"BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION" fordert Trump von den iranischen Mullahs. Und wenn nicht? Fällt dann bald die amerikanische 14-Tonnen-Bombe? Vieles spricht dagegen, diesen Weg zu gehen. Gerade wenn man - wie der US-Präsident - nur den Nutzen für die USA im Blick hat.

48 Stunden - dann war es geschafft. Nur zwei Tage nach Beginn der Luftangriffe Israels gegen den Iran meldeten die israelischen Streitkräfte volle Luftüberlegenheit über dem gegnerischen Grund und Boden. "Seitdem können wir aus der unmittelbaren Nähe angreifen, was viele taktische Vorteile hat. Wir können größere Bomben abwerfen und unsere Ziele effizienter attackieren", sagte Giora Eiland, Generalmajor der Reserve und Ex-Chef des israelischen Nationalen Sicherheitsrats, am Montag in einer Videoschalte.

Luftüberlegenheit ist ein enorm relevanter Faktor im Krieg, nicht nur, um selbst aus der Luft ungehindert anzugreifen, ohne das Risiko, dass etwa der eigene Kampfjet attackiert werden könnte. Luftüberlegenheit bedeutet auch die Möglichkeit, jede Bewegung des Gegners am Boden zu überwachen, jede Raketenabschussrampe aufzuklären, jeden Sattelschlepper, der Waffen von A nach B fährt. Wenn man dann - wie Israel - den Himmel über dem Iran auch noch mit modernen Jets vom Typ F-35 beherrscht, lohnt sich der Status umso mehr. Die Ergebnisse, die der hochmoderne Kampfjet mit seinen Aufklärungsfähigkeiten liefert, lassen sich direkt in eigene Zielfindung umsetzen.

Im Kriegsverlauf spiegelt sich die eingebüßte Kontrolle der Iraner über ihren eigenen Luftraum bereits wieder. "Die Masse der iranischen Wirkmittel befindet sich auf LKW, werden dort feuerbereit gemacht und auch abgeschossen. Das System ist also sehr mobil, man kann etwa schnell aus einem Tunnel herausfahren, schießen und wieder hineinfahren", beschreibt der österreichische Nahostexperte und Oberst Matthias Wasinger iranisches Vorgehen. Ohne Luftüberlegenheit jedoch bringt der Iran seine Waffen mit jedem Einsatz selbst in Gefahr. "Das wird ein Grund sein, warum wir ein langsames Abflauen der iranischen Schläge gegen Israel sehen. Die Quantität der eingesetzten Mittel bei Raketen, Marschflugkörpern und Patronen wurde reduziert."

Zudem könnten die iranischen Streitkräfte inzwischen beschlossen haben, die eigenen Kampfmittel zu rationieren. "Innerhalb von fünf Tagen haben wir 30 Prozent der iranischen Raketen-Abschussrampen zerstört", bilanziert der Israeli Eiland. Das sei ein Flaschenhals innerhalb der iranischen Fähigkeiten. "Wenn wir in dieser Weise fortfahren, könnten wir die Zahl der Rampen in ein, zwei Wochen drastisch reduziert haben."

Der Iran mit spürbar reduzierter Schlagkraft, zugleich bislang ohne nennenswerten Einsatz der Hisbollah im Libanon oder des syrischen Militärs. Das Mullah-Regime erscheint militärisch verletzbar wie nie. Zugleich macht Eiland für die Israelis aber deutlich: "Wir haben nicht vor, das Nuklearprojekt des Iran zu zerstören. Das übersteigt unsere militärischen Fähigkeiten."

"BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION", postet Trump

Im Kriegsverlauf ist das deutlich zu sehen: Während die Internationale Atomenergiebehörde IAEO schwere Schäden an überirdischen Nuklear-Anlagen bestätigt, gab es gegen die 100 Meter unter der Erde befindlichen Labore von Fordo nicht mal den Versuch eines Angriffs. Dort jedoch betreiben die iranischen Forscher das Herzstück ihres Atomprogramms. Die wertvollsten Anlagen und Fähigkeiten liegen tief unter Tage, bislang gut geschützt.

