Die russischen Truppen sind den Ukrainern zahlenmäßig überlegen. Um eine Chance zu haben, müssen Kiews Streitkräfte ihnen größtmögliche Verluste zufügen. Dafür braucht es starke Verteidigungsanlagen. Bei deren Errichtung soll es nach viel Kritik in der Vergangenheit nun Fortschritte geben.
Das dem ukrainischen Militär nahestehende Projekt Deepstate, das täglich das Geschehen an der Front verfolgt, hat von den Streitkräften die Möglichkeit bekommen, Verteidigungsanlagen im Gebiet Dnipropetrowsk zu besichtigen. Der Region droht aktuell die Invasion durch die russischen Truppen, die sich langsam nähern. Zuletzt wurde mehrfach behauptet, dass die Kreml-Streitkräfte bereits nach Dnipropetrowsk vorgestoßen seien, was Kiew jedoch dementierte.
Die Qualität von Verteidigungsanlagen ist in der Ukraine ein heißes Thema. Denn immer wieder gab es Berichte, dass diese an einigen Stellen der Front nicht ausreichend ausgebaut sein sollen. Dabei sind Anlagen aus Gräben, Erdwällen, Stacheldraht, Panzersperren und anderen Hindernissen essenziell für die ukrainischen Kämpfer, um die zahlenmäßig überlegenen russischen Truppen aufzuhalten und unter Feuer zu nehmen.
Auf "kritische Probleme" mit den Befestigungsanlagen in der Region Charkiw habe es heftige Reaktionen gegeben, berichtet Deepstate. In Bezug auf Dnipropetrowsk habe man in Gesprächen mit Kämpfern erfahren, dass dort Verteidigungsanlagen in "ziemlich guter Qualität" vorbereitet würden, schreibt das Projekt. "Wir wussten aber nicht über den Umfang Bescheid." Deshalb habe man sich die Situation vor Ort angesehen.
"Wir haben die zweite von drei Linien der Befestigungsanlagen besucht, die sowohl in Dnipropetrowsk als auch in der Region Donezk errichtet werden. Leider können wir aufgrund von Sicherheitsmaßnahmen nicht alles zeigen und erzählen, aber es gibt interessante Details", teilt Deepstate mit.
Dem Projekt zufolge wird großer Wert auf den Bau von Barrieren gelegt, die verschiedene Hindernisse kombinieren: Panzergräben, Drachenzähne oder Minensperren zum Beispiel. "Die Befestigungsanlagen werden in Form einer gestaffelten Verteidigung errichtet, die darauf abzielt, den Feind aufzuhalten und ihn zu erschöpfen, indem ihm maximale Verluste zugefügt werden."
Auch gute Verteidigungsanlagen sind kein Allheilmittel
Das Militär genehmigte Deepstate einige Bilder der Anlagen zu veröffentlichen. Darauf zu sehen sind mehrere Reihen aus Gräben, Erdwällen und zahlreiche aneinandergereihte Betonklötze. Deepstate schreibt, dass der Aufbau solcher Anlagen beinahe die einzige Taktik im Kampf gegen die "Moskauer Horden" sei. Damit gemeint sind die Massen an Infanteristen, die von den russischen Kommandeuren ohne Rücksicht auf Verluste in den Kampf geschickt werden. Diese seien das größte Problem an der Front, schreibt Deepstate.
"Eine Horde, die nicht endet und ständig mit kleinen Gruppen Druck auf die Positionen unserer Kämpfer ausübt, ermöglicht es dem Feind, voranzukommen, da die Moskauer einfach keine Verluste einkalkulieren und bereit sind, Tausende von Infanteristen zu opfern, um ihre Aufgaben zu erfüllen." Der Militärexperte Oberst Reisner sagte ntv.de, dass vor allem Stacheldraht diese oft eingesetzten Infanterie-Trupps aufhalten soll.
Es ist davon auszugehen, dass Deepstate nur das zu Gesicht bekommen hat, was die Armee auch zeigen wollte. Ein Urteil über die Qualität will das Projekt nicht fällen. In einem Fazit heißt es jedoch, dass der Prozess des Baus der Verteidigungsanlagen sich verbessert habe. Gleichzeitig wird darauf verwiesen, dass Verteidigungsanlagen kein Allheilmittel seien, um die russischen Truppen zu stoppen. Denn die versuchen nicht nur, mit Infanteristen vorzurücken, sondern setzen auch auf Drohnen, Gleitbomben und andere Bedrohungen.
Zudem verweist Deepstate auf Probleme in den Reihen der ukrainischen Truppen. Zu oft würden Kommandeure für unnötige Verluste sorgen, heißt es. "Es ist egal, welcher Qualität die Befestigungsanlagen gebaut werden, wenn es niemanden gibt, der sie hält", schreibt Deepstate. "Es wäre wünschenswert, den Menschen, die für die Verteidigung abgestellt werden, Priorität einzuräumen, um dem Feind so viel Schaden wie möglich zufügen zu können."
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