Dorothee Bär (CSU), ist Ministerin für Forschung, Technologie und Raumfahrt im Kabinett von Kanzler Friedrich Merz (CDU). Die Politologin sitzt seit 2002 im Bundestag.
POLITICO: Frau Bär, sind alle Cops bad, wie die Grüne-Jugend-Chefin Jette Nietzard meint?
Dorothee Bär: Also ich glaube, es ist schon gut, wenn man weiß, wo man dran ist. Und Frau Nietzard hat mit ihrer Entgleisung sehr deutlich gemacht, für was die Grünen oder die Grüne Jugend steht. Und ich kaufe zum Beispiel auch bestimmte Lebensmittel nicht mehr, weil bestimmte Unternehmer sich genau so geäußert haben. Die CSU schützt unsere Polizisten. Sie sind jeden Tag mit Leib und Leben für unsere Sicherheit da. Und man sieht halt ganz deutlich, welch Geistes Kind die junge Dame ist.
POLITICO: Und was sollen die Konsequenzen sein?
Bär: Ich glaube, dass es für sich sprechen wird. Die Mehrheit der Bevölkerung steht hinter unserer Polizei. Und wenn man halt sieht, dass so was rumlaviert, dann müssen die Grünen einfach jetzt mal dem Ganzen auch Einhalt gebieten. Und ich hoffe schon, dass auch die Parteivorsitzenden der Grünen dann mal sagen, was sie von der Sache halten.
POLITICO: Kommen wir zu einer anderen Form von Radikalisierung, die wir gerade in den USA erleben. Sehen Sie die Wissenschaftsfreiheit insgesamt oder auch dort in Gefahr?
Bär: Ja, die sehe ich in den USA ganz deutlich in Gefahr. Wir hatten ja in der letzten Woche in Bonn noch unsere Exzellenz-Cluster, die wir ausgewählt haben. Und ich saß justamente auch mit Harvard-Professoren zusammen, die mir noch am Vorabend gesagt haben, dass sie sich kaum vorstellen können, dass die Situation und die Bedingungen noch schlechter werden. Und am nächsten Tag kommt dann dieser große Brecher aus Harvard auch zu uns. Ich bin überzeugte Transatlantikerin, werde es auch bleiben. Aber wir müssen da natürlich jetzt für diejenigen, die zu uns kommen wollen, auch beste Bedingungen bereitstellen.
POLITICO: Was heißt das konkret? Sie wollen die Abgewiesenen nach Deutschland holen?
Bär: Wir wollen auf jeden Fall dafür sorgen, dass zum einen diejenigen, die als Professorinnen und Professoren in der Forschung und in der Lehre sind, auch die Möglichkeit haben, zu uns zu kommen. Das haben wir übrigens auch schon antizipiert mit unserem „1000-Köpfe-Plus“-Programm, auch schon im Koalitionsvertrag. Wir sind jetzt schon nach den USA das wichtigste Zielland für internationale Wissenschaftler.
Aber es geht ja ehrlicherweise auch um Studentinnen und Studenten, die auch aus anderen Ländern zu uns kommen, die normalerweise lieber in die USA gegangen wären. Und am Freitag in Brüssel habe ich dann ganz spontan mal eine Abfrage gemacht, auch bei meinen Kolleginnen und Kollegen aus den anderen europäischen Ländern. Und wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir jetzt der große Ort und der Hort der Wissenschaftsfreiheit sein müssen als Europa. Aber dann natürlich gezielt auch wir als größtes und eines der wichtigsten europäischen Länder natürlich für Deutschland auch konkret, damit man weiß, dass bei uns halt die Wissenschaftsfreiheit tatsächlich gilt.
POLITICO: Frau Bär, kämpfen Sie da für Berlin genauso wie für München?
Bär: Ich kämpfe für alle Bundesländer. Ich bin für alle 16 Bundesländer zuständig.
POLITICO: Und wollen Sie ein ganz konkretes Angebot machen? Ein Lockangebot?
Bär: Na gut, das Lockangebot wird so sein, dass wir vielleicht nicht die Spitzengehälter zahlen können, wie es teilweise an amerikanischen Universitäten momentan ist. Aber ich glaube, alleine diese intrinsische Motivation, auch den Freiheitsgedanken betreffend, hilft schon mal. Und noch dazu ist es natürlich bei uns auch von der Lebensqualität, den Lebenshaltungskosten auch positiv. Ohne Geld wird es nicht gehen. Aber alleine die Freiheit ist für viele schon das A und O.
POLITICO: Brauchen wir dann nicht insgesamt vielleicht auch eine Stimmung, in der sich auch ausländische Studierende bei uns wohlfühlen? Das ist ja auch nicht überall mehr so.
Bär: Wir wollen die willkommen heißen. Und ich glaube, man merkt jetzt schon, dass die Stimmung uns gegenüber wieder wesentlich positiver wird.
Dorothee Bär ist nominiert für THE POWER LIST – GERMANY’S TOP 50.
Im Rahmen der POWER LIST kürt WELT ausgewählte Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Sport: Menschen mit besonderem Profil, Einfluss – oder auch Potenzial. Wer prägt Deutschland 2025? Die finale Liste veröffentlichen wir am 5. Juni gemeinsam mit POLITICO Deutschland und BUSINESS INSIDER Deutschland. Alle Einträge finden Sie schon vorab hier.
Gordon Repinski ist Executive Editor POLITICO Deutschland.
Dieser Text wurde zuerst bei der WELT-Partnerpublikation „Politico“ veröffentlicht. Das „Berlin Playbook“ finden Sie hier.
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