Könnte das bei den USA Ambitionen wecken, sich entgegen bisheriger Statements nun doch zu beteiligen? Jüngste Forderung Donald Trumps mit Blick auf Teheran: "BEDINGUNGSLOSE KAPITULATION". In Großbuchstaben auf seinem Netzwerk Truth Social gepostet. Ein solcher Schritt ist von den Mullahs wohl kaum zu erwarten. Spielt der US-Präsident also tatsächlich mit dem Gedanken, den Iran anzugreifen?

Auch die Verlegung des Flugzeugträgers USS-Nimitz aus der südchinesischen See in Richtung Nahost könnte man so lesen. Und wo die israelischen Fähigkeiten enden, da fängt die US-Schlagkraft zum Teil erst an: Statt mit Israels schwerster Bombe und einer Tonne Gewicht zu attackieren, kommt der US-Bunkerbrecher auf 14 Tonnen. Eine Kraft, der etwa die 100 Meter Schutzschicht über Fordos Nuklearanlagen nicht standhalten würden. Von "Gamechangern" spricht man mit Blick auf Kriegsverläufe sehr selten. Hier wäre das womöglich angemessen.

Ausschließen lässt sich dieser Tage wohl nichts, doch so schwach der Iran derzeit wirken mag, spricht dennoch einiges dagegen, sich in diesen Krieg hineinzustürzen. Gerade aus Sicht der USA.

"Ich sehe das nicht in naher Zukunft passieren", sagt der israelische Militär. "Es steht konträr zur Philosophie des amerikanischen Präsidenten". Tatsächlich ist der wankelmütige Trump in dieser Einschätzung bemerkenswert konstant: Die Auslandseinsätze der US-Streitkräfte in den letzten 20 Jahren gereichten Amerika nicht zum Guten. Den Job des großen Demokratisierers wollte Trump schleunigst an den Nagel hängen, sich aus dem Nahen Osten zurückziehen. Ein US-Einsatz gegen den Iran würde dieser Linie komplett widersprechen.

America first, ist das Credo der Trump-Administration, und das soll sich vor allem im wirtschaftlichen Erfolg niederschlagen. Sollte Trump aber in großem Maß den Iran angreifen lassen, würde Teheran als Reaktion den Golf von Hormus sperren, eine der weltweit wichtigsten Schifffahrtsrouten. Mangels schneller Alternative, etwa für den Transport von Rohöl, würde der Ölpreis weiter nach oben steigen. Höhere Produktionskosten, stärkere Belastung für Verbraucher wären die Folge - überall auf der Welt und auch in den USA.

Statt Zöllen jetzt eine Ölkrise

"Das wäre eine weitere Schockwelle, die sich über den Globus verteilen würde - statt Zölle diesmal eine Ölkrise", sagt Oberst Wasinger. "Das passt nicht ins Trumpsche Narrativ, das Geld zurück in die USA zu bringen."

Einen US-Angriff auf die unterirdischen Nuklearanlagen des Iran hält der Militärexperte durchaus für technisch möglich, doch die Risiken für nicht kalkulierbar. "In dem Moment, wo aus den Anlagen dort radioaktives Material austritt und eine Kaskadenwirkung in Gang setzt, ist das nicht mehr zu rechtfertigen." Ein so riskanter Angriff breche massiv Internationales Recht. "Es gibt einen Grund", sagt Wasinger, "warum im Rahmen der Internationalen Energiebehörde selbst Russland hier zur Mäßigung aufruft".

Die Verlegung des großen Flugzeugträgers erinnert Wasinger an die US-Strategie nach dem tödlichen Angriff auf Irans militärisches Mastermind Ghassem Soleimani im Jahr 2020.

Damals verlegten die USA ebenso Truppenteile in den nahöstlichen Raum. "Es ging darum, mit Masse eine Eskalation einzuhegen, indem man vor Ort Stärke zeigt und ein Abschreckungspotential quasi direkt vor dem Iran hinstellt", so Wasinger. "Von der Dimension her war das mit dem heutigen Vorgehen vergleichbar."

Eine nicht gekannte Schwäche eines autoritären, unberechenbaren Gewaltregimes auf der einen Seite. Schwer kalkulierbare Risiken für die politische Linie und die Wirtschaft der USA auf der anderen Seite. Dazu der Tanz auf einem radioaktiven Vulkan. Klingt am Ende des Tages doch weniger reizvoll, als es zunächst den Anschein haben mochte.

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