Leonid Wolkow nimmt kein Blatt vor den Mund, wenn es um Wladimir Putin geht. Der im Exil lebende Oppositionelle gilt als einer der lautesten Kritiker des Kremls – und als Feindbild der russischen Führung. Nun wird er in Moskau in Abwesenheit zu 18 Jahren Haft verurteilt. Wolkow reagiert mit Spott.
Ein Moskauer Gericht hat den Nawalny-Vertrauten Leonid Wolkow in Abwesenheit zu 18 Jahren Haft verurteilt. Außerdem soll er zwei Millionen Rubel (etwa 22.000 Euro) Strafe zahlen, wie russische Agenturen meldeten. Er wurde demnach wegen mehr als 40 Fällen von Straftaten verurteilt. Die Vorwürfe umfassen unter anderem die angebliche Organisation und Finanzierung einer extremistischen Gemeinschaft, Rechtfertigung von Terrorismus und die Verbreitung von Falschinformationen über die russische Armee. Das Urteil ist den Angaben nach noch nicht rechtskräftig.
Wolkow lebt seit 2019 im Exil. In seinem Telegram-Kanal kommentierte der Oppositionspolitiker, das Urteil entspreche der Forderung der Staatsanwaltschaft. Allerdings sei die Geldstrafe geringer als erwartet. "Zehn Jahre Internetverbot haben sie auch gegeben, wie gefordert", schrieb er und ergänzte spöttisch: "Und ich habe schon angefangen, es zu benutzen... Scheiße. Was soll ich nur tun?" Die staatliche russische Nachrichtenagentur Tass schrieb, dass ihm für sechs Jahre die Verwaltung von Internetseiten untersagt worden sei.
"Putin ist eine große Bedrohung für die gesamte zivilisierte Welt"
Der Oppositionspolitiker war einer der engsten Vertrauten des im russischen Straflager gestorbenen Kremlgegners Alexej Nawalny und gilt als Schlüsselfigur in der von Nawalny gegründeten Stiftung für die Bekämpfung der Korruption (FBK). Die Organisation hat zahlreiche Korruptionsskandale ranghoher russischer Politiker offengelegt, darunter auch von Kremlchef Wladimir Putin. In Russland ist sie inzwischen als extremistisch verboten.
In einem ntv.de-Interview wenige Tage vor Nawalnys Tod hatte Wolkow die Kreml-Führung scharf angegriffen. "Putin ist eine große Bedrohung für die gesamte zivilisierte Welt", sagte der Politiker Mitte Februar vergangenen Jahres. "Wir wissen nicht, was ihm sonst noch einfallen wird", ergänzte der Politiker mit Blick auf Russlands Angriffskrieg in der Ukraine: "Er muss bekämpft werden und er muss vernichtet werden."
Auch im Exil wird Druck auf Wolkow ausgeübt. 2024 wurde er in Litauen angegriffen. Zuletzt gab es in diesem April eine Durchsuchung seines Elternhauses in Russland. Der russische Inlandsgeheimdienst FSB habe seinen Vater mehrere Stunden vernommen, teilte Wolkow damals mit.
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