Elon Musk, Mark Zuckerberg, Sam Altman und Jeff Bezos liefern sich ein beispielloses Rennen um den Ausbau ihrer KI-Infrastrukturen. Die Kosten werden in die Billionen gehen - und die Entwicklung, die Tech-Oligarchen zu den mächtigsten Männern der Welt machen.

Unerbittlich fressen sich die mehr als 100 Bagger, Kipper und Kräne durch den roten texanischen Lehmboden. Tausende Bauarbeiter in bunten Warnwesten wuseln zwischen Betonteilen, Rohren, Generatoren und Kabeln hin und her. Mitten im Nirgendwo, am Rande der Kleinstadt Abilene, etwa zwei Autostunden westlich von Fort Worth, steht nicht irgendeine Baustelle. Hier befindet sich eines der größten Schlachtfelder im Kampf um die globale KI-Herrschaft. All die Bagger und Bauarbeiter wurden von einem der wichtigsten Tech-Titanen der Welt in die Einöde beordert: Sam Altman. Seine Truppen bauen dort für ihn acht gigantische, weiße Gebäudekomplexe, jeder etwa zehn Meter hoch, auf einer Fläche größer als der New Yorker Central Park: das Stargate-Rechenzentrum seiner KI-Firma OpenAI.

400.000 KI-Chips will Altman in Abilene zusammenschalten, der bislang wohl größte Cluster von Grafikprozessoren (GPUs) auf der ganzen Welt.1,2 Gigawatt Strom soll der Supercomputer bei Fertigstellung Mitte 2026 verbrauchen - so viel wie eine Stadt mit gut drei Millionen Haushalten. Mit Stargate will Altman die Vorherrschaft bei der Entwicklung künstlicher Intelligenz an sich reißen - der vielleicht wichtigsten Zukunftstechnologie, die die Menschheit je erfunden hat. Doch mit diesem Plan ist Altman nicht allein.

Auch Mark Zuckerberg, Elon Musk und Jeff Bezos sind längst mit von der Partie, ebenso wie Anthropic, Microsoft und Google. Die Tech-Milliardäre und ihre Konzerne liefern sich ein gnadenloses KI-Wettrüsten. Ihr Waffenhändler ist Nvidia-Chef Jensen Huang, der mit seinen Hochleistungschips das Rennen um die größte Rechenpower antreibt. Und um zu gewinnen, lassen sie gigantische Ressourcen aufmarschieren.

Auf mindestens eine und bis zu 2,2 Billionen Dollar summieren sich die Ausgabenpläne von OpenAI, Meta, xAI und Co. in den nächsten fünf bis zehn Jahren, je nachdem welche Annahmen und welchen Zeithorizont man zugrunde legt - die Hälfte der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung eines Jahres. Denn keiner der Tech-Milliardäre will ins Hintertreffen geraten. "Zurückzufallen würde bedeuten, bei der wichtigsten Schlüsseltechnologie falsch positioniert zu sein", zitiert "Bloomberg" Meta-Chef Zuckerberg. Wer auch immer das Rennen macht: Am Ende werden die Tech-Milliardäre die Infrastruktur der Zukunft kontrollieren - und damit zu den mächtigsten Männern der Welt aufsteigen.

"Das größte Projekt der Geschichte"

Das mit Abstand ambitionierteste KI-Aufrüstungsprogramm hat OpenAI. 500 Milliarden Dollar will Altman mit der "Stargate"-Initiative gemeinsam mit Oracle und dem japanischen Softbank-Konzern bis 2029 in die KI-Infrastruktur stecken. Allein die Baukosten für das erste Rechenzentrum in Abilene liegen bei gut 12 Milliarden Dollar - ohne Chips. Die will Oracle für weitere 40 Milliarden Dollar bei Nvidia kaufen. Mindestens zehn weitere solche KI-Supercomputer will Altman in den kommenden Jahren bauen. Oracle-Gründer Larry Ellison sprach bei der Stargate-Vorstellung im Weißen Haus sogar von 20.

