Mit großer Mehrheit erwarten die Marktteilnehmer eine Zinssenkung der US-Notenbank im September. Das sorgte für neue Rekorde an den US-Börsen. Auch der DAX wurde von der Rekordjagd angesteckt.
Die Zweifel an einer baldigen Zinssenkung in den USA sind verflogen. Zugleich ist die Berichtssaison zum zweiten Quartal überwiegend gut gelaufen. Das bescherte den US-Börsen zunächst neue Kursrekorde.
Wie am Dienstag erreichten der marktbreite S&P 500 und der technologielastige Nasdaq 100 neue Rekordstände. Im Verlauf nahm die Dynamik allerdings deutlich ab. Der Nasdaq 100 ging mit einem geringen Aufschlag von 0,04 Prozent auf 23.849 Punkte aus dem Handel.
Der Leitindex Dow Jones, der noch etwas von seiner Bestmarke von 45.073 Punkten aus dem Dezember entfernt ist, gewann 1,04 Prozent auf 44.922 Punkte. Die am Dienstag veröffentlichen Verbraucherpreisdaten hatten gezeigt, dass sich der Einfluss der US-Zölle auf die Inflation noch in Grenzen hält. Das erhöht den Spielraum für die US-Notenbank Fed, den Leitzins zu senken.
Zu viel Optimismus?
"Der Optimismus kennt aktuell keine Grenzen", konstatierte Portfoliomanager Thomas Altmann von QC Partners. "Nach den gestrigen Inflationsdaten wird die Wahrscheinlichkeit sinkender Zinsen im September jetzt mit 96 Prozent gepreist."
Gleichzeitig warnen viele Experten vor einer Überhitzung des Marktes und bereits hohen Bewertungen. Auch ist die Saisonalität ungünstig. August und September sind in aller Regel keine guten Börsenmonate. Auch die längerfristigen Auswirkungen der US-Zollpolitik auf Inflation und Unternehmensgewinne sind weiter unklar.
Treffen von Trump und Putin rückt in den Fokus
Zunehmend richtet sich der Fokus an den Kapitalmärkten auf das Treffen zwischen US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin am Freitag in Alaska. Die Aussicht auf einen Waffenstillstand könnte dabei die Märkte beflügeln.
Allerdings befürchten Europäer und der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj, dass bei dem Gespräch über die Zukunft der Ukraine über ihre Köpfe hinweg entschieden werden könnte - auch wenn Trump die Positionen der Europäer in der heutigen Abstimmungsrunde scheinbar weitgehend geteilt hat.
DAX deutlich erholt
Am deutschen Aktienmarkt konnte der DAX die leichten Verluste der beiden Vortage fast wettmachen. Mehr war aber nicht drin: Der deutsche Leitindex schloss 0,67 Prozent höher bei 24.185 Punkten. Von seinem Anfang Juli erreichten Rekordhoch von 24.639 Punkten trennt den DAX noch eine Widerstandszone rund um 24.500 Punkte.
Eurokurs legt zum Dollar weiter zu
Der Euro knüpfte an seine Vortagesgewinne an, die Gemeinschaftswährung wurde am späten Abend 0,18 Prozent höher bei 1,1698 Dollar gehandelt. Die Aussicht auf eine Zinssenkung der Fed im September wirkte weiter.
Ölpreise gehen zurück
Am Rohstoffmarkt gaben die Ölpreise nach. Ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent verlor bis zum späten Abend 0,5 Prozent auf 65,74 Dollar.
Die Internationale Energieagentur (IEA) hat ihre Prognose für die Nachfrage nach Rohöl weiter gesenkt. Für das laufende Jahr rechnet der Interessenverband westlicher Industriestaaten nur noch mit einem Anstieg der Nachfrage um durchschnittlich 680.000 Barrel pro Tag. Damit steht die IEA-Prognose im Widerspruch zur Prognose des Ölkartells OPEC, das ein stärkeres Wachstum der Nachfrage voraussagt.
Die aktuellen US-Lagerdaten belasteten die Notierungen weiter. Die Rohölvorräte stiegen in der vergangenen Woche unerwartet um 3,0 Millionen auf 426,7 Millionen Barrel. Analysten hatten dagegen mit einem Rückgang um 0,9 Millionen gerechnet.
Trump attackiert Goldman Sachs
An der Wall Street gab die Aktie von Goldman Sachs zeitweise gegen den Trend leicht nach. US-Präsident Trump hat bei seinen Attacken auf die Geschäftswelt nun auch gegen die Investmentbank ausgeteilt. Er warf der Bank vor, mit ihrer Prognose falsch gelegen zu haben, wonach die US-Zölle der Wirtschaft schaden würden und stellte infrage, ob Vorstandschef Solomon die Wall-Street-Bank führen sollte. In den sozialen Medien erklärte Trump, ausländische Unternehmen und Regierungen würden die Kosten seiner Zölle größtenteils tragen. "Aber David Solomon und Goldman Sachs weigern sich, anzuerkennen, was anzuerkennen ist."
Gewinn von Brenntag bricht um mehr als zwei Drittel ein
Im DAX gehörte Brenntag zu den größten Verlierern. Bei dem Chemikalienhändler ist der Nettogewinn im zweiten Quartal um mehr als zwei Drittel auf 42,9 Millionen Euro eingebrochen. Der Umsatz fiel um vier Prozent auf 3,87 Milliarden Euro. Grund dafür seien neben dem erhöhten Preisdruck und Nachfragerückgang unter anderem Abschreibungen auf Firmenwerte im Massengeschäft in Lateinamerika, so das Unternehmen. Brenntag hatte schon im Juli seine operativen Ergebnisprognosen für das laufende Jahr gesenkt.
VW-Holding Porsche SE kappt Prognose
Die VW-Dachholding Porsche SE senkt wegen der schwierigen Lage bei den Kernbeteiligungen Volkswagen und Porsche AG ihr Jahresgewinnziel. Um Sondereffekte bereinigt geht das DAX-Unternehmen nun noch von 1,6 Milliarden bis 3,6 Milliarden Euro Gewinn aus. In den ersten sechs Monaten verdiente die Porsche SE bereinigt 1,1 Milliarden Euro und damit eine Milliarde weniger als ein Jahr zuvor. Unter dem Strich stand gar ein Einbruch des Nettogewinns von 2,1 auf 0,3 Milliarden Euro.
Angesichts der schwierigen Situation in der Autoindustrie will die Porsche SE in Rüstungsunternehmen investieren. Diese Industrie berge "erhebliches Entwicklungspotenzial (...), von dem das Unternehmen profitieren will", hieß es im Halbjahresbericht.
Hohe Investitionen in Netzausbau schieben E.ON an
Der Energieversorger E.ON profitiert weiterhin vom Ausbau des Energienetzes. Im ersten Halbjahr steigerten die Essener ihre Investitionen gegenüber dem Vorjahr um elf Prozent auf 3,2 Milliarden Euro. Dabei stieg die in das Energienetz investierte Summe um ein Fünftel auf 2,5 Milliarden Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) stieg im ersten Halbjahr um 13 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro. Der DAX-Konzern bestätigte die Ziele für 2025 sowie die Investitionspläne für die kommenden Jahre.
Rüstungsboom füllt Renk-Auftragsbücher auf Rekordbestand
Der Panzergetriebehersteller Renk hat dank der anhaltend hohen Nachfrage aus der Rüstungsindustrie seinen Wachstumskurs im ersten Halbjahr fortgesetzt. Der Auftragseingang legte um 47 Prozent auf 921 Millionen Euro zu und trieb den Orderbestand damit auf einen weiteren Rekordwert von 5,9 Milliarden Euro, wie das MDAX-Unternehmen mitteilte. Der Umsatz kletterte um 22 Prozent auf 620 Millionen Euro.
TUI erzielt Rekordergebnis im Quartal
Der Reisekonzern TUI hat in seinem dritten Geschäftsquartal einen Bestwert beim operativen Ergebnis erreicht. Das bereinigte Betriebsergebnis stieg von April bis Juni um 38 Prozent auf 321 Millionen Euro, teilte TUI mit. Der Umsatz kletterte um sieben Prozent auf 6,2 Milliarden Euro. Der MDAX-Konzern hatte am Dienstag bereits Neun-Monats-Zahlen vorgelegt und die Jahresprognose angehoben auf neun bis elf Prozent Gewinnwachstum statt bisher sieben bis zehn Prozent.
Ströer enttäuscht im zweiten Quartal
Der Werbevermarkter Ströer steht trotz eines schwächer als erwartet ausgefallenen zweiten Quartals weiter zu den Zielen für das laufende Jahr. Wegen eines verhaltenen Sommergeschäfts liege beim Erreichen des Ziels jetzt ein etwas stärkeres Gewicht auf der Geschäftsentwicklung im vierten Quartal. In den drei Monaten bis Ende Juni ging der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um etwas mehr als ein Prozent auf knapp 505 Millionen Euro zurück.
Spannender Abend bei ProSieben
Die italienische Medienholding MFE muss bis zur letzten Minute um eine Mehrheit am Fernsehkonzern ProSiebenSat.1 zittern. Bis 14.00 Uhr hatte sich die von der Familie Berlusconi dominierte MFE 40,4 Prozent an der Senderkette aus Unterföhring bei München gesichert, wie aus einer Pflichtmitteilung hervorging. Eine Bedingung für das Zustandekommen der Übernahme ist das Überschreiten der 50-Prozent-Schwelle nicht. Doch könnten die Italiener Umsätze und Gewinne von ProSiebenSat.1 nur dann voll in die eigene Bilanz einbeziehen und einen echten europäischen TV-Konzern bilden.
Das Angebot läuft noch bis 24.00 Uhr - ebenso wie die konkurrierende, aber niedrigere Bar-Offerte des tschechischen Großaktionärs PPF, der auf bis zu 29,99 Prozent aufstocken wollte, um ein Gegengewicht zu MFE zu bilden. PPF kam bis zum Nachmittag auf 18,4 Prozent. Die meisten großen Investoren warten bei Übernahmeangeboten bis zur letzten Minute ab.
HelloFresh senkt Gewinnprognose
Am Abend geriet die Aktie von HelloFresh unter Druck. Nach Börsenschluss senkte der Kochboxenversender wegen ungünstiger Wechselkurse seine Gewinnprognose für das laufende Geschäftsjahr. Das bereinigte operative Ergebnis (AEbitda) werde nun zwischen 415 und 465 Millionen Euro erwartet, teilte das Unternehmen mit. Bislang hatte HelloFresh 450 bis 500 Millionen in Aussicht gestellt.
Als Grund nannte der Konzern die deutliche Abwertung des US-Dollars sowie des kanadischen und australischen Dollars gegenüber dem Euro. Das operative Geschäft laufe dagegen dank eines Effizienzprogramms sogar etwas besser als ursprünglich gedacht. HelloFresh passte auch das untere Ende seiner Prognosespanne für den Umsatz auf einen Rückgang von sechs bis acht Prozent an. Grund hierfür sei das schwächer als geplante Wachstum bei den Fertiggerichten.
Vestas leidet unter Kundenzurückhaltung
Vestas hat im zweiten Quartal deutlich weniger Aufträge eingeworben als vor einem Jahr. Der Auftragseingang sackte um 44 Prozent auf rund zwei Gigawatt ab. Der dänische Windturbinenhersteller begründete dies mit der Unsicherheit der Kunden mit Blick auf politische Richtungsentscheidungen - insbesondere in den USA. Der Umsatz stieg im zweiten Quartal um 14 Prozent auf gut 3,7 Milliarden Euro, das bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) verbesserte sich auf 57 Millionen Euro.
Evotec enttäuscht
Das schwache Zahlenwerk von Evotec zum zweiten Quartal hat die Anleger des Wirkstoffentwicklers nach der Umsatzwarnung im Juli noch mehr vergrault. Der nun gemeldete Quartalsumsatz sei hinter der Konsensschätzung zurückgeblieben, kommentierte Analyst Charles Weston von der kanadischen Bank RBC. Das negative operative Ergebnis habe indes im Rahmen der Erwartungen gelegen. Die operativen Probleme, die die Neuausrichtung beheben soll, lasten schon lange auf dem Kurs. Seit dem 2021 erreichten Mehrjahreshoch von fast 46 Euro hat der MDAX-Titel rund 85 Prozent an Wert verloren.
KI-Suchmaschine Perplexity will Google-Browser Chrome kaufen
Die KI-Suchmaschine Perplexity AI will nach eigenen Angaben den Webbrowser Chrome von Google übernehmen. Das Unternehmen habe ein unaufgefordertes Angebot in Höhe von 34,5 Milliarden Dollar vorgelegt, teilte Perplexity mit. Mit dem Kauf von Chrome könnte sich das Start-up den Zugang zu den mehr als drei Milliarden Nutzern des Browsers sichern und sich so einen Vorteil im Wettrennen um die KI-gestützte Suche verschaffen.
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