Im Rahmen ihrer Hightech-Agenda will die Bundesregierung Deutschland offenbar als führenden Chip-Produktionsstandort in Europa aufbauen. Das soll Zukunftstechnologien wie Künstlicher Intelligenz einen Schub geben.

Die Bundesregierung will Deutschland als führenden Chip-Produktionsstandort in Europa etablieren. "Wir schaffen Anreize für mehr Fertigung von Chips, Ausrüstung und Vorprodukten in Deutschland durch mindestens drei neue Werke", heißt es in der neuen Hightech-Agenda, die der Nachrichtenagentur Reuters vorliegt.

"Wir holen neue Chip-Fabriken nach Deutschland und etablieren Deutschland als Chip-Produktionsstandort Nr. 1 in Europa", schreibt das Bundesforschungsministerium in dem Papier weiter. Details werden nicht genannt. Die Agenda soll noch im Juli vom Kabinett beschlossen werden.

TSMC baut Chipfabrik in Dresden

Mikrochips werden für die Energiewende gebraucht, sprich für Wind- oder Solartechnologien und Elektroautos, sowie auch für den Ausbau von Künstliche Intelligenz (KI). Die Halbleiter sind meist kleine, aber sehr elementare Bauteile für viele Produkte der heutigen Zeit. In Deutschland sollen vor allem smarte und energieeffiziente Chips für die KI entwickelt und gebaut werden. Noch in diesem Jahr soll ein erstes Leitprojekt für einen Supercomputer im Auto starten.

Schon die Ampel-Regierung hatte den drastischen Ausbau der Chip-Fertigung als Ziel, musste aber mit der vorläufigen Absage des US-Konzerns Intel für ein Werk in Magdeburg einen Rückschlag hinnehmen. Auch das US-Unternehmen Wolfspeed hatte im Oktober den Bau einer in Ensdorf im Saarland geplanten Chipfabrik verschoben. Ansonsten baut das Gemeinschaftsunternehmen European Semiconductor Manufacturing Company (ESMC) um TSMC, Bosch und Infineon seit Sommer in Dresden eine hochmoderne Halbleiterfabrik.

Bundesforschungsministerin Dorothee Bär (CSU) plant einen Schub in Forschung und Entwicklung von Zukunftstechnologien wie KI und Quantencomputing sowie deren industrieller Anwendung. Bis Ende 2025 sollen die deutschen Bewerbungen für europäische KI Gigafactorys mit Wirtschaft, Wissenschaft und Ländern koordiniert werden, die 2027 in Betrieb gehen sollen, wie Reuters bereits am Dienstag berichtete.

Zehn Prozent der Wirtschaftsleistung

Die sogenannten Gigafactorys sind besonders leistungsstarke Einrichtungen, mit denen etwa Firmen mit KI-Unterstützung Produktentwicklungen vorantreiben können. Ebenfalls noch 2025 soll erstmals in Deutschland ein Forschungssatellit zur Quantenkommunikation in Betrieb gehen. 2026 soll ein "KI-Robotikbooster" mit Leitprojekten für Mehrzweckroboter starten, 2027 dann ein neues Forschungsprogramm "Software-Engineering".

"Mit einer KI-Offensive wollen wir bis 2030 zehn Prozent unserer Wirtschaftsleistung KI-basiert erwirtschaften und KI zu einem wichtigen Tool in zentralen Forschungsfeldern machen", heißt es in der Hightech-Strategie. Deutschland und Europa befänden sich in einer Aufholjagd gegenüber USA und China. Nach einem Treffen von Kanzler Friedrich Merz (CDU) und Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf der Zugspitze betonten beide die Bedeutung der Hightech-Strategie für die Zukunft des Landes.

Bär will derweil den Fokus nicht nur auf die Entwicklung, sondern auch auf die wirtschaftliche Umsetzung der Forschungsergebnisse legen. "Studien errechnen ein Potenzial an zusätzlicher Wertschöpfung durch KI von 300 bis 400 Milliarden Euro pro Jahr in Deutschland und zehnmal so viel weltweit", heißt es in dem Papier mit Blick auf die kommenden Jahre. Deutschland verzeichne zwar in der frühen Phase der Innovation Erfolge, falle jedoch in der Kommerzialisierung deutlich zurück.

Aktionsplan für Fusionskraftwerk geplant

In der Hightech-Agenda wird darüber hinaus angekündigt, dass bis Ende 2025 ein strategischer, längerfristiger Aktionsplan vorgelegt werden soll, um ein Fusionskraftwerk in Deutschland zu bauen. Zudem soll es weitere Förderung der Forschung bei Wind- und Solartechnologien geben und Deutschland ein "führender Innovations-, Fertigungs- und Anwendungsstandort für stationäre Batteriespeicher" werden.

Ab 2026 sollen sogenannte Kompetenzcluster für Batteriematerialien, Batterieproduktion sowie für Festkörperbatterien aufgebaut werden. Im Bereich der Geothermie soll Deutschland weltweiter Vorreiter werden. In dem 35-seitigen Papier wird betont, dass der Weltmarkt für grüne Energietechnologien laut Expertinnen und Experten von 700 Milliarden Dollar 2023 auf mehr als zwei Billionen Dollar 2035 wachsen soll.

Zivile und militärische Forschung

Zur Hightech-Agenda gehören aber auch die Gesundheitsforschung, die Raumfahrt sowie die künftige Verzahnung ziviler und militärischer Forschung. "Wir prüfen die Möglichkeiten einer Nutzung der Förderinstrumente der Bundesagentur für Sprunginnovation (Sprind) für den Verteidigungsbereich", heißt es. Bisher gibt es zwei getrennte Agenturen für den zivilen und den militärischen Bereich.

Zudem wird die Erneuerung der deutschen Forschungsflotte unter anderem für die Klima- und Biodiversitätsforschung in den Meeren angekündigt. Neben einer verstärkten Förderung soll das Geld dafür durch mehr Wagniskapital sowie von einem Deutschlandsfonds zur Bündelung von staatlichem und privatem Geld kommen. Ausdrücklich wird der Staat als sogenannter Ankerkunde genannt, der neue Produkte kaufen soll, um sie marktfähig zu machen.

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