- Nach Frostschäden im vergangenen Jahr steht der Jahrgang 2025 unter guten Vorzeichen.
- Den ostdeutschen Winzern geht es besser als ihren Kollegen in anderen Teilen der Republik – auch wegen weniger Konkurrenz.
- Dennoch hat die Weinbranche aufgrund der hohen Kosten und des Personalmangels mit Schwierigkeiten zu kämpfen.
Seit mehr als 60 Jahren baut die Familie Pawis in Freyburg an der Unstrut Wein an. Christian Pawis ist gerade dabei, das Weingut zu übernehmen, für das seine Großeltern den Grundstein gelegt hatten. In der Galerie des Guts hängen viele Bilder, die an die Anfänge erinnern.
"Hier sieht man die kleine Hütte. Die hat mein Opa damals zusammen mit meiner Oma bezogen. Die haben das einfach als Wohnraum bekommen zu DDR-Zeiten. Und da war ein ganz, ganz kleiner Weinberg dran, mit 500 Reben – so fing es an", erzählt der Winzer.
Voraussichtlich stabile Ernte nach Frostschäden 2024
Über die Jahrzehnte ist das Weingut in Freyburg deutlich gewachsen. Aus 500 wurden fast 100.000 Reben. Im vergangenen Jahr gab es aber einen großen Rückschlag: Später Frost hatte überall im Land für extreme Ernteausfälle gesorgt. 75 Prozent waren es beim Weingut Pawis.
In diesem Jahr sieht es deutlich besser aus, erzählt Christian Pawis beim Blick auf die Reben an einem der Weinberge des Guts: "Was man hier auf den ersten Blick sehen kann, wenn man die Blätter ein bisschen beiseite macht: Hier hängen Trauben drin. Das sieht aus wie ein normales Jahr, wie ein normaler Ertrag und damit können wir gut arbeiten."
Saale-Unstrut: Standortvorteil durch wenig Konkurrenz
Im September wird es so weit sein. Kurzfristig sieht es also erstmal gut aus. Aber auch beim Blick in die ferne Zukunft ist es Christian Pawis nicht bange. Denn das Anbaugebiet Saale-Unstrut hat einen Standortvorteil, sagt er.
Es sei eher klein und rundherum gebe es wenig regionale Konkurrenz: "Das gibt uns natürlich einen großen Vorteil in der Vermarktung. Weil wir wirklich eine regionale Vermarktung machen können und die Konsumenten auch ausreichen, um das bisschen Wein, was wir herstellen in Saale-Unstrut, auch regional zu verkaufen."
Ostdeutsche Winzer in besserer Lage als anderswo
Wenn man nur Privatkunden hat, ist das Problem überschaubar, sagt Georg Prinz zur Lippe, Präsident des Verbands der Prädikatsweine im Osten. Auch er schätzt die Situation der Winzer in den mitteldeutschen Anbaugebieten besser ein als die der übrigen im Rest der Republik.
Trotzdem stünden auch hier 20 bis 30 Prozent der Winzer vor dem Aus, erklärt er: "Das ist einfach jammerschade, weil wir eine komplette Kultur, die wir ja eigentlich über mehrere tausend Jahre gehalten haben, zerstören."
Gestiegene Produktionskosten und Arbeitskräftemangel
Das Problem sei nicht nur, dass die Menschen weniger Wein trinken, sondern auch gestiegene Produktionskosten, die Trump-Zölle und Arbeitskräftemangel. Da beim Weinanbau das Personal zwei Drittel der Kosten ausmache, sei für die deutschen Winzer aber vor allem der Mindestlohn das Problem. In vielen anderen Weinländern wie beispielsweise Italien gebe es den nicht.
"Das heißt: Der Südtiroler Wein kann viel günstiger produziert werden als der Wein meinetwegen in Sachsen, Baden oder der Pfalz. Das ist das, was uns hier unglaublich weh tut und was wir nicht in Ordnung finden."
Optimismus in Sachsen-Anhalt
Aus dem Wirtschaftsministerium in Sachsen-Anhalt heißt es, man kenne die Sorgen der Winzer, versuche mit Förderprogrammen zu helfen und setze sich auf europäischer Ebene für sie ein. Anders als der Wein-Verband sieht das Ministerium eine gute Zukunftsperspektive für die einheimischen Weingüter.
Auch Christian Pawis bleibt trotz der Krise in der Branche optimistisch: "Irgendwie denke ich mir immer, du hast es selbst in der Hand und wenn es ganz ganz schlecht kommt, was ich nicht vermute, ja dann macht man halt nur noch so viel, wie man selber trinkt."
Dass er so gelassen sein kann, liegt auch daran, dass das Weingut auf mehreren Standbeinen steht. Es dient auch als Eventlocation und hat Ferienwohnungen, die vermietet werden. Bricht eines der Standbeine weg, kann es also trotzdem weiter existieren.
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