Inhalt des Artikels:
- 1) Geschirrspülmittel Fit aus Hirschfelde bei Zittau ...
- 2) Backmischungen von Kathi ...
- 3) Fahrräder von Diamant ...
- 4) Das Waffelbrot Filinchen ...
1) Geschirrspülmittel Fit aus Hirschfelde bei Zittau ...
Knapp 100 Ostmarken begegnen uns heute noch beim täglichen Einkauf. Eine davon ist Fit. Produktionsstandort ist seit den 1960er-Jahren das Werk in Hirschfelde bei Zittau. Das Spülmittel ist Marktführer im Osten und längst in ganz Deutschland gelistet.
Gerettet wurde die Marke nach der Wende von Wolfgang Groß. Der westdeutsche Unternehmer hatte 1993 das Werk von der Treuhand gekauft. Er hielt auch an der alten Flaschenform fest: eine Nachbildung des Roten Turms von Chemnitz, das früher Karl-Marx-Stadt hieß. Dort wurde es erfunden. Groß ließ die Fit GmbH wachsen. Doch nun nach über 30 Jahren hat der Wahlsachse sein Unternehmen im September 2025 an die finanzstarke BlueSun Gruppe, einen spanischen Waschmittelhersteller, verkauft.
... ostdeutsche Marke in spanischer BlueSun Gruppe
Der neue Geschäftsführer der BlueSun Gruppe kommt aus Zittau. Er heißt René Bowitz und startete seine Karriere sogar einst bei Fit. "Wir werden hier die Produktion erhalten, jetzt aktuell sogar ausbauen. Wir suchen neue Mitarbeiter im Produktionsbereich aber auch im kaufmännischen Bereich. Wir sind auf Wachstum eingestellt“, betont er gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. Damit solle das Unternehmen "auch für die Region weiter ein extrem attraktiver Arbeitgeber bleiben". Fit soll dabei ein eigenständiges Unternehmen bleiben.
Und Fit ist längst mehr als nur Fit. Der Fit-Retter Wolfang Groß hatte mehrere Marken gekauft. Das mittlerweile wichtigste Produkt ist der Weichspüler Kuschelweich. Es fährt fast 50 Prozent des Gesamtumsatzes ein. Auch zum Fit-Konzern gehören die Waschmittel Sunil und Rei, aber auch die Kosmetikmarken Gard, Fenjal und Mom. "Für 25 Millionen Euro sollen neue Hallen und neue Produktionsanlagen entstehen“, sagt René Bowitz.
2) Backmischungen von Kathi ...
Viele im Osten Deutschlands sind auch mit Kathi groß geworden. Der Hersteller von Backmischungen mit Sitz in Halle wurde oft "Dr. Oetker des Ostens" genannt. Gegründet wurde das Unternehmen 1951 von Kurt Thiele und seiner Kathi genannten Frau Kaethe. Die Backmischungen hatten Erfolg, das Familienunternehmen wuchs. Doch 1972 wurde es verstaatlicht und zu einem VEB-Betrieb. 1991 erhielt die Familie Thiele den Betrieb zurück, allerdings im desolaten Zustand. Doch auch schnell wurde Kathi wieder die Nr. 1 im Osten und behauptete sich gegen den großen Konkurrenten Dr. Oetker.
... aufgekauft von Konkurrent Dr. Oetker
Im Juli 2025 erklärte die Familie Thiele jedoch, dass sie einen starken Investor brauche, um Kathi erhalten zu können. Der Zuschlag ging an Dr. Oetker. Hunderte Briefe, Mails und Anrufe erreichten die Familie Thiele, denn einige Kunden waren empört, traurig, enttäuscht, dass an den Hauptkonkurrenten im Westen verkauft wurde. "Da hat man selbstverständlich, und das finde ich durchaus legitim, Ängste, dass jetzt alles anders wird", erklärt Markenentwicklungsexperte Arnd Zschiesche gegenüber dem MDR-Magazin Umschau. Er hat eine Professur für Marketing an der Fachschule Westküste in Kiel. Waren und Marken seien auch ein Zeichen unserer Identität, so Zschiesche. "Und in dem Moment, wo man uns etwas von dieser Identität nimmt, reagieren wir mit Abwehr", sagt er. Die Oetker-Gruppe versicherte, Kati als Marke und den Produktionsstandort Halle unbedingt erhalten zu wollen.
3) Fahrräder von Diamant ...
Fahrräder der Marke Diamant werden seit 1895 gebaut. Nach der Wiedervereinigung wurde der im damaligen Karl-Marx-Stadt ansässige volkseigene Betrieb privatisiert. Nach der Wende war die Fahrradmarke schnell ins Straucheln geraten. Die Schweizer Villinger Gruppe kaufte den ehemaligen DDR-Betrieb und rettete ihn damit. 1997 hat das Unternehmen vor den Toren der Stadt in Hartmannsdorf seine Heimat gefunden.
