Indien kauft immer noch russisches Öl und finanziert damit indirekt Moskaus Krieg gegen die Ukraine mit. Als Strafe verlangen die USA jetzt hohe Zölle gegen indische Einfuhren wie Textilien, Schmuck oder Leder.
50 statt 25 Prozent - so hoch sind seit Mittwoch die Zölle auf viele indische Produkte, die in die USA geliefert werden. US-Präsident hatte die Verdopplung bereits angekündigt. Laut dem Handelsberater des Weißen Hauses, Peter Navarro, sind sie nun in Kraft getreten.
Der Aufschlag von 50 Prozent ist einer der höchsten der von der US-Regierung verhängten Zölle gegen Handelspartner. Donald Trump will Indien damit nach eigenen Angaben für seine anhaltenden Ölimporte aus Russland bestrafen. Die USA erhoben die sogenannte Sekundärsanktion im Zusammenhang mit den diplomatischen Bemühungen für ein Friedensabkommen in der Ukraine. Russland finanziert seinen Angriffskrieg gegen die Ukraine auch über seine Energieexporte.
Indien ist einer der größten Ölkunden Russlands
Nach China ist Indien der größte Ölkunde Russlands. Seit dem Angriff auf die Ukraine Anfang 2022 ist der Anteil russischen Öls an den indischen Importen von zwei auf fast 36 Prozent im vergangenen Jahr gestiegen. Auch künftig könnte Neu-Delhi nach Darstellung Moskaus weiter auf russisches Öl setzen. Die Zölle hätten ihr Ziel verfehlt.
"Wir liefern weiter Treibstoff (an Indien), darunter auch Rohöl und Ölprodukte, Heiz- und Hüttenkohle", sagte Russlands Vizeregierungschef Denis Manturow kürzlich bei einer gemeinsamen russisch-indischen Regierungssitzung. Er sehe zudem Potenzial bei der Erweiterung des Exports von Flüssiggas, fügte er hinzu.
Erst in der vergangenen Woche besuchte Indiens Außenminister Subrahmanyam Jaishankar Moskau und wurde im Kreml von Präsident Wladimir Putin empfangen. Es gibt zwar Medienberichte, wonach Indien die russischen Öllieferungen drosseln will. Offiziell betonte Delhi aber mehrfach, dass es seine Rohstoffe weiter von dort beziehen werde, wo es günstig sei. Russland muss sein Öl - auch wegen der westlichen Sanktionen - mit Rabatt verkaufen.
Ausnahmen von Zöllen
Die 50-Prozent-Zölle der USA gelten nicht für alle Einfuhren aus Indien. Ausnahmen bestehen unter anderem für Pharma-Produkte und Computer-Chips. Trump hat angekündigt, in den kommenden Monaten weltweit separate Aufschläge für diese Produkte zu erlassen.
Für Einfuhren aus Indien in die USA galt bereits seit fast drei Wochen ein Strafzoll von 25 Prozent. Indiens Premierminister Narendra Modi hatte Mitte August verkündet, sein Land in Sachen Energie unabhängiger machen zu wollen.
Viele Warenexporte betroffen
Der Handelskonflikt belastet die Beziehungen zwischen den USA und Indien. Beide Länder teilen als wichtige Sicherheitspartner gemeinsame Bedenken gegenüber China.
Laut Exportverbänden könnten die Zollerhöhungen fast 55 Prozent der indischen Warenexporte in die USA im Wert von 87 Milliarden US-Dollar betreffen. Zudem könnte die Attraktivität Indiens als alternativer Produktionsstandort zu China Schaden nehmen.
Indien wendet sich stärker China zu
Die indische Regierung wandte sich zuletzt demonstrativ dem Nachbarn China zu. So wurden Linienflüge nach Washington gestrichen und solche nach Peking sollen nach langer Pause wiederaufgenommen werden.
Das US-Außenministerium und das indische Außenministerium teilten gestern in gleichlautenden Erklärungen mit, dass hochrangige Beamte beider Länder ihre Absicht bekräftigt hätten, die bilateralen Beziehungen weiter zu vertiefen.
Mit Informationen von Peter Hornung, ARD-Studio Südasien
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