Im Sommer werden Top-Posten im Auswärtigen Amt neu verteilt - und zahlreiche Personalien sind bereits entschieden. Deutschlands neuer Mann in Washington soll ein erfahrener Diplomat und zwischenzeitlicher VW-Lobbyist werden. Weitere Top-Posten werden im Vatikan, in Rom und London besetzt.

Der bisherige Präsident des Bundesnachrichtendienstes, Bruno Kahl, wird nach Informationen aus Regierungskreisen neuer deutscher Botschafter beim Heiligen Stuhl in Rom. Kahl leitet seit 2016 den BND. Der bisherige deutsche Botschafter in Äthiopien, Jens Hanefeld, wird derweil neuer Botschafter in den USA. Hanefeld löst demnach in Washington Andreas Michaelis ab, der regulär in Pension geht. Die Personalien gehören zu einem Tableau, das Außenminister Johann Wadephul zum einheitlichen Versetzungstermin des Auswärtigen Amts im Sommer vorbereitet und in Regierung und Koalition abgestimmt hat.

Der 60 Jahre alte Hanefeld war bereits zwei Mal im Laufe seiner Diplomatenkarriere an der deutschen Botschaft in Washington stationiert: von 1997 bis 2000 und von 2009 bis 2014 als Gesandter und stellvertretender Botschafter. Von 2014 bis 2024 hatte er eine Sonderbeurlaubung zur Volkswagen AG und war dort Leiter der Bereiche Internationale und Europäische Politik sowie Handelspolitik. Diese Position dürfte vor dem Hintergrund des Streits um Autozölle mit den USA eine nicht unerhebliche Qualifikation sein.

Kabinettsbeschluss steht bevor

Das vom CDUler Wadephul vorbereitete Botschaftertableau soll an diesem Mittwoch im Kabinett beschlossen werden. An zentralen Schlüsselposten würden damit deutsche Interessen auch künftig durch sehr erfahrene Diplomatinnen und Diplomaten vertreten, hieß es aus Regierungskreisen.

Auch bei der Leitung der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Europäischen Union in Brüssel gibt es einen Rückkehrer: Thomas Ossowski arbeitet derzeit als EU-Botschafter in der Türkei und war zuvor als hochrangiger deutscher Diplomat in Brüssel tätig.

Baumann nach London, Bagger nach Rom

Neuer Nato-Botschafter wird demnach Detlef Wächter, bisher Botschafter in Oslo. Er verfügt über breite sicherheitspolitische Expertise. Von 2005 bis 2007 arbeitete er an der Ständigen Vertretung bei der Nato in Brüssel, im Bundeskanzleramt war er von 2007 bis 2010 stellvertretender Leiter des Referats für Sicherheitspolitik mit Zuständigkeit für USA, Kanada, Westeuropa und die Türkei. Nach Stationen in Washington und als Leiter des Referats Nordamerika im Auswärtigen Amt war er von 2015 bis 2017 Leiter des Referats Sicherheitspolitik im Kanzleramt und zuständig für die Nato-Staaten. Von 2019 bis 2022 arbeitete er im Verteidigungsministerium in Berlin.

Ricklef Beutin, bisher Leiter der AA-Zentralabteilung, wird neuer Ständiger Vertreter Deutschlands bei den Vereinten Nationen in New York. Dort soll er für die deutsche Kandidatur für den nichtständigen Sitz im Sicherheitsrat 2027/28 werben. Antje Leendertse, bisher in New York, übernimmt die Ständige Vertretung bei den UN in Genf. Die bisherigen AA-Staatssekretäre Susanne Baumann und Thomas Bagger übernehmen europäische Schlüsselposten: Baumann löst in London Miguel Berger ab, der als Botschafter nach Warschau wechselt. Bagger wird neuer Botschafter in Rom.

Botschafter- und Botschafterinnenposten werden in einem mehrstufigen Verfahren besetzt. Nach Abschluss des Planungsprozesses, der mehrere Monate dauern kann, wird bei der Regierung des Gastlandes ein sogenanntes Agrément beantragt. Wurde dieses erteilt, stellt der Bundespräsident ein Beglaubigungsschreiben aus, das bei Amtsantritt dem Staatsoberhaupt des Gastlandes überreicht werden muss.

Aus dem Auswärtigen Amt hieß es, es sei "gute diplomatische und protokollarische Praxis, zunächst das Gastland über eine geplante Entsendung von Botschafterinnen und Botschaftern zu informieren und hierzu das Einverständnis der betreffenden Gastregierung einzuholen". Um der Entscheidung des Gastlandes nicht vorzugreifen, bestätige man Personalien daher grundsätzlich erst nach einer Zustimmung der Gastregierung.

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