schrieb er. "Dies verletzt wesentliche Rechte dieser Gemeinschaften und muss dringend gestoppt werden!"

Seit dem Massaker der islamistischen Hamas in Israel am 7. Oktober 2023 und dem darauf folgenden Gaza-Krieg haben gewalttätige jüdische Siedler ihre Angriffe auf die Palästinenser im Westjordanland ausgeweitet. Immer wieder rücken sie mit Schusswaffen, Baseballschlägern und Steinen in palästinensische Dörfer vor, zünden Häuser und Autos an sowie setzen Felder und Olivenhaine in Brand.

Die israelischen Streitkräfte gehen immer weniger dazwischen und geben den Angreifern eher noch Rückendeckung, berichten israelische Medien und Augenzeugen. Vor knapp einer Woche hatten extremistische Siedler sogar eine israelische Militäreinrichtung angegriffen und in Brand gesetzt. Diese Attacke hatte Verteidigungsminister Israel Katz entschieden verurteilt.

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