... in amerikanischer Hand
Seit 2003 gehört die Diamantfabrik dem amerikanischen Fahrradhersteller Trek. Bis zu 800 Fahrräder verlassen dort täglich die Montagebänder. Produziert werden Zweiräder der Marken Trek, Electra und Diamant. Dass der Weltkonzern Trek an der Marke Diamant festhielt, war nicht selbstverständlich. "Man hat dann auch überlegt, welche Marke ein besonderes, ein eigenes Profil, hat. Diamant mit der Historie, mit der Geschichte, ältester deutscher Fahrradhersteller zu sein, hat dieses Alleinstellungsmerkmal gehabt", sagt Mirco Schmidt von den Diamant Fahrradwerken GmbH gegenüber dem MDR-Magazin-Umschau. Auch punkten habe man können mit großen sportlichen Erfolgen: Täve Schur, zweifacher Gewinner der Friedensfahrt, Europa- und Weltmeister, hatte seine Erfolge mit Diamant eingefahren.
"Das ist ein Glücksfall für Diamant gewesen. Keine Frage. Denn ein potenter Geldgeber musste her. Wenn Amerikaner in ein ostdeutsches Traditionsunternehmen einsteigen, dann machen sie das mit ganz klaren finanziellen Absichten und die scheinen sich offenbar gerechnet zu haben“, erklärt Ludwig Karsch vom Museum für sächsische Fahrzeuge Chemnitz e.V. Und Trek investiert nach wie vor in die Marke. Jeder dritte Deutsche kennt sie mittlerweile. Räder aus Hartmannsdorf gehen in die Schweiz und nach Österreich. Demnächst auch nach Frankreich, Irland, England, Dänemark und Polen.
4) Das Waffelbrot Filinchen ...
Nur wenige Ostmarken werden heute noch von familiengeführten ostdeutschen Unternehmen hergestellt. Eine der letzten ist das Waffelbrot Filinchen. Produziert wird es in einem Gewerbegebiet am Rande von Apolda. Erfunden hat das Waffelbrot der Apoldaer Bäckermeister Kompa Anfang der 1950er-Jahre. Namensgeber war eine Jugendliebe, die er Filinchen genannt hatte.
Der Weißenfelser Michael Heinemann hatte Filinchen 1993 von der Treuhand gekauft, obwohl die Produktion schon eingestellt war. Heute ist Filinchen bundesweit gelistet. 70 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen in Ostdeutschland. Filinchen besetzt im Knäcke- und Waffelbrotsegment eine Nische: Das Backen des Teigs im Waffeleisen ist ein Alleinstellungsmerkmal.

... von Vater und Sohn geführt
Mittlerweile führt Michael Heinemann das Unternehmen gemeinsam mit seinem Sohn Markus. "Ostmarke ist unsere Identität und wir stehen dazu. Wir sind sehr stolz, eine Ostmarke zu sein. Es ist aber trotzdem wichtig, über die Grenzen von Ostdeutschland hinweg zu gehen und eben auch neue Märkte zu akquirieren", sagt er dem MDR-Magazin Umschau. Vor allem aber brauche es dafür neue Produkte. Da hat der Juniorchef viel vor und schon einiges erreicht. "Zum Beispiel haben wir Filinchen, die zu 93 Prozent aus Erbsen oder Linsen bestehen. Damit haben wir es bei einem großen Händler in Deutschland geschafft, aus dem Stand fünf Produkte zusätzlich in jedes Regal in ganz Deutschland zu bringen. Das war für uns als Ostfirma ein absoluter Meilenstein. So etwas haben wir in der Geschichte noch nicht gehabt“, so Markus Heinemann.
Für die Heinemanns ist die Selbständigkeit ein hohes Gut. Sie wollen unbedingt unabhängig bleiben. "Wenn ein Großkonzern uns auf den Schirm kriegt und da agressive Preispolitik oder andere Dinge macht, dann kann das hart werden. Aber ich bin bereit, da auch zu kämpfen", sagt Markus Heinemann. Nach Markenentwicklungsexperte Zschiesche läuft Filinchen da noch unter dem Radar. Das könnte sich aber ändern, "wenn Filinchen jetzt aus irgendwelchen Gründen noch erfolgreicher wird". Große Unternehmen seien eben vor allem an Renditen interessiert. "Ich hoffe, dass Filinchen, und das ist jetzt meine persönliche Meinung, nicht meine Meinung als Wissenschaftler, weiterhin unter dem Radar bleibt und eine charmante Ostmarke bleiben darf", sagt er.
MDR (cbr)
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