Während die Trump-Regierung noch unschlüssig ist, ob sie an Angriffen auf Irans Atomprogramm mitmachen soll, verliert Israels Regierung die Geduld. Eine US-Beteiligung würde die Erfolgsaussichten deutlich erhöhen. Trotzdem denkt man nun offenbar über einen Alleingang nach.
Israel erwägt offenbar auch ohne Hilfe der USA einen Angriff auf die iranische Atomanlage Fordo. Insidern zufolge hat die israelische Regierung der US-Regierung mitgeteilt, man wolle nicht noch zwei Wochen diplomatischer Bemühungen abwarten. Die USA versuchen derzeit, mit dem Iran ein Abkommen zum Abbau wichtiger Teile des iranischen Atomprogramms auszuhandeln. US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag gesagt, er wolle in den nächsten zwei Wochen darüber entscheiden, ob sich die USA an den Angriffen beteiligen. Israel hält dieses Zeitfenster für zu lang.
Israel könne auch allein handeln, bevor die Frist ablaufe, sagten zwei mit dem Thema vertraute Personen. Israel habe der Trump-Regierung die Bedenken am Donnerstag in einem Telefonat mitgeteilt. Es habe eine angespannte Atmosphäre geherrscht. Israel glaube, dass es nur ein begrenztes Zeitfenster habe, um gegen die tief in einen Berg hineingebaute Atomanlage Fordo vorzugehen. Nach Einschätzung von Experten benötigt Israel dafür eigentlich bestimmte US-Bomben.
Dennoch werde es werde nun immer wahrscheinlicher, dass Israel einen militärischen Alleingang starte, sagten Insider. Israels Luftüberlegenheit über weite Teile des Irans mache eine solche Aktion durchführbarer, obwohl sie immer noch riskant sei. "Ich glaube nicht, dass sie noch lange warten werden", sagte einer der Informanten. In der Öffentlichkeit hat Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu nicht ausgeschlossen, dass sein Land die Anlage Fordo allein angreift. Er hatte aber offen gelassen, wie dies erreicht werden könnte.
Mission wäre mit US-Waffen viel aussichtsreicher
Es ist nicht klar, ob Israel Bombenangriffe, Bodentruppen oder beides einsetzen würde. Zwei Insider sagten, Israel werde nicht versuchen, die gesamte Anlage zu zerstören, sondern nur erheblichen Schaden anrichten wollen. Das könne bedeuten, dass man sich eher auf die Zerstörung des Inneren der Anlage als auf die der Anlage selbst konzentriere. Einige Beobachter hatten spekuliert, Israel könnte Spezialkräfte einsetzen, um in Fordo einzudringen und die Anlage von innen zu sprengen.
Ein anderes Szenario, das offenbar erwogen wird, wäre der Abwurf von vielen Bomben in rascher Folge, um die Anlage zu brechen. Dann könnte ein Einmarsch von Spezialkräften folgen. Es ist aber unklar, ob Israel über Munition verfügt, die stark genug ist, um in die befestigte Anlage einzudringen.
Eine hohe Erfolgschance hätte nur ein Angriff unter Beteiligung der USA. Doch selbst eine massive, gemeinsame amerikanisch-israelische Militäraktion würde das iranische Atomprogramm nach Ansicht von Militär- und Nuklearexperten nur vorübergehend zurückwerfen.
Vance soll bei Gespräch skeptisch gewesen sein
An dem Gespräch am Donnerstag waren den Informationen zufolge Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu, Verteidigungsminister Israel Katz und Militärchef Eyal Zamir beteiligt. US-Vizepräsident JD Vance habe in dem Telefonat gesagt, die USA sollten nicht direkt involviert sein. Vance habe angedeutet, dass Israel die USA in einen Krieg hineinziehen würden. Auch US-Verteidigungsminister Pete Hegseth sei bei dem Gespräch dabei gewesen.
Viele von Trumps Anhängern halten einen US-Schlag gegen den Iran für falsch. Sie fordern, die USA nicht in einen neuen Nahostkrieg zu verwickeln. Auch Vance hat in der Vergangenheit die US-Beteiligung an Konflikten wie im Irak und in Afghanistan kritisiert. Zuletzt hat er Trump aber verteidigt gegenüber Kritikern in der eigenen Partei, die gefordert hatten, im Iran-Konflikt nicht einzugreifen. Trump hatte im Wahlkampf gesagt, er wolle die USA aus "dummen" Kriegen im Ausland heraushalten. Zuletzt schien er unschlüssig, ob er sich Israels Angriff auf den Iran anschließen oder sich auf Diplomatie zur Beendigung von Teherans Atomprogramm konzentrieren sollte. In den vergangenen Tagen hatte Trump den Iran aber immer schärfer kritisiert.
Das Weiße Haus wollte sich nicht zu den Aussagen der Insider äußern. Netanjahus Büro reagierte bislang nicht auf eine Anfrage nach einer Stellungnahme, ebenso die iranische Vertretung bei den Vereinten Nationen nicht. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte zuletzt unter Berufung auf Insider auch berichtet, dass die USA B-2-Bomber auf die Pazifikinsel Guam verlegen. Das lässt eine direkte US-Beteiligung an einem Angriff wahrscheinlicher erscheinen. Die B-2 kann eine knapp 15.000 Kilogramm schwere, "bunkerbrechenden" Bombe vom Typ GBU-57 tragen, die für Ziele wie Fordow ausgelegt ist. Möglicherweise wollen die USA mit der Verlegung aber zunächst auch nur den Druck auf den Iran erhöhen.
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