Der Turm ist ein Statement. Mit 142 Meter Höhe dominiert das Hochhaus mit seiner treppenhaften Glasfassade nun den Berliner Osten, absolut passend für einen globalen Techriesen wie Amazon. Der E-Commerce-Konzern will seine Berliner Belegschaft an dem Standort zusammenziehen, Mitte Juni wurde er im Beisein des Regierenden Bürgermeisters Kai Wegner (CDU) eröffnet. Die ersten 700 Mitarbeiter sind bereits eingezogen.

In der zwölften Etage hat das Team von Vaughn Schermerhorn seine Arbeit aufgenommen. Es filtert und moderiert die Millionen von Kundenrezensionen, die unter Amazons Produkten erscheinen. Der Deutschamerikaner, der seit 15 Jahren im Konzern arbeitet, sagt: "Ich bin sehr excited." Das liege insbesondere an der Arbeit mit künstlicher Intelligenz (KI), die sie im Hochhaus machen. "Wir haben jedes Jahr erstaunliche Ideen, die wir umsetzen wollen." Sein Vorzeigebeispiel: KI-generierte Zusammenfassungen der Rezensionen. "Wir verbessern das Nutzererlebnis kontinuierlich, bauen aber auch Tools, die uns helfen, Softwarecode und Produktvorschläge zu schreiben." KI wird immer besser, die Einsatzmöglichkeiten wachsen ständig.

Was die Frage aufwirft: Braucht es dann noch all die Angestellten? Mehr als 3000 sollen es im Berliner Tower einmal werden. Aber wird es hier überhaupt noch mal so voll?

Die Sorge ist nicht ganz unbegründet. Nur zwei Tage nach der Eröffnung schickte Amazon-CEO Andy Jassy seinen Mitarbeitern ein Memo, das Thema: der rasante Fortschritt bei KI. Die Technik ändere "vollständig, was für Kunden und Unternehmen möglich ist", so Jassy. Das bedeute: "Wir werden weniger Leute für einige der Jobs brauchen, die heute gemacht werden."

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Mit dieser Prognose ist Jassy nicht allein. In vielen Unternehmen wird gerade überlegt, wie sich KI sinnvoll einsetzen lässt – und wie viele und welche Mitarbeiter dann überhaupt noch nötig sind. Dass KI Arbeitsplatzverluste mit sich bringen könnte, darüber wird seit Jahren orakelt. Aber wer wann und in welchem Ausmaß betroffen sein würde? Bislang Spekulation. Nun aber, gut zweieinhalb Jahre, nachdem die Veröffentlichung von ChatGPT eine neue Welle an KI-Innovationen losgetreten hat, schärft sich das Bild. Wie so oft vor allem in den USA, wo beim Einsatz von KI besonders die großen Techkonzerne vorangehen. Sie sind bislang am konsequentesten bei dem Versuch, menschliche Angestellte durch KI zu ersetzen. Doch auch in Deutschland gibt es immer klarere Vorstellungen davon, was in einigen Jahren mit KI möglich sein sollte – und wer dann verzichtbar sein wird. Capital hat sich umgeschaut, Beispiele gesammelt – und erste Anzeichen des KI-Einschlags am Jobmarkt gefunden.

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Erschienen in Capital 8/2025
  • Künstliche Intelligenz
  • Arbeitswelt
  • Zukunft
  • Jobverlust

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