Als einer von wenigen Journalisten aus sogenannten „unfreundlichen Staaten“ hat der Deutsche Martin Romanczyk jüngst Zugang zum russischen Präsidenten Wladimir Putin erhalten. Der Korrespondent der Deutschen Presse-Agentur war am Mittwoch Teil eines Treffens zwischen Putin und ausländischen Journalisten in St. Petersburg – eine der seltenen Gelegenheiten, in denen der Kreml-Machthaber sich Fragen unabhängiger Medien stellt. In einem Interview mit dem Fachportal „Internationale Politik“ beschrieb Romanczyk nun seine Eindrücke von der Veranstaltung.
Es seien Vertreter von etwa 14 Nachrichtenagenturen anwesend gewesen, darunter solche aus China, Vietnam, Kasachstan oder der Türkei, aber auch Journalisten von Reuters, AFP und AP. Der Termin sei „ganz offiziell“ als Treffen mit Journalisten auch aus „unfreundlichen Staaten“ angekündigt und live im Staatsfernsehen übertragen worden. „Dass wir alle so dort sitzen, ist für Putin gegenüber seinem Land quasi der Beweis dafür, dass seine Stimme gehört wird“, so Romanczyk.
Tatsächlich habe es keine Beschränkungen bei den Themen gegeben: „Man kann ihn alles fragen.“ Er selbst habe Putin auf die auch in Deutschland umstrittenen möglichen Lieferungen des Marschflugkörpers Taurus an die Ukraine angesprochen. Putin habe „einmal mehr vor einer Lieferung gewarnt“. Insgesamt seien Putins Antworten „erwartbar und in dem Rahmen (geblieben), in dem er sich seit geraumer Zeit bewegt“.
Dennoch: Derartige Fragen seien zwar in Deutschland „selbstverständlich“ – in Russland hingegen habe es einige der anderen anwesenden Reporter „ziemlich elektrisiert“, dass jemand „eine solche Frage überhaupt stellt“. Grundsätzlich sei die Atmosphäre „durchaus angespannt“ gewesen – „es hat etwas Unberechenbares. Man stellt die Frage, dann kommt die Antwort, ohne dass man nachhaken könnte. Putin hat immer das letzte Wort.“
Putins Hygienesystem aus der Corona-Zeit ist offenbar noch in Teilen in Kraft
Sein Eindruck des 72-Jährigen, dem bereits seit Jahren immer wieder diverse schwere Krankheiten nachgesagt werden, ist unauffällig: „Sehr konzentriert, präzise, vorbereitet. Putin weiß, wie man sowas macht.“ Also keine äußerlichen Anzeichen einer Erkrankung? „Ehrlich gesagt: Nein. Putin wirkte – das Treffen ging bis weit nach Mitternacht – ausgesprochen ausgeruht. Sehr auf den Punkt.“
Um Infektionen sorgt der Präsident sich offenbar dennoch weiterhin. Während der Corona-Pandemie hatte Putin als Schutzmaßnahme im Vorfeld von persönlichen Treffen ein rigoroses Test- und Quarantäne-System etabliert. Wer ihn sprechen wollte – oder etwa als Pilot oder Arzt in seine Nähe kam – musste zeitweise für zwei Wochen in Quarantäne und neben Corona-Abstrichen Tests auf Sars, Influenza, Staphylococcus aureus sowie Blut- und Fäkalienanalysen über sich ergehen lassen. Zumindest in Teilen scheint dieses Prozedere weiterhin in Kraft zu sein. Bereits vor seiner Anreise habe er zwei PCR-Tests gebraucht, erzählt Romanczyk – „wie zu Corona-Zeiten“. Das sei „eines der ersten größeren Probleme“ gewesen.
In St. Petersburg sei dann noch ein dritter Abstrich genommen worden. Auch vor Ort sei er kontrolliert sowie mutmaßlich „vielfältig durchleuchtet“ worden. „Das ist alles logistisch komplex, zurückhaltend formuliert.“ Anschließend habe es noch „stundenlange Verzögerungen“ gegeben, „weil der Präsident seine Agenda offensichtlich stetig variiert“.
Tatsächlich ist Putin bekannt dafür, Gesprächspartner lange warten zu lassen – die damalige Bundeskanzlerin Angela Merkel etwa musste sich einmal ganze vier Stunden gedulden.
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