Vietnam hat eine zunehmend alternde Bevölkerung und es mangelt an Arbeitskräften. Angesichts der sich ergebenden sozialen Risiken erlaubt die kommunistische Regierung Familien ausdrücklich, mehr als zwei Kinder zu bekommen. Doch steigende Lebenshaltungskosten sind ein Problem.
Vietnam will angesichts einer sinkenden Geburtenrate die Zwei-Kind-Politik aufgeben. Wie die staatliche Nachrichtenagentur Vietnam News Agency berichtet, sollen Paare in dem kommunistischen Land künftig selbst entscheiden können, wie viele Kinder sie haben wollen. Obwohl die Zahl der Geburten schon seit 2013 sinkt, ging sie in den vergangenen vier Jahren deutlich zurück. Nach Angaben des Gesundheitsministeriums des Landes in Südostasien ist die Geburtenrate 2024 auf 1,91 Kinder pro Frau gefallen. Sie liegt damit Experten zufolge unter dem für die Aufrechterhaltung einer stabilen Bevölkerung erforderlichen Niveau. Im Jahr 2021 lag die Kennzahl noch bei 2,11 Kindern pro Frau.
Der Trend ist vor allem in wirtschaftlich entwickelten Regionen, insbesondere in großen Städten wie Hanoi und Ho Chi Minh Stadt zu beobachten, wo die Lebenskosten ansteigen. Vize-Gesundheitsministerin Nguyen Thi Lien Huong hatte Anfang des Jahres auf einer Konferenz erklärt, dass es - trotz politischer Anpassungen und öffentlicher Kampagnen - immer schwieriger werde, Familien zu mehr Kindern zu ermutigen. Der Rückgang der Geburtenrate stelle vor dem Hintergrund der alternden Bevölkerung und des Arbeitskräftemangels eine Herausforderung für die langfristige sozioökonomische Entwicklung dar, betonte sie.
Aufgrund der in der Geschichte begründeten Bevorzugung von Jungen in der vietnamesischen Gesellschaft hat das Land zudem mit einem Geschlechterungleichgewicht zu kämpfen. Deshalb ist es verboten, Eltern vor der Geburt das Geschlecht ihres Kindes mitzuteilen oder eine Abtreibung aufgrund des Geschlechts des Kindes vorzunehmen. Kliniken, die gegen das Gesetz verstoßen, drohen hohe Strafen. Am Dienstag schlug das Gesundheitsministerium vor, die derzeit geltende Strafe auf 3800 Dollar (umgerechnet 3340 Euro) zu verdreifachen.
In den Jahren nach dem Ende des Vietnamkriegs erlebte das Land einen Bevölkerungsboom: Von rund 46 Millionen im Jahr 1975 stieg die Zahl der Einwohner auf mehr als 100 Millionen im Jahr 2025. Die Zwei-Kind-Politik wurde erstmals 1963 eingeführt, als das damals eigenständige Nordvietnam aufgrund des starken Bevölkerungswachstums der überwiegend armen und ländlichen Bevölkerung begann, eine entsprechende Norm zu befürworten.
Auch in anderen Ländern Asiens setzen rückläufige Geburtenraten die Politik unter Zugzwang. In China, der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt, gilt wegen des sich zuspitzenden Demografie-Problems seit Jahresbeginn eine neue Regelung zur Erhöhung des Renteneintrittsalters. Diese sieht nach offiziellen Angaben vor, dass in den kommenden 15 Jahren Männer schrittweise mit 63 statt 60 Jahren in den Ruhestand gehen können.
Trotz des Endes der Ein-Kind-Politik vor neun Jahren bekommen Frauen im Schnitt nur rund 1,1 Kinder. Wegen hoher Bildungskosten können sich viele Familien in Städten unter der schwierigen Wirtschaftslage nicht mehr als ein Kind leisten.
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