Carlo Marroni ist Journalist der wirtschaftsliberalen Zeitung «Sole 24 Ore» und schreibt seit Jahren über den Vatikan. Dass dessen Kasse leer ist, erklärt Marroni vor allem damit, dass aus den USA und Deutschland viel weniger Spenden fliessen.
«In Deutschland hat die Zahl der Kirchenaustritte stark zugenommen, vor allem infolge der Missbrauchsskandale», sagt er. Und auch die römisch-katholische Kirche in den USA werde von Skandalen erschüttert.
Zudem habe Leos Vorgänger Franziskus einen besonders guten Draht zu den wohlhabenden US-Bistümern gehabt.
Wachstum nur in armen Ländern
Jesús Miñambres ist Professor an der päpstlichen Universität Santa Croce in Rom und beschäftigt sich mit kirchlichen Finanzen. Auch er erklärt die leeren vatikanischen Kassen vor allem mit ausbleibenden Spenden.
«Die römisch-katholische Kirche wächst vor allem in armen Ländern. In Afrika oder Asien. Während die Zahl der Katholikinnen und Katholiken in den reichen Ländern Europas oder Nordamerikas stagniert oder abnimmt.»
Der Vatikan muss mehr Spenden einsammeln, seinen Besitz besser verwalten oder sparen.
Die Folgen schlagen zu Buche: 70 Millionen Euro Defizit allein im letzten Jahr bei einem Budget von rund 1.2 Milliarden. Diese Zahlen beziehen sich auf die Kurie, also auf die Verwaltung der römisch-katholischen Weltkirche.
Daneben führen der kleine Vatikanstaat, die Vatikanbank IOR oder der Peterspfennig eigene Rechnungen, die aber nicht zwingend jedes Jahr veröffentlicht werden. Es gibt also keine Gesamtschau. Doch dass die Zahlen insgesamt rot sind, daran besteht kein Zweifel.
Mehr Spenden hereinholen und sparen
Miñambres von der Uni Santa Croce glaubt nicht an eine schnelle Sanierung: «Die Kurie produziert ja nichts. Sie ist dazu da, Geld auszugeben. Und das wird so bleiben.»
Der Journalist Marroni macht immerhin drei konkrete Vorschläge, wo der Papst nun ansetzen könnte: «Der Vatikan muss mehr Spenden einsammeln, seinen Besitz besser verwalten oder sparen.»
Papst Leo, der US-Amerikaner, dürfte wohl versuchen, mehr Spenden aus seiner Heimat anzuziehen. Sparen hatte auch schon Leos Vorgänger Franziskus versucht. So hat er zum Beispiel den Kardinälen ihre stattlichen Bezüge gestutzt. «Viel ist da nicht mehr zu holen», sagt Marroni.
Immobilienbesitz in Milliardenhöhe
Bleibt der immense Immobilienbesitz des Vatikans. Der Wert der verfügbaren Immobilien wird auf bis zu drei Milliarden Euro geschätzt. Das sind Liegenschaften, die der Vatikan tatsächlich verkaufen oder vermieten kann.
Die römisch-katholische Kirche müsse ihren Besitz an Gebäuden besser bewirtschaften, sagt Marroni. Zur Erinnerung: Vor einigen Jahren verlor der Vatikan bei einem äusserst dubiosen Immobilien-Deal in London über 200 Millionen Euro.
Kritiker verweisen immer wieder darauf, dass der Vatikan eben eine absolute Monarchie sei. Mit dem Papst als Alleinherrscher. Es gibt weder ein Parlament noch eine unabhängige Justiz, die für Kontrolle sorgen. Und fehlende Kontrolle steht oft am Anfang leerer Kassen.
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