Der Waterkant-Windpark in der Nordsee soll mit den größten und leistungsstärksten Windrädern ausgestattet werden. Doch das Verteidigungsministerium hat Bedenken, denn die Turbinen stammen aus China. Kann die Volksrepublik damit Seewege ausspionieren oder die deutsche Stromversorgung manipulieren?

Der geplante Waterkant-Windpark in der Nordsee rückt ins Visier der deutschen Sicherheitsbehörden. Table.Media berichtet, dass das Verteidigungsministerium überlegt, den Bau aus "Sorge vor Spionage und Sabotage" zu stoppen, weil chinesische Turbinen und Überwachungstechnologie verwendet werden sollen. Damit könnten kritische Seewege, Hafeneinfahrten und militärische Übungsgebiete in der Nordsee ausgespäht werden, heißt es. Laut dem Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) hat das Verteidigungsministerium bis zum 26. Mai Zeit, eine Stellungnahme abzugeben.

Der Waterkant-Windpark soll etwa 90 Kilometer vor Borkum entstehen. Er wird von der Luxcara GmbH entwickelt und soll mit den größten und leistungsstärksten Windrädern ausgestattet werden, die derzeit verfügbar sind: Ab 2028 sollen nur 16 Turbinen Energie für etwa 400.000 Haushalte erzeugen. Die Anlagen stammen allerdings nicht aus Europa, sondern vom chinesischen Hersteller Mingyang Smart Energy. Waterkant wäre somit nach dem italienischen Windpark Beleolico der Zweite in Europa, der "made in China" ist.

Hat China einen roten Knopf?

Windkraftanlagen verfügen in der Regel über rund 300 Sensoren. Die Hersteller benötigen die Daten, um Fehler an der Turbine erkennen und reparieren zu können. Sie dienen auch dazu, um die Winkel der Rotorblätter einzustellen und die Stromerzeugung zu steuern, damit immer das Optimum an Strom erzeugt wird. Die Hersteller können den elektronischen Zugriff aber auch nutzen, um die Windräder in einem schweren Sturm abzuriegeln oder wenn das Stromnetz überlastet ist.

Theoretisch können sie die Turbinen aber auch einfach so vom Netz nehmen - davor warnt etwa der Bundesverband Windenergie: "Wenn man sich vorstellt, dass in Deutschland nur chinesische Windenergieanlagen stehen, könnte China - plastisch gesagt - auf einen roten Knopf drücken und es wäre dunkel", sagte BWE-Präsidentin Bärbel Heidebroek im Podcast "Klima-Labor" von ntv. "Deswegen benötigen wir klare Regeln wie in der Telekommunikation: Diese darf China nicht dominieren und kontrollieren. Genauso sollte es auch im Bereich Cybersicherheit für Windenergieanlagen sein."

Chinesische Turbinen sind günstiger

Laut Table.Media kann das Verteidigungsministerium die Verwendung chinesischer Bauteile auf Grundlage des Windenergie-auf-See-Gesetzes von 2016 verhindern. Dieses regelt, dass ein "Plan zur Errichtung von Windenergieanlagen auf See oder eine Plangenehmigung nur erteilt werden darf, wenn die Sicherheit der Landes- und Bündnisverteidigung nicht beeinträchtigt wird".

Dies wiederum könnte jedoch den geplanten Offshore-Ausbau nicht nur in Deutschland vor große Probleme stellen: Die EU möchte bis 2030 europaweit Windkraftanlagen mit einer Kapazität von 425 Gigawatt bauen. Das entspricht ungefähr der Leistung von 425 Atomkraftwerken. Bis 2050 sollen an Land und auf See Turbinen mit einer Leistung von 1300 Gigawatt entstehen.

Ob dieses Ziel ohne die Verwendung chinesischer Turbinen erreicht werden kann, ist unklar. Die europäische Windindustrie leidet seit der Corona-Pandemie unter steigenden Kosten und Lieferkettenproblemen.

Chinesische Hersteller haben dagegen in den vergangenen Jahren nicht nur technologisch zu den europäischen Pionieren aufgeschlossen: Sie locken westliche Kunden mit großzügigen Finanzierungsbedingungen und Turbinen, die laut dem europäischen Branchenverband Windeurope im Schnitt 20 Prozent günstiger sind. In manchen Fällen soll der Preisnachlass sogar 50 Prozent betragen - trotz der hohen Lieferkosten, die für den umständlichen Transport der riesigen Anlagen auf dem Seeweg fällig werden.

Unbekannte Komponenten in Wechselrichtern

Die Windindustrie ist nicht die einzige Branche der erneuerbaren Energien, in der Sorgen vor chinesischer Sabotage und Spionage umgehen. Die Nachrichtenagentur Reuters hatte vergangene Woche berichtet, dass nicht näher identifizierte US-Kontrolleure unbekannte Kommunikationskomponenten in einigen chinesischen Wechselrichtern für Solaranlagen entdeckt hätten. Beamte des US-Energieministeriums würden das Risiko der Komponente derzeit "neu bewerten".

Die Nachrichtenagentur bezieht ihren Bericht auf zwei anonyme Quellen. Der betroffene Hersteller oder die Zahl der untersuchten Geräte werden nicht genannt.

Wechselrichter werden überwiegend in China hergestellt und weltweit eingesetzt, um Solaranlagen, aber auch Windturbinen an Stromnetze anzuschließen. Sie sind auch in Batterien, Wärmepumpen und Ladegeräten für Elektrofahrzeuge verbaut. Üblicherweise sind sie so konstruiert, dass Updates und Wartungsarbeiten aus der Ferne durchgeführt werden können. Vor unerlaubten Zugriffen schützen sich die Versorgungsunternehmen in der Regel durch Firewalls.

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