Zwei Großaktionäre streiten um ProSiebenSat.1. Nun legt der Medienkonzern um den Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Berlusconi nach. Die Bundesregierung hat jedoch Bedenken wegen der journalistischen Unabhängigkeit.
Im Bieterwettkampf um ProSiebenSat.1 erhöht der italienische Medienkonzern MFE sein Angebot. "Nicht, weil unser anfängliches Angebot unangemessen gewesen wäre, sondern weil wir von dem Industrieprojekt überzeugt sind, das wir seit Jahren als Hauptaktionär unterstützen", sagte Pier Silvio Berlusconi, der Chef der Familienholding. Er bekräftigte, sein Unternehmen wolle die deutsche Senderkette nicht komplett übernehmen, sondern wolle "Flexibilität, um auf der Grundlage einer gemeinsamen Vision eine klare Richtung vorzugeben." MFE werde die redaktionelle Unabhängigkeit und die nationale Identität von ProSieben bewahren.
Damit reagierte Berlusconi auf die Bedenken der Bundesregierung. Diese hatte sich am Wochenende in den Bieterkampf eingeschaltet. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer lud Berlusconi zu einem Gespräch ins Kanzleramt ein. "Ein Eigentümerwechsel darf nicht zu einer Einschränkung der journalistischen Unabhängigkeit führen", betonte der Politiker. Zuvor hatte auch die Medienaufsicht KEK vor den Risiken für die Medienvielfalt gewarnt.
Pier Silvio Berlusconi ist der Sohn des früheren italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, dem gute Verbindungen zu Russlands Präsident Wladimir Putin nachgesagt wurden. Die Bundesregierung hat der Regierung in Moskau wiederholt die bewusste Verbreitung von Desinformation in Europa vorgeworfen.
Nächste Runde im Tauziehen
MFE hält bereits 30,63 Prozent an ProSiebenSat.1. Den übrigen Eignern bietet die italienische Firma nun je Aktie neben einer konstanten Bar-Komponente von 4,48 Euro zusätzlich 1,3 der wenig gehandelten MFE-A-Aktien. Bislang lag die Aktienkomponente bei 0,4 Papieren. Zum Schlusskurs vom Freitag ist die Offerte damit knapp 8,15 Euro wert. Dies entspricht einem Aufschlag von 16 Prozent auf den Xetra-Schlusskurs vom Freitag. Die Annahmefrist für das Angebot läuft noch bis zum 13. August. Als Reaktion auf die nachgebesserte Offerte stiegen die ProSieben-Titel im Frankfurter Frühhandel um knapp zehn Prozent auf 7,72 Euro.
MFE erhofft sich von einer engeren Zusammenarbeit mit ProSieben strategische Vorteile und Einsparungen. Dies könnte den Gewinn um bis zu 80 Prozent in die Höhe treiben. Neben MFE bemüht sich auch der tschechische ProSieben-Großaktionär PFP um eine Aufstockung seines Anteils, allerdings auf maximal 29,99 Prozent. Dessen Gebot liegt mit 7,00 Euro in bar allerdings unter dem Aktienkurs. Er kommt bisher auf 16,48 Prozent.
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