Zusammen mit Verträgen über andere Partner gibt OpenAI damit in diesem Jahr gut 50 Milliarden Dollar für KI-Infrastruktur aus. Schon wenige Monate nach dem Launch von ChatGPT Ende 2022 sei ihm klargeworden, dass man nicht einfach nur mehr Rechenleistung brauchen werde, hat Altman in US-Medien rekapituliert. Sondern nichts weniger als "das größte Infrastrukturprojekt der Geschichte", vergleichbar mit dem Bau der US-Autobahnen in den 50er Jahren. Als Codenamen benutzte Altman "Stargate", weil einer der ersten Entwürfe für die Datencenter ein wenig an das Zeitreiseportal in dem Hollywoodfilm mit Kurt Russell erinnerte.

Altman prahlt damit, dass OpenAI bis Ende des Jahres eine Million KI-Chips online haben wird. "Bin sehr stolz auf das Team", postete er auf X und fügte halb scherzhaft, halb ernst gemeint hinzu: "Jetzt sollten sie besser schnell einen Weg finden, das zu verhundertfachen." 100 Millionen GPUs würden mehrere Billionen Dollar kosten und wohl das Stromnetz lahmlegen. Doch seine Konkurrenten denken mindestens genauso groß.

KI-Imperium für Autos und Roboter

Elon Musk folgt seinem Erzfeind Sam Altman dicht auf den Fersen. Er will seine Firmen im Blitztempo zum KI-Imperium umbauen. Da xAI bislang aber nur Geld verbrennt, leitet Musk immer mehr Ressourcen aus dem Rest seines Reichs dorthin um: SpaceX ist bereits mit zwei Milliarden Dollar bei xAI eingestiegen. Und die Aktionäre von Tesla will er bald darüber abstimmen lassen. Denn auch wenn die Umsätze schrumpfen, liegen bei seinem E-Autobauer 13 Milliarden Dollar Cash in den Büchern.

Musk will unbedingt im Rennen bleiben und hat vor, dafür allein in diesem Jahr 13 Milliarden Dollar in weitere KI-Chips zu investieren. Für seine Offensive will sein Vertrauter Antonio Gracias, der bereits in Tesla, SpaceX und Neuralink investiert und in Musks Doge-Team mitgearbeitet hat, laut "Wall Street Journal" 12 Milliarden Dollar mobilisieren. Um frisches Geld zu sichern, soll Musk bereits sogar den heiligen Gral verpfändet haben: die Patente seiner KI Grok.

Die läuft bislang auf etwa 200.000 Nvidia-Chips in einem Rechenzentrum in Memphis: Colossus hat Musk seinen Supercomputer standesgemäß getauft. Er wurde in nur etwas mehr als 120 Tagen aus dem Boden gestampft. Und soll mit dem Geld von Gracias nun um weitere 550.000 Grafik-Prozessoren aufgestockt werden. In den nächsten fünf Jahren will Musk sogar 50 Millionen KI-Chips online bringen - ein ähnlich wahnwitziges Ziel wie das von Sam Altman. So soll Grok bald serienmäßig in allen Teslas verbaut werden. Und mit dem humanoiden Roboter Optimus soll der Autobauer endgültig zur KI-Robotik-Firma werden.

Zuckerbergs Titanen

Auch Mark Zuckerberg hat versprochen, "hunderte Milliarden Dollar" in KI-Rechenzentren zu stecken. Zwischen 66 und 72 Milliarden Dollar jährlich will sein Meta-Konzern dafür investieren. Zuckerbergs gigantische Ambitionen stecken schon im Namen des Programms: Benannt ist es nach den göttlichen Titanen aus der griechischen Mythologie. Finanziert wird es allein aus Metas laufendem Geschäft - mit Cashflows von rund 100 Milliarden Dollar jährlich aus dem Anzeigen-Business.

"Prometheus" ist Metas erstes und wichtigstes KI-Rechenzentrum in Ohio - benannt nach dem Riesen in Menschengestalt, der das Feuer und damit den Fortschritt brachte. Es soll 2026 online gehen und dann wie Stargate in Abilene eine Leistung von über 1 Gigawatt haben. Der zweite Meta-Titan "Hyperion" in Louisiana toppt das sogar noch. Hier sollen am Ende sogar 5 Gigawatt Leistung an den Start gehen. Zudem sind noch weitere Titan-Cluster überall in den USA geplant.

Damit der Ausbau schnell genug geht, bringt Meta seine Rechenzentren inzwischen sogar in Zelten unter. Denn Zuckerbergs Konzern hängt zurück: Sein neustes KI-Modell schwächelte im Vergleich zur Konkurrenz von OpenAI und Google. Der Facebook-Milliardär versucht der Konkurrenz daher mit finanzieller Feuerkraft das Geschäft zu vermiesen - und wirbt Top-KI-Talente wie internationale Fußballstars mit dreistelligen Millionensummen ab. Zuckerberg will so eine KI-Maschine erschaffen, die niemand bezwingen kann. Er verspricht "persönliche Superintelligenz für jeden" und sieht darin nichts weniger als "den Beginn einer neuen Ära für die Menschheit".

Die Cloud-Giganten Amazon, Google und Microsoft sind gigantische Infrastruktur-Investments schon lange gewohnt. Als sogenannte Hyperscaler bauen sie schon seit Jahren immer größere Datenzentren, um für ihre Kunden faktisch unbegrenzte Rechenleistung parat zu haben. Trotzdem konnten sie die KI-Konkurrenz bislang nicht überholen.

Macht von Nationen in der Hand von Milliardären

Das soll sich nun ändern: Zum einen mit strategischen Partnerschaften, wie etwa Microsofts Beteiligung an OpenAI oder Amazons Milliarden-Einstieg bei Anthropic. Zum anderen mit einem technologischen Gewaltmarsch: Amazon und Google feilen längst an eigenen, maßgeschneiderten KI-Chips, um unabhängiger von Nvidia zu werden. Und auch sie öffnen im ganz großen Stil dafür das Portemonnaie: Google plant mit jährlichen Ausgaben von 85 Milliarden Dollar für seine KI-Infrastruktur, Microsoft will 80 Milliarden Dollar pro Jahr in seine Speicherhallen investieren. "Es gibt keinen Grund, warum wir unsere Rechenpower nicht in ein paar Jahren verhunderttausendfachen sollten", zitiert "Bloomberg" Google-Chef Sundar Pichai.

Schon jetzt dominieren die Tech-Giganten. Gut ein Drittel des gesamten Börsenwerts der 500 größten US-Konzerne entfällt nur auf die "Glorreichen Sieben": Alphabet, Amazon, Apple, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla. Mehr als die Hälfte der Rendite im S&P 500 kam 2024 aus den Kursgewinnen allein dieser sieben Firmen. Zusammen machten sie im vergangenen Jahr mehr als 2 Billionen Dollar Umsatz und fast 450 Milliarden Dollar Gewinn. Wären die "Glorreichen Sieben" ein Land, wären sie die zwölftgrößte Wirtschaft der Welt - auf einem Level mit Südkorea.

Das KI-Wettrüsten macht die Tech-Giganten endgültig zu einem Machtzentrum, an dem niemand mehr vorbeikommt. Und die Milliardäre dahinter zu den mächtigsten Männern der Welt. Eine Handvoll Menschen erlangt durch KI endgültig die Macht ganzer Nationen. Denn Sam Altman, Elon Musk, Mark Zuckerberg und Jeff Bezos werden mit ihren Rechenzentren die kritische Infrastruktur der Schlüsseltechnologie kontrollieren, von der die Zukunft abhängt - so wie Rockefeller, J.P. Morgan, Vanderbilt und Carnegie einst vor mehr als hundert Jahren die Ölförderung, Banken, Eisenbahnen oder die Stahlproduktion kontrollierten.

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