Übernehmen bald Roboter monotone oder gefährliche Jobs - in Industrie, Gastronomie und Haushalt? Was hieße das für die Arbeit, die heutige Gesellschaft und unsere Zukunft?
In einem Video des US-Start-ups Figure arbeiten zwei humanoide Roboter präzise und koordiniert: Sie räumen gemeinsam einen Kühlschrank ein, das Ketchup findet seinen Platz im obersten Regal. Die Firma behauptet, den ersten universell einsetzbaren humanoiden Roboter entwickelt zu haben.
Doch auch aus Deutschland kommt Konkurrenz. Das Unternehmen Neura Robotics aus Metzingen präsentiert auf der Münchner Robotikmesse Automatica seine Entwicklung: den Roboter 4NE1 "For Anyone". In firmeneigenen Videos gießt 4NE1 Blumen, räumt Waschmaschinen aus und bügelt Wäsche.
Gründer David Reger verspricht: Die dritte Generation des Roboters könne sicher und selbstständig mit Menschen in realen Umgebungen arbeiten. "Er kann die gleichen Knöpfe drücken wie ein Mensch und im Grunde jede Aufgabe übernehmen", sagt Reger. Mit rund 600 Mitarbeitenden sieht sich Neura Robotics gut gewappnet für das Zeitalter humanoider Roboter. Doch wie realistisch ist ihr flächendeckender Einsatz, insbesondere in Privathaushalten?
Bisher nur Alltag in der Industrie
Tatsächlich arbeiten die meisten Roboter heute noch fern vom Wohnzimmer: fest installiert in Fertigungshallen - etwa in der Autoindustrie. Doch selbst hier verändert sich viel. Beim Autobauer BMW in Leipzig übernehmen inzwischen acht Roboter die Oberflächenkontrolle fertiger Fahrzeuge. Eine Tätigkeit, die zuvor von Menschen durchgeführt wurde.
Besonders bemerkenswert: Die Fahrzeuge steuern inzwischen selbstständig zur Inspektion, gesteuert von lasergestützten Sensoren, sogenannten Lidaren. Johann Leidel, Qualitätsingenieur bei BMW Leipzig, erklärt: "Früher mussten Menschen etwa hundert Mal am Tag in Autos ein- und aussteigen. Dafür haben wir kaum noch Personal gefunden." Ein Phänomen, das viele Unternehmen betrifft und das sich in den nächsten Jahren verstärken wird.
Der demografische Wandel als Treiber
Die demografische Entwicklung setzt den Arbeitsmarkt unter Druck. Im Jahr 2024 wurden in Deutschland so wenige Kinder geboren wie seit 2009 nicht mehr. Gleichzeitig verabschiedet sich die Babyboomer-Generation langsam in den Ruhestand. Der Höhepunkt wird für 2031 erwartet, wenn der geburtenstarke Jahrgang 1964 in Rente geht.
"Wenn Arbeitskräfte fehlen, steigt der Anreiz zur Automatisierung", erklärt Enzo Weber, Arbeitsmarktforscher am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). "Technologischer Fortschritt findet vor allem dort statt, wo Arbeitskraft knapp ist."
Roboter im Mittelstand und in der Gastronomie
Die Automatisierung erreicht längst nicht mehr nur Großkonzerne. Auf der Messe Automatica lag ein besonderer Fokus auf der sogenannten "Mittelstands-Automation". Neue Anbieter bieten preisgünstige und leicht zu bedienende Systeme speziell für kleine und mittlere Betriebe an.
Auch die Gastronomie profitiert: In Großküchen etwa, wo Personal fehlt, übernehmen Roboter inzwischen das Einsortieren von Geschirr. Das Unternehmen Yaskawa zeigte, wie ein KI-gesteuerter Greifarm Teller vom Tablett hebt und in die Spülmaschine sortiert. "Das war früher schwer zu automatisieren, weil es Hand-Auge-Koordination braucht", sagt Michael Klos von Yaskawa Europe. Dank Fortschritten in Robotik und KI seien solche Anwendungen nun möglich - besonders bei repetitiven und fehleranfälligen Tätigkeiten.
Jobkiller oder Helfer?
Doch eine Frage bleibt: Übernehmen Roboter wirklich nur die unangenehmen, gefährlichen und eintönigen Aufgaben? Oder machen sie auf lange Sicht menschliche Arbeitskraft überflüssig? Und was bedeutet das für uns? Arbeitsmarktforscher Weber sieht darin keine akute Gefahr.
Er geht nicht davon aus, dass durch Roboter und Künstliche Intelligenz grundsätzlich weniger Jobs entstehen. Im Gegenteil: "Neue Technologien schaffen auch neue Bedarfe und neue Berufe. Damit können wir unsere soziale Sicherung weiterhin über Arbeit finanzieren", so Weber. Voraussetzung ist jedoch, dass sich auch die Arbeit weiterentwickelt und die Menschen mit ihr. Wer sich weiterbildet und neue Fähigkeiten erlernt, kann produktiver arbeiten und davon auch finanziell profitieren